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Das Schliengener Bürgerschloss hat eine lange Adelsgeschichte
Schliengen. Eines sollte Bewerbern, die sich von dem flotten Spruch ansprechen lassen, im Vorhinein klar sein: Trotz Schlossambiente – fürstliches Gebaren ist nicht! Das Rathaus im schmucken historischen Bauwerk ist ein Bürgerhaus, eingebettet in einen Bürgerpark. „Es symbolisiert die Ortsmitte“, sagt Bürgermeister Christian Renkert (CDU), „das Rathaus ist durch die Parkanlage mit ihrer schönen Atmosphäre abgeschirmt und doch zentral und exponiert.“
Der Park ist seit 1200 Jahren ein besiedeltes Fleckchen
Die herrschaftlichen Ursprünge des Gebäudes sind auf einem Naturstein im Park zusammengefasst: 821 nutzte wohl ein Walther von Schliengen ein Gebäude an dieser Stelle, Anfang des 13. Jahrhunderts ist Rudolf von Üsenberg Besitzer von Entenstein. 1525 wurde das bisherige Gebäude zu einem Schloss ausgebaut, das 1725 der Fürstbischof von Basel erwarb und zum Sitz der Obervogtei Schliengen bestimmte, das heute mit den fast 6300 Einwohnern zum Kreis Lörrach gehört. Nach der Säkularisation 1805 fiel das Schloss an das Großherzogtum Baden und wurde Oberamtssitz. Mitte des 19. Jahrhunderts kam Entenstein in Privatbesitz, die Grafen von Andlau bauten weiterhin um – der Wassergraben etwa wurde zugeschüttet. 1970 erwarb die Gemeinde Schlosspark und Gebäude und sanierte grundlegend, auch um das rund ein Hektar große Areal zu einem Ortsmittelpunkt zu machen.
Ruhepol ums Rathaus
Heute ist die Parkanlage ein Ruhepol, wo nur von fern der Verkehrslärm von der Bundesstraße herüberschallt. Rasen und alter Baumbestand dominieren, rund ums Schlösschen mit dem wieder freigelegten und gefüllten Wassergraben sind moderne Blumenrabatten angelegt. Im Graben schnattern Enten, drei schwarze Schwäne ziehen dahin, ein Fischreiher äugt nach Goldfischen. Es gibt einen Spielplatz, einen Bewegungsparcours, Bänke und Holzliegen – wie auch Holzstapel, die das insektenfreundliche Ambiente komplettieren. „Der Park wird von Bürgern und Gästen rege genutzt“, so Renkert. „Auf den Liegen kommt man ins Gespräch und die Menschen lassen es sich einfach gutgehen.“ Ein Bürgerpark eben. Die Anlage wird „in einem Mix aus Ehrenamtlichen und Bauhof gepflegt“, sagt Renkert: „Die Schlossparkfreunde e.V. sind durchaus ambitionierte Gärtnerinnen und Gärtner“ – und offensichtlich mit viel Herzblut bei der Sache.
Fluchttreppe als Zugeständnis an den Brandschutz
Das Schloss selbst ist seit der Renovierung in den 1970ern Rathaus. 2019 kam wegen dem Brandschutz eine Fluchttreppe hinzu. Die Räume sind hoch, das moderne Büromobiliar zweckmäßig, wo man eher eine Chaiselongue oder gediegene Eichenmöbel erwarten würde. Die dicken Wände halten einiges ab. „Das ist im Sommer ganz angenehm, aber wenn die Wärme erst einmal drinsteckt, braucht es eine Klimaanlage“, meint Renkert. Der bisherige Sitzungssaal wurde in Büros umgewandelt. „Man muss das Haus an Neuerungen anpassen“, sagt Renkert, etwa mit Glasfaserkabeln oder einer Notversorgung. „Das muss man einem altehrwürdigen Gebäude auch zumuten.“ Photovoltaik auf dem Dach wird es aber nicht geben.
Das historische Ambiente hat seinen Preis
Das Gebäude sei nur eingeschränkt barrierefrei und ohne Aufzug. Das historische Ambiente hat seinen Preis. Aber über einen Steg, der über den Wassergraben führt, komme man zum Sozialraum der Mitarbeitenden, der auch als Begegnungs- und Amtsraum genutzt werden kann. Bürgernähe entsteht im Aufeinander zugehen: Unterwegs zum Fototermin spricht Renkert im Treppenhaus eine Bürgerin an, die sich suchend umschaut, und weist ihr den Weg zum richtigen Büro.
Brautpaare lieben das Ensemble
Bei Heiratswilligen punktet die Anlage. „Es lassen sich herrliche Fotos im Park machen“, sagt Renkert. Weintage und Weihnachtsmarkt finden rund ums Rathaus statt, dessen Fenster im Advent illuminiert sind. Das Kunstforum Schliengen präsentiert aktuell im Haus elf „Sommergäste“: Kunstschaffende vom Verein Bildende Kunst Lörrach stellen Werke über „Wasser“ aus. Es passt, wenn Renkert sagt: „Wir sind ein offenes Rathaus. Schloss Entenstein ist so etwas wie die gute Stube von Schliengen.“
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