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Sparkassenpräsident Neth: Sparen lohnt sich wieder
Stuttgart. Trotz Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) rechnet der neue Südwest-Sparkassenpräsident Matthias Neth nicht mit einer neuen Nullzinsphase für Sparer. „Die Zeiten des EZB-Niedrig- und Minuszinses sind aktuell vorbei“, sagte Neth der Deutschen Presse-Agentur. „Das sorgt dafür, und wir sehen es auch in den Zahlen sehr deutlich: Es lohnt sich, wieder zu sparen.“
Die Branche hänge zwar insgesamt an den Leitzinsentscheidungen der EZB – und man könne nie genau sagen, wie sich der Zins entwickeln werde. Die Inflation scheine aber momentan in einem verlässlicheren Korridor zu sein. Außerdem sei das Geschäftsmodell der Sparkassen-Finanzgruppe langfristiger: „Die Grundidee ist ja: Der Sparer gibt der Sparkasse sein Geld und diese finanziert damit die Unternehmen vor Ort. Daher gibt es kaum eine Sparkasse im Land, die größere Geldbeträge bei der EZB bunkert“, sagte Neth.
Die EZB hatte 2022 die lange Zeit der Null- und Negativzinsen im Euroraum beendet und die Zinsen zur Bekämpfung der Inflation rasch angehoben. Im Juni kam dann die erneute Wende. Seitdem hat die Notenbank die Zinsen dreimal gesenkt. Die Währungshüter versprechen sich davon positive Wachstumsimpulse. Unternehmen und Privatleute können bei günstigeren Krediten leichter investieren und konsumieren. Umgekehrt müssen sich Sparer auf fallende Zinsen bei ihrer Bank und geringere Renditen etwa bei Lebensversicherungen einstellen.
Fast die Hälfte mit finanzieller Situation zufrieden
46 Prozent der Menschen im Südwesten bewerten nach einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) ihre finanzielle Situation aktuell als sehr gut oder gut. 39 Prozent als „Es geht“, und 16 Prozent als schlecht. Mehr als die Hälfte der Befragten rechnete darüber hinaus damit, dass sie in den kommenden zwei Jahren mehr im Geldbeutel haben werden. 16 Prozent erwarten eine Verschlechterung.
„Im Vergleich zu ganz Deutschland ist Baden-Württemberg hier herausstechend gut. Gerade nach diesen krisenhaften Jahren“, sagte Neth. Man sehe, dass sich ein Teil der Bevölkerung auch sehr intensiv mit Sparen beschäftige. Manche könnten aber gar nichts zur Seite legen. Bundesweit gaben demnach 18,8 Prozent der Befragten an, dass sie nicht sparen können. In Baden-Württemberg sind es 13,1 Prozent.
Da sorge die kaputte Waschmaschine bereits für finanzielle Schwierigkeiten, sagte Neth. Bei diesem Problem müssten alle genau hinschauen – vor allem bei niedrigen Einkommen. Wenn Teile der Bevölkerung nicht mehr in der Lage seien, für die Herausforderung des Lebens Vorsorge zu treffen, berge das sozialen Sprengstoff.
Menschen haben Milliarden auf den Konten
Die Baden-Württemberger haben derweil Milliarden auf dem Konto: Bei den 50 Sparkassen im Land stiegen die Einlagen zum 30. Juni auf gut 171 Milliarden – fast drei Viertel entfiel auf Privatkunden. Auf den Konten bei den Volks- und Raiffeisenbanken lagerten Ende 2023 157,2 Milliarden Euro – 1,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
In dieser Woche findet der 100. Weltspartag statt – traditionell immer am letzten Werktag im Oktober. Erstmals wurde er 1924 vom Weltinstitut der Sparkassen ausgerufen – und ein Jahr später zum ersten Mal begangen. Die Sparkassen, aber auch Volks- und Raiffeisenbanken werben in dieser Zeit mit Aktionen und Veranstaltungen für ihre Sparangebote. (dpa/lsw)