Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Sparkassenverband: Kapitänswechsel auf einem großen Tanker
STUTTGART. Peter Schneider ist durch raue See gefahren: Der Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg hatte in der Finanzkrise 2008 schwierige Entscheidungen zu treffen. Die eigene Landesbank musste wegen Milliardenverlusten mit viel Geld gerettet werden. Und das gegen erhebliche Widerstände der EU-Kommission. Wenig später hatte die LBBW auch noch die Not leidende Sachsen LB übernommen.
50 Sparkassen im Südwesten mit rund 32 000 Mitarbeitern
Jetzt, zum Amtsende hin, könnte ihm ein krönender Abschluss gelingen: Schneider will die Landesbausparkasse Südwest und die bayerische Schwester unter ein Dach bringen.
Am 30. April 2024 endet der Vertrag des 64-Jährigen. Dann geht Schneider in den Ruhestand. Schon jetzt laufen die Vorbereitungen für seine Nachfolge. Er oder sie wird Kopf eines organisatorischen Geflechts, das bei Weitem nicht nur die 50 Sparkassen im Südwesten mit rund 32 000 Mitarbeitern führen muss. „In dieser Position vertritt man die komplette Sparkassenfinanzgruppe nach außen“, sagt Verbandssprecher Stephan Schorn. Dazu zählen etwa die Landesbank, die Sparkassenversicherung, der Bausparbereich sowie der Sparkassenverlag. Das bringt eine Vielzahl an Ämtern mit sich. Grund, weshalb der Sparkassenverband darauf pocht, dass der Nachfolger gut innerhalb der Sparkassenfamilie verankert sein muss. Aber eben auch gut vernetzt in die Politik. So sitzt ein Sparkassenpräsident zusammen mit dem Finanz- und Innenminister und dem OB Stuttgart im Aufsichtsrat der LBBW.
Für solche Posten ist ökonomischer Sachverstand Pflicht. Etwa im Kreditgeschäft, das allein bei der LBBW rund 115 Milliarden Euro beträgt. Wenn es um die Frage der Risikovorsorge geht, muss man sich schon mal in große Kreditfälle einlesen. Oder nimmt man die Sparkassenversicherung mit ihrem milliardenschweren Anlageportfolio: Das viele Geld muss langfristig gewinnbringend und sicher angelegt werden. Bei großen Entscheidungen sitzt da auch der Sparkassenpräsident mit am Tisch.
Das Kompetenzfeld reicht sogar bis nach Brüssel. Dort ringen die Sparkassen regelmäßig mit der EU- Kommission. Nicht nur wegen der überbordenden Bürokratie.
Der EU sind die öffentlich-rechtlichen Strukturen des deutschen Sparkassensystems suspekt. Das macht sich besonders am Einlagensicherungssystem fest, mit dem der Sparkassensektor die Bankeinlagen seiner Kunden autonom absichert. Die EU will ein supranationales, EU-weites System einführen. Schneider und die Verbandsspitze in Berlin haben das bisher abwehren können.
„Am 15. Dezember will der Verbandsvorstand das Bewerbungsverfahren für die Nachfolge Schneiders festlegen“, sagt Verbandssprecher Schorn. Die Kandidaten-Entscheidung könnte dann auf der Verbandsversammlung im kommenden Sommer fallen. Zwei Landräte haben sich schon in Position gebracht: Helmut Riegger aus Calw und Matthias Neth (beide CDU) aus dem Hohenlohe-Kreis.
Einer für Baden, einer für Württemberg
Riegger, seit 2010 Landrat in Calw, hat im Kreistag bereits offenbart, dass er seinen Hut in den Ring werfen wolle. Der gebürtige Sigmaringer gilt als Macher, der mehrere millionenschwere Großprojekte auf den Weg gebracht hat. Gemeinsam mit einem weiteren Landrat sowie dem OB der Stadt Pforzheim ist er im jährlichen Wechsel Vorsitzender des Verwaltungsrats der größten Sparkasse im Land.
Neth, der Landrat aus Künzelsau, ist der Kandidat der württembergischen Sparkassen. Der Verwaltungsjurist ist seit 2013 Landrat, und damit auch Vorsitzender des Verwaltungsrats der Sparkasse Hohenlohekreis. Der gebürtige Stuttgarter würde mit erst 43 Jahren für einen Generationswechsel stehen.