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Wo Bier elektrisch zum Kunden rollt

Die Fahrer der Leutkircher Brauerei Härle sind von den Elektro-Lkw begeistert. Der erste ist seit fast zwei Jahren in Betrieb.
Sefan Ibele)LEUTKIRCH. Dezent surrend rollt der 18-Tonnen-Lkw durch die Hügel des Allgäus und Oberschwabens. Kein Knattern und kein Auspuffqualm stört, wenn der vollelektrische Lastwagen der Brauerei Clemens Härle aus Leutkirch auf seinen festen Touren unterwegs ist. Seit Juli 2023 bringt der E-Lkw Bier und andere Getränke emissionsfrei zu den Kunden und zeigt, wie nachhaltige Logistik im Mittelstand funktionieren kann.
Unter anderem für diesen mutigen Schritt wurde die Brauerei im Vorjahr mit dem Umweltpreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. „Der erste E-Lkw war für uns ein Experiment – inzwischen wollen wir ihn nicht mehr missen“, sagt Geschäftsführer Gottfried Härle. Geladen wird das Fahrzeug mit Solarstrom aus der firmeneigenen Photovoltaikanlage. Die Reichweite: rund 250 Kilometer. Das ist für die Strecken, die in der Region zurückgelegt werden müssen, ausreichend.
Elektro-Transporter sind noch doppelt so teuer wie Diesel
Die Alltagserfahrungen sind positiv: kein Dieselverbrauch, geringe Wartungskosten, weniger Lärm. „Unsere Fahrer schätzen vor allem das ruhige Fahrgefühl“, berichtet Brauereichef Härle.
Kritisch bleibt bislang vor allem der Preis: Ein E-Lkw dieser Größe kostet laut Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung rund 250 000 bis 300 000 Euro. Das sind etwa doppelt so viel wie für einen Diesel-Transporter investiert werden müssen. Förderprogramme des Bundes können aber einen erheblichen Teil der Mehrkosten abdecken.
Dafür sparen Unternehmen beim Betrieb: Strom ist günstiger als Diesel. Und seit Dezember 2023 entfällt bei emissionsfreien Lkw die neue CO 2 -Maut. Das macht den Unterschied auf längere Sicht gesehen spürbar. Auch Wartung und Reparaturen sind oft günstiger, weil E-Lkw weniger Verschleißteile haben.
Umstieg wäre ohne Fördermittel nicht machbar gewesen
Geeignet sind E-Lkw vor allem für kurze Strecken und regionale Einsätze. Für lange Strecken fehlen aktuell noch Schnelllademöglichkeiten.
Dennoch zeigt der Trend klar nach oben: Immer mehr Nutzfahrzeughersteller bringen Modelle auf den Markt, die Technik entwickelt sich rasant weiter. Branchenverbände rechnen damit, dass sinkende Batteriekosten die Fahrzeuge in den nächsten Jahren deutlich günstiger machen.
Für Härle jedenfalls war der Umstieg auf den E-Lkw die richtige Entscheidung, auch weil das ins Gesamtkonzept des Betriebs mit rund 50 Beschäftigen passt. Man will sich ganz bewusst als nachhaltig präsentieren. Gottfried Härle räumt aber ein, dass der Umstieg ohne Fördermittel aus Steuermitteln wohl eher nicht geklappt hätte.