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Kombinierte Verkehre

Mehr Güter sollen auf Schiene und Schiff transportiert werden

Wer den Güterverkehr klimaneutral und weniger Lkw-Verkehr auf den Straßen haben möchte, muss die Güter verstärkt auf Bahn und Schiff verlagern. In Baden-Württemberg gibt es rund 25 solcher Terminals für die kombinierten Verkehre. Auch die Speditionen interessieren sich dafür, doch sie sind auf Termintreue angewiesen.

Der Umschlagbahnhof Karlsruhe ist einer von rund 25 Terminals für kombinierte Verkehre, wo Güter vom Lkw auf die Bahn umgeladen werden.

imago images/Arnulf Hettrich)

Stuttgart. „Für weniger Staus auf den Straßen und mehr Klimaschutz müssen wir mehr Güter auf die Bahn bringen“, sagte der Präsident des Verbands Spedition und Logistik (VSL) Baden-Württemberg, Micha Lege. Vor zwei Monaten hat der VSL eine neue Sparte Schienengüterverkehr gegründet. Das Ziel: den Mitgliedsunternehmen die Nutzung der Schiene zu ermöglichen.

In Baden-Württemberg gibt es nach Angaben des Verkehrsministeriums derzeit etwa 25 Terminals für kombinierten Verkehr, bei denen Güter vom Lkw auf die Bahn verladen werden können. Etwa ein Drittel der Terminals bietet zusätzlich eine Möglichkeit die Güter auf Binnenschiffe umzuschlagen. Da nach Angaben von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) etwa ein Drittel der Emissionen im Verkehrsbereich aus dem Güterverkehr stammen, bietet sich durch kombinierte Verkehre großes Potenzial zur Senkung des CO 2 -Ausstoßes. Zumal derzeit rund 75 Prozent der Güter in Lkw auf der Straße transportiert werden.

Kombinierter Verkehr als Wachstumsmarkt

Der kombinierte Verkehr ist laut einer Langfrist-Prognose des Bundesverkehrsministeriums ein Wachstumsbereich. Bundesweit stieg die Verkehrsleistung bei den kombinierten Verkehren Straße und Schiene zwischen 2018 und 2022 kontinuierlich. Ausnahme war das Corona-Jahr 2020. Für Baden-Württemberg liegen keine entsprechenden Zahlen vor. Es wird im Verkehrsministerium aber davon ausgegangen, dass die Entwicklung hier ähnlich verläuft. Das geht aus der Antwort auf einen Landtagsantrag der Grünen hervor.

Bei der Binnenschifffahrt hingegen wurden zuletzt weniger Güter umgeschlagen. Ein Problem dabei sind unter anderem die sanierungsbedürftigen Schleusen auf dem Neckar , die zudem seit Jahrzehnten so verlängert werden sollen, dass sie auch von den heute üblichen Binnenschiffen mit 130 Metern Länge befahren werden können. Derzeit beträgt die mögliche Schiffslänge auf dem Neckar 105 Meter. Gerade der Neckar bietet für den Gütertransport viele Vorteile. Denn anders als etwa auf dem Rhein gibt es dank der vielen Schleusen beim Neckar kein Niedrigwasser, das die Schifffahrt einschränkt. Doch der Ausbau ist vom Bund derzeit nicht mehr vorgesehen.

Nicht allein bei der Binnenschifffahrt, sondern auch beim Schienenverkehr gibt es derzeit Probleme. VSL-Geschäftsführer Andrea Marongiu betonte bei der Gründung der Sparte Schienenverkehr, dass die Logistikbranche vor allem eine moderne und digitale Schieneninfrastruktur benötige. „Sie ist die Basis für Qualität und Pünktlichkeit.“

Verspätungen und unzureichendes Informationen sind ein Problem

Doch da gibt es bei der Bahn noch deutlich Luft nach oben. VSL-Präsident Micha Lege nannte Probleme, unter denen die Bahn-Kunden im Güterverkehr derzeit leiden: schlechtes Baustellenmanagement, Verspätungen sowie fehlende und unzureichende Informationen. Doch gerade Pünktlichkeit und Planbarkeit ist wichtig für die Logistik, um Termine auch einzuhalten.

Das Verkehrsministerium in Baden-Württemberg unterstützt die kombinierten Verkehre. So können Firmen beim Einstieg in die Verlagerung von Gütertransporten auf die Schiene beispielsweise auch kostenlose Unterstützung vom Kompetenzzentrum Güterverkehr bei Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg bekommen. Mit der im März veröffentlichten Förderrichtlinie zur Dekarbonisierung des Güterverkehrs werden auch investive Maßnahmen gefördert, die mittel- oder unmittelbar dem Güterumschlag auf klimafreundliche Verkehrsmittel dienen.

Darüber hinaus werden auch mehrere Terminals in den kommenden Jahren ausgebaut, etwa in Kornwestheim . Auch gibt es Machbarkeitsstudien für weitere Terminals im Land, etwa in Reutlingen. Auch in Oberschwaben liegen Ergebnisse zur Standortbewertung vor. In Lahr gibt es ebenfalls Pläne.

Das Landesziel: 2030 fährt jede zweite Tonne klimaneutral

Bis zum Jahr 2030, soll jede zweite Tonne im Land klimaneutral transportiert werden. So das Ziel des Landes. Dazu muss das Schienennetz erweitert, der Gütertransport auf der Schiene modernisiert und die Binnenschifffahrt ausgebaut werden. Zudem soll der Lkw-Verkehr auf der Straße klimafreundlicher werden durch neue, umweltschonende Antriebstechnologien und Kraftstoffe. Laut einer Umfrage des Verbands Spedition und Logistik Baden-Württemberg besteht bei den Unternehmen ein großes Interesse an Elektro-Lkw, allerdings müsse sichergestellt sein, dass die Antriebswende in der Praxis funktioniere.

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