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Begriffe raten: Videorubrik zu schwäbischen Wörtern
STUTTGART. Sind Sie ein Dialektexperte? Für Neigeschmeckte ist es nicht immer einfach, sich im „Schwobaländle“ zurechtzufinden und alles zu verstehen. Für Staatsanzeiger-Mitarbeiterin Rieke aus Köln ist das Alltag. Ihre Sprachbarrieren will sie sich vor Kollegin Elke nicht anmerken lassen. Das klappt leider nicht immer…
Sprachschnipsel
Erklärungen zu den Begriffen
Schloofkapp, duslet, schlööferlet, pfuust: Mediziner allerorten sind zu der Erkenntnis gelangt, dass das Nickerchen zwischendurch die Leistungsfähigkeit und Ausgeglichenheit des auf diese Weise Erholung Erstrebenden steigern. Und obwohl man zumindest werbe-strategisch die Angleichung an den Süden anstrebt, gibt es wohl keine Statistik darüber, inwiefern die Siesta in süddeutschen Amtsstuben und Büros eingezogen ist.
Immer noch besteht die Gefahr, als „Schloofkapp“ abqualifiziert zu werden, wo man doch eigentlich Gesundheitsmanagement betreibt, wenn man nach der Mittagspause im Bürostuhl „duslet“, „schlööferlet“ oder „pfuust“. Dennoch gilt auch hier die Regel: Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.
Der Chaib: Möchte der Alemanne betonen, wie kalt es wirklich ist, dann sagt er: „S’isch chaibechalt.“ Oder etwas ist „chaibeschön“, „chaibeeng“ oder „chaibedüür“, also sehr sehr teuer. „Chaibe“ ist eine Steigerungsform von Eigenschaften, die gleichzeitig auch eine Wertung enthält. Sie kann Missfallen ausdrücken, eine kritische Bewunderung signalisieren, aber auch deutliche Ablehnung vermitteln. Denn der „Chaib“, der sprachlich hier Pate stand, ist ein gerissener, gewitzter oder auch gemeiner Kerl.
Im Mittelhochdeutschen war der „keib“ einer, der Schelte, wenn nicht gar den Galgen verdiente. „Chaibeschad“ kann es dann also sein, wenn nicht der Chaib den Kürzeren zieht, wie er es verdienen würde, sondern es – mal wieder – den Falschen treffen sollte.
Goishirtle: Wenn der Schwabe zu solch kunstvollen Worten anhebt, meint er das hochdeutsche Äquivalent „Birne“. . Wo die süße Vokabel ihren Ursprung hat und ob sie selbst aus fremdem Wortschatz „aufgeklaubt“ und adaptiert wurde, sollten besser Linguisten feststellen. Für den unbefleckten Nichtschwaben gilt im Hinblick auf Konsum und Kommunikation: Einfach mal ausprobieren!
Der Häggr: Bei dem Begriff „Häggr“ könnte man auf den ersten Blick an boshaftes Spähverhalten im Internet denken. Oder an einen rabiaten Forstarbeiter, der Holz hackt. Seiner äußeren Schärfe zum Trotz, hat das Wort aber eine süße, fast schon liebliche Ausprägung. Es meint: „Schluckauf“.
hee: He heißt schlicht und ergreifend: kaputt. Wenn also der Schwabe einmal „he“ seufzt, ist allen klar: Die Sache ist unwiederbringlich zerstört. Kurz und schmerzlos intoniert der Schwabe seinen Abschied. Großer Worte bedarf es da nicht.