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Serie Rathäuser

In Rutesheim bleiben aus Energiespargründen manche Lichter aus

Während andernorts Rathausbauten von Fachwerk geprägt sind, dominiert in Rutesheim der für den Südwesten untypische Klinkerbau, den man eher in Mittel- und Norddeutschland vorfindet. Das Verwaltungsgebäude aus den 1970er-Jahren ist im Mittelpunkt des Ortes und hat viele Vorzüge.

Das Rathaus von Rutesheim liegt, wie so viele, im Stadtzentrum. Untypisch freilich ist der Klinkerbau aus den 1970er-Jahren.

Stadt Rutesheim )

RUTESHEIM. Es ist eine lange, gerade und deswegen sehr auffällige Straße, die mitten durch Rutesheim im Landkreis Böblingen führt. Entstanden ist sie nach einem Großbrand im Jahr 1837, der größere Teile der Innenstadt in Mitleidenschaft gezogen hat. Mit dem Bau der breiten Straße wollte man daraufhin künftige Großbrände schon zu einem frühen Zeitpunkt an der Ausbreitung hindern.

Entlang der langen Geraden durch den Ort, der heutigen Pforzheimer Straße, ist auch das Rathaus Rutesheim zu finden. Ausgestattet mit einem großen Vorplatz, besitzt es repräsentativen Charakter. Das Gebäude aus dem Jahr 1977 ist baulich zweigeteilt. Verwaltet wird im untypisch für den Südwesten daherkommenden Klinkerbau. Im zweiten, vorderen Teil, der auch als Eingangsbereich dient, wird politisch entschieden.

Wer das Gebäude betritt, der findet sich zunächst in einem sehr großzügig angelegten Eingangsbereich mit Gemeinschaftsfläche wieder. Dort finden auch kleinere Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Das Erdgeschoss beinhaltet aber im hinteren Bereich auch noch alle Ämter, die mit Geld und Finanzen zu tun haben.

Im Rathaus arbeiten auf drei Stockwerken insgesamt 40 Personen

Im ersten Obergeschoss arbeiten Bürgermeisterin Susanne Widmaier (parteilos) und ihr Team, der Erste Beigeordnete sowie die Mitarbeitenden des Haupt- und Personalamts. Auch Ordnungsamt und Standesamt sind hier beheimatet. Ein Stockwerk weiter oben geht es um das Thema Bauen. Im Untergeschoss finden sich Sozialräume und der Zugang zur Tiefgarage des Rathauses.

„Von der Anordnung her ist das genial gebaut und superfunktional“, sagt Bürgermeisterin Widmaier über den Rathausbau. Man könne es sich nicht anders wünschen. Als Manko macht sie aber aus, dass die Büroräume insgesamt zu dunkel seien. Das liegt auch an den dunklen Holzwänden und dem Klinker in den Zimmern. „Ich arbeite grundsätzlich mit Kunstlicht“, erklärt sie. Zusätzlich hat sie in ihrem Büro eine weiße Wand einziehen lassen, um die dunkle Anmutung ein wenig zu „erhellen“.

Weil viele mit Kunstlicht arbeiten und die Bürowände im oberen Bereich auch Glas beinhalten, kann die Bürgermeisterin bei Fragen immer sehr schnell sehen, welche Mitarbeitenden gerade am Platz sind. Insgesamt sind es 40 Personen, die hier im Rathaus arbeiten.

Auf einigen Bereichen im Flur ist es in diesen Sommermonaten gleichfalls einigermaßen dunkel. Das liegt aber nicht an fehlendem Licht. Dieses ist bewusst abgeschaltet – als Energiesparmaßnahme mit Blick auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine. In anderen Bereichen ist es dagegen sehr hell, weil der Übergang der beiden Gebäudeteile mit einem großen Glasdach versehen ist und deshalb natürliches Licht einfallen kann.

Streng einzuhaltende Sprechstunden gibt für die Bürger nicht

Im ersten Geschoss ist außerdem auch der Zugang zu den beiden Sitzungssälen, die vom Gemeinderat und den Ausschüssen genutzt werden. Kommunalpolitiker und Verwaltung sitzen dort in einem großen Rund zusammen.

Stadtbaumeister Bernhard Dieterle-Bard hat die Vorzüge des Gebäudes im Blick. „Wir haben eine geringe Unterhaltungsquote im Innenbereich“, sagt er. Es gebe aufgrund des Klinkers kein Streichen, kein Tapezieren. Dennoch müsse man sich selbstverständlich Gedanken über die energetische Situation machen, ergänzt Bürgermeisterin Widmaier. „Wir sind am Überlegen, stehen da aber noch ganz am Anfang.“ Eines ist klar: Beim angedachten Fensteraustausch allein wird es nicht bleiben können. Auf dem Dach gibt es schon seit 17 Jahren eine Bürgersolaranlage, die Strom produziert. Da könnten noch mehr Module hinzukommen.

Auch am Projekt „Barrierefreiheit“ arbeitet man im Rathaus. Die gibt noch nicht in allen Teilen. Die Lösungen, trotzdem für alle Menschen da zu sein, sind kreativ. Im Erdgeschoss ist ein barrierefrei zugängliches Zimmer eingerichtet. Der zuständige Mitarbeitende kommt dann dorthin, loggt sich am Computer ein und hat so Zugriff auf die notwendigen Daten.

Noch eine weitere Besonderheit gibt es. Die Türen im Eingangsbereich stehen den ganzen Tag über offen. Das heißt auch, dass es keine streng einzuhaltenden Sprechstunden für die Bürgerinnen und Bürger gibt. „Wir schicken niemanden weg, solange die Türen offen sind“, betont Bürgermeisterin Widmaier.

Ortsteile von Rutesheim sind durch die A 8 getrennt

Rutesheim hat knapp 11 000 Einwohner und liegt zwischen Leonberg und Heimsheim an der Bundesautobahn 8 zwischen Karlsruhe und Stuttgart. Während der Hauptort Rutesheim nördlich der Autobahn liegt, befindet sich der 1972 eingemeindete Teilort Perouse südlich davon. Im Jahr 2008 erhielt Rutesheim von der Landesregierung das Stadtrecht verliehen. Bürgermeisterin Susanne Widmaier (parteilos) ist seit 2018 im Amt und steht einem 19-köpfigen Gemeinderat vor. Mit rund 400 Mitarbeitenden ist die Firma Porsche seit 2013 in Rutesheim ansässig. Außerdem produziert der Maschinenbauer Voith dort Hydraulikteile.

Quelle/Autor: Marcus Dischinger

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