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Stuttgarter Pflegezentrum spart dank Contracting viel Energie
Stuttgart. Das Ensemble des Pflegezentrums Bethanien am Rand eines Wohngebiets in Stuttgart-Vaihingen besteht aus Neubauten, die in den vergangenen Jahren errichtet wurden, und jahrzehntealten Bestandsgebäuden, die derzeit saniert werden oder noch saniert werden müssen. Im Rahmen der umfassenden Umgestaltung des Areals entschloss sich der Träger, die Diak Altenhilfe Stuttgart , ein Nahwärmenetz für das Pflegezentrum neu aufzubauen.
Das gemeinnützige Tochterunternehmen der Evangelischen Diakonissenanstalt Stuttgart entschied sich, die energetischen Maßnahmen in Form eines Energieliefer-Contractings umzusetzen. „Für uns ist es eine gute Sache, dass wir mit dem Betrieb der Anlage nichts zu tun haben“, sagt der Diak-Altenhilfe-Geschäftsführer Florian Bommas. Durch das Contracting-Konzept musste der Träger des Pflegezentrums nur wenig eigenes Personal in die Prozesse einbinden.
Ein Holzpellet-Kessel liefert die Grundlast für die Wärmeversorgung
Den Aufbau des neuen Systems für die Heizung und die Warmwasserversorgung hat die deutsche Tochter des französischen Energiekonzerns Engie als Contractor übernommen. Er betreibt die Wärmeversorgungsanlagen 20 Jahre lang und ist auch für deren Wartung und Reparatur verantwortlich. Und wie bei Contracting-Projekten üblich, bleibt der Contractor Eigentümer der Anlagen.
Mit den Planungen wurde 2017 begonnen. Die KEA-BW unterstützte das Sozialunternehmen bei der Ausarbeitung des Vertrags mit dem Contractor und beim Projektmanagement. Die Planungen für das Nahwärmenetz und die neue Heizzentrale und die Vorbereitung der Ausschreibung übernahm mit dem Stuttgarter Ingenieurbüro Enercheck ein externer Dienstleister.
Energieverbrauch um rund ein Drittel reduziert
Seit der Inbetriebnahme des Nahwärmenetzes vor drei Jahren kommt die Wärme aus einem Holzpellet-Kessel und einem Erdgas-Spitzenlastkessel. Ersterer verfügt über eine Leistung von 600 Kilowatt, der Erdgas-Kessel über 1000 Watt. Zusätzlich wurde ein Notfallkonzept für die Strom- und Wärmeversorgung umgesetzt.
Auch die Stromversorgung wurde im Zuge des Contracting-Projektes umweltfreundlicher. Denn Bestandteil des Vertrags ist auch die Installation einer Photovoltaikanlage. Diese liefert inzwischen im Jahr durchschnittlich rund 100 Megawattstunden Ökostrom, was dem Durchschnittsverbrauch vom mehr als 30 Drei-Personenhaushalten entspricht. Insgesamt wurden für die Erneuerung der Energieversorgung rund 850 000 Euro investiert.
Bei der KEA-BW sieht man das Stuttgarter Projekt als großen Erfolg. Der Energieverbrauch der Diakonieeinrichtung habe durch die Maßnahmen von 3200 auf 2130 Megawattstunden pro Jahr reduziert werden können. Das entspreche einer Einsparung von rund einem Drittel. „Contracting ist ein Möglichmacher, um umfassende Sanierungsprojekte anzustoßen“, sagt Anders Berg, der Leiter des Kompetenzzentrums Contracting bei der KEA-BW . Und auch Bommas zeigt sich mit dem Projekt grundsätzlich zufrieden.
Eigentümer muss kaum eigenes Kapital aufbringen
Für Immobilieneigentümer, egal ob Kommune, Wohlfahrtsverband oder Wohnungsunternehmen, bietet Contracting einen weiteren Vorteil: Der Haushalt oder das Budget werden durch die Investitionen nicht belastet, weil die der Auftragnehmer trägt. Es sind also nur geringe Eigenmittel erforderlich, um energetische Sanierungen voranzubringen.
Wie der Einstieg ins Contracting gelingen kann wird das Kompetenzzentrum der KEA-BW beim Kongress Ende Juni in Stuttgart ebenfalls in einem Forum vorstellen. Ein weiteres Thema ist die Umrüstung der Wärmeversorgung im Bestand.
Contracting-Kongress findet zum 18. Mal statt
Zum 18. Mal veranstaltet die Klimaschutz- und Energieagentur des Landes (KEA-BW) am Mittwoch, 26. Juni, ihren Contracting-Kongress. Die eintägige Veranstaltung richtet sich an Vertreter von Kommunen, der Wohnungswirtschaft, der Sozialwirtschaft, aus Projektentwicklungsbüros sowie Contractingunternehmen. Sie findet von 10 bis 16.30 Uhr im Geno-Haus Stuttgart in der Nähe des Hauptbahnhofs statt.