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Serie Start-Ups

Start-up „5 Prozent“: Simulationsprogramm zeigt Optionen für Sanierung auf

45 Prozent der CO2-Emissionen soll der Gebäudesektor innerhalb der nächsten acht Jahre einsparen. Das wird nur gelingen, wenn mehr Häuser energetisch saniert werden. Welche Sanierungsoptionen sinnvoll wären, ermitteln zwei Forscherinnen automatisiert für Stadtviertel und ganze Orte.

Das Start-up „5 Prozent“ führt mit 3-D-Gebäudedaten-Modellen energetische Berechnungen durch, um Einsparpotenziale für Sanierungsoptionen zu bestimmen.

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STUTTGART. „5 Prozent“, diesen programmatischen Namen haben Sally Köhler und Sarina Hötzel ihrem Start-up gegeben. Denn fünf Prozent muss die Sanierungsquote in Deutschland jährlich betragen, um das Klimaziel für 2030 im Gebäudesektor zu erreichen, so die beiden Forscherinnen. Derzeit liegt sie bei einem Prozent.

Wie lässt sich das Bewusstsein schaffen und die Bereitschaft von Hausbesitzern steigern, Maßnahmen anzupacken? Mit dieser Frage beteiligten sich die Frauen im April am Gründerworkshop „Plan G“ ihrer Hochschule für Technik (HFT) Stuttgart. Als Doktorandin und akademische Mitarbeiterin beschäftigt sich Köhler seit über vier Jahren mit energetischen Gebäudesimulationen. Dazu nutzt sie das an der HFT entwickelte Programm „SimStadt“. Damit lassen sich 3-D-Datensätze von Kommunen analysieren.

Energetische Steckbriefe für alle Gebäude einer Kommune

Acht Wochen lang feilte das Duo daran, die Software außerhalb der Forschung zu nutzen. „Wir sind bei der Idee gelandet, mit der Simulationsplattform energetische Steckbriefe für alle Gebäude einer Kommune zu erstellen“, berichtet Hötzel. Sie ist ausgebildete Energieberaterin und Energieeffizienz-Expertin und verfasst derzeit an der HFT ihre Masterarbeit in Sustainable Energy Competence (regenerative Energiewirtschaft).

Wenige Wochen später war ihr Start-up „5 Prozent“ startklar mit einem ersten Angebot: „Eine Kommune kann uns beauftragen. Wir erstellen die Steckbriefe anhand von 3-D-Gebäudedaten-Modellen, die frei zugänglich sind für Kommunen bei den Landesämtern für Geoinformation“, erklärt Hötzel. „Damit führen wir energetische Berechnungen durch, können eine Bestandsaufnahme machen, verschiedene Einsparpotenziale für Sanierungsoptionen und ein Photovoltaik-Potenzial bestimmen und dieses untermauern mit Wirtschaftlichkeitsanalysen.“

Die Ergebnisse setzen die beiden um in leicht verständliche Steckbriefe für jedes Gebäude innerhalb eines Orts. Diese leite die Kommune an alle Hauseigentümer weiter. „Sie erhalten somit die Informationen aus seriöser Quelle und werden an das Thema Energieeinsparungen, Sanierung und nachhaltige Wärmeversorgung herangeführt“, erklärt Hötzel.

Zwar sind die beiden Gründerinnen in der Startphase. Aber in drei Berliner Vierteln haben sie bereits 340 Wohnungen mit Steckbriefen ausgestattet. „Wir haben sehr positives Feedback erhalten“, so Hötzel. „Wir haben sogar einen Folgeauftrag für 50 weitere Siedlungen in Berlin.“

Mit ihrem Angebot sprechen sie nicht einzelne Eigentümer an, sondern gezielt Städte und Gemeinden und die Gesamtheit des Hausbestands. „Wir machen das deswegen über die Kommunen, weil wir zwei große Herausforderungen sehen: Einmal ist es für Hauseigentümer und -eigentümerinnen ein sehr komplexes Thema und es ist umständlich, an sie heranzukommen“, erklärt Köhler.

„Deshalb möchten wir möglichst einfach Informationen geben, ohne dass man etwas ausfüllen muss. Zum anderen, weil sich in unserer Recherche herausgestellt hat, dass sich Kommunen verantwortlich fühlen, das Thema voranzubringen, aber oft keine Ressourcen haben, weil es dafür meist nur eine Person gibt, den Klimaschutzmanager.“

Mentoren zeigen großes Interesse an der Idee

Möglich wurde der Senkrechtstart von „5 Prozent“ durch die Unterstützung der Start-up-Initiative Gründermotor. Mit ihrer Idee beteiligten sich Hötzel und Köhler am Wettbewerb des Programms „ASAP BW“. Sie schafften es im Juli ins Finale. So kamen sie ins Netzwerk von Gründermotor.

Zudem können sie auf Lehrinhalte etwa zu Finanzierungsmöglichkeiten oder zur Erstellung von Businessplänen zugreifen. „Durch das Finale haben wir Anfragen von Mentorenprogrammen erhalten, die großes Interesse an unserer Idee haben“, erzählt Hötzel.

Denn die beiden Gründerinnen denken weiter: „Unser erster Schritt sind die Steckbriefe, das können wir im Moment als Start-up umsetzen“, sagt Köhler. In Zukunft wollen sie auch unter den verschiedenen Parteien vermitteln. „Wir wollen mit lokalen Energieberaterbüros und Handwerkern zusammenarbeiten, um in Zusammenarbeit mit der Kommune ein Anschreiben mit Ansprechpartnern beizulegen oder selbst Interessenten an Handwerker und Energieberater vermitteln.“

Quelle/Autor: Daniel Völpel

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