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Südwest-Arbeitsmarkt von KI besonders betroffen
Stuttgart. Über Jahre galt der Satz: Je geringer qualifiziert eine berufliche Tätigkeit ist, desto größer ist die Gefahr, dass sie durch Digitalisierung und Automatisierung wegrationalisiert wird. Doch durch den beginnenden Einzug von generativer KI in Werkhallen und Büros gilt dies nicht mehr. In Baden-Württemberg sind inzwischen mehr Menschen in Tätigkeiten mit abgeschlossener Berufsausbildung potenziell von Digitalisierung direkt betroffen als in Helferberufen, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit in einer neuen Studie ermittelt hat.
Fachkräfte inzwischen stärker von Digitalisierung betroffen als Helfer
Aussagen, was dies für einzelne Berufe wie etwa Anlagen- oder Industriemechaniker bedeutet, trifft die Studie nicht. Sie analysiert die Veränderung innerhalb von drei Jahren für verschiedene Berufsgruppen (siehe Grafik). Generell steigt danach in fast allen Berufsfeldern das Potenzial zur Automatisierung.
Als Grund für diese Entwicklung sehen die Autoren vor allem die wachsende Bedeutung von KI. Dies habe dazu geführt, dass auch bei den akademischen Berufen der Anteil der Tätigkeiten, die von Maschinen statt von Menschen erledigt werden können, in diesen drei Jahren deutlich gestiegen ist und damit auch die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. „Der Umbruch durch KI darf zu keinem Bruch in den Erwerbsbiografien der Beschäftigten werden“, erklärt die Chefin der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit (BA), Martina Musati.
- Nein 76%, 54 Stimmen54 Stimmen 76%54 Stimmen - 76% aller Stimmen
- Ja 18%, 13 Stimmen13 Stimmen 18%13 Stimmen - 18% aller Stimmen
- Mir egal 6%, 4 Stimmen4 Stimmen 6%4 Stimmen - 6% aller Stimmen
Tuttlingen ist der am stärksten betroffene Landkreis
Von dieser Entwicklung sind industriestarke Länder wie Baden-Württemberg oder das Saarland besonders betroffen. Während im Südwesten 41,3 Prozent aller Beschäftigten in einem Bereich arbeiten, in dem mindestens 70 Prozent aller dort anfallenden Tätigkeiten automatisiert werden können, sind es im Bundesdurchschnitt nur 37,9 Prozent. Und auch innerhalb des Landes gibt es deutliche Unterschiede. Während in den großen Städten und den Unistädten die Digitalisierung eher weniger auf den Arbeitsmarkt durchschlägt, sind ländliche Kreise mit starker Industrie besonders stark betroffen.
So kann die Digitalisierung im Kreis Tuttlingen, einem Hotspot der Medizintechnik, als Spitzenreiter im Land über 57 Prozent der dortigen Beschäftigten treffen. Die Arbeitsmarktforscher erklären dies damit, dass gerade in solchen etablierten Industrieregionen „viel Potenzial besteht, neue Technologien in den entsprechenden industriellen Berufen zur Anwendung zu bringen.“
300 Berufe durch technologische Entwicklung neu entstanden
Mit einem Kahlschlag am Arbeitsmarkt rechnet man aber weder beim IAB noch bei der Regionaldirektion der BA. Zum einen gebe es noch keine Technologie, die sicherstellt, dass alle für die jeweiligen Berufe typischen Tätigkeiten automatisch erledigt werden könnten, heißt es in der Studie. Und seit 2019 seien durch die Digitalisierung rund 300 Berufe neu entstanden, etwa der des 3-D-Druck-Spezialisten oder des Chatbot-Entwicklers. Um diese Stellen künftig besetzen zu können, müsse sich das Land „noch stärker zur Weiterbildungsgesellschaft entwickeln“, fordert Musati.