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Künstliche Intelligenz revolutioniert die Planung
Karlsruhe. „Natürlich kann auch KI die Zukunft nicht vorhersehen, aber KI-Systeme werden deutlich mächtiger und hilfreicher werden“, sagt Patrick Mathis vom Karlsruher Softwarehersteller Asseco Solutions AG, der die ERP-Software APplus entwickelt und vertreibt. „ERP-Systeme werden mittels KI autonomer – statt nur Funktionen auf Knopfdruck auszuführen, werden sie sozusagen Eigeninitiative zeigen und aktiv Empfehlungen geben oder führen Prozesse selbstständig aus, im Rahmen der ihnen gewährten Rechte natürlich“, so der Experte.
Lösungen für Enterprise Resource Planning, kurz ERP-Software, sind heute in vielen Unternehmen aller Größenklassen und Branchen im Einsatz. Sie hilft betriebliche Abläufe zu organisieren, etwa die Lagerbestände, die Finanzen und im Personalwesen. Der Kerngedanke hinter ERP ist die Effizienz zu steigern. Durch die zentrale Erfassung und Verarbeitung von Daten können Unternehmen ihre Ressourcen besser nutzen und ihre Geschäftsprozesse straffen.
KI hilft Führungskräften große Datenmengen zu analysieren
Künstliche Intelligenz wird die Leistungsfähigkeit der Software nochmals steigern. „Eine Machine-Learning-KI ist exzellent darin, große Datenmengen zu analysieren – auch in einem Umfeld, das wegen seiner Komplexität für Menschen zunächst unüberschaubar ist“, erläutert Mathis. Das lasse sich beispielsweise bei der Materialbedarfsplanung und im Einkauf nutzen, so der Experte. „KI kann auch subtile Zusammenhänge sowie Trends identifizieren, die Menschen kaum oder erst viel später auffallen würden“, erläutert er.
Bei der Planung des Materialbedarfs erlaubt das genauere Vorhersagen. Dazu werden nicht nur Daten zu alten Bestellungen ausgewertet, sondern auch Daten, die sich auf die aktuelle Marktsituation und mögliche künftige Entwicklungen beziehen.
Denkbar ist etwa folgendes Szenario: Einige Kunden erhöhen über längere Zeit allmählich ihre Abnahmemengen. Die KI registriert das und empfiehlt deswegen häufiger oder in größeren Losgrößen zu bestellen sowie gegebenenfalls den Lagerbestand zu erhöhen. Erkennt die Software andererseits stark schwankende Preise für bestimmte Vorprodukte, wird sie vorschlagen, größere Mengen dann auf Lager zu legen, wenn die Preise gerade günstig sind.
Moderne KI kann auch externe Daten, etwa Prognosen zu wirtschaftlichen Kennzahlen nutzen, um Bedarfe vorherzusagen. „Das kann besonders sinnvoll sein, wenn interne historische Daten wegen Sondereffekten, etwa einem Corona-Lockdown, nicht ohne weiteres in die Zukunft extrapoliert werden können“, so Mathis,
Doch nicht nur Prognosen werden besser, auch die Automatisierung wird ausgeweitet. „Wiederkehrende Bestellungen, besonders wenn es um sogenannte C-Teile mit geringem Beschaffungswert, aber hohem Beschaffungsaufwand geht, können automatisch durch das ERP-System ausgelöst. werden“, erklärt der Softwarespezialist. Die KI entscheide selbstständig über den passenden Zeitpunkt und die Bestellmenge. Nur bei Ausreißern werden die Sachbearbeiter informiert, um gegebenenfalls nachzujustieren.
Ein weiterer Trend sind die Low-Code-Anpassungen bei ERP-Systemen. Das bedeutet, dass man die ERP-Software auch ohne viel Programmierwissen an die speziellen Bedürfnisse des Unternehmens anpassen kann, wie Leonie Stork vom ERP-Hersteller „eEvolution“ im niedersächsischen Hildesheim sagt. Dabei können Funktionen durch eine grafische Benutzeroberfläche einfach per Mausklick verschoben und miteinander verknüpft werden.
„Für Anwender, die Low-Code-Anpassungen vornehmen, wurde der Begriff des Citizen Developers geprägt“, erklärt Stork. Sie können bestimmte Prozesse in ihrem Unternehmen abbilden, eigene mobile Apps erstellen (zum Beispiel für Lagermitarbeiter) oder individuelle Datenanalysen und -visualisierungen konzipieren.
Mit Chat GPT neue Funktionen programmieren
Auch wenn Citizen Developer keine Programmierer sein müssen, ist doch derzeit noch ein ausgeprägtes IT-Grundverständnis von Nöten. KI könnte allerdings bald an diesem Punkt weiterhelfen. Schon heute kann das bekannte KI-System Chat GPT Funktionen programmieren, die man zuvor in Umgangssprache beschrieben hat – Programmierkenntnisse sind damit überflüssig.
600 verschiedene Anbieter für ERP-Software
Software-Portale zählen in Deutschland bis zu 600 verschiedene Anbieter, teils mit sehr spezifischer Ausrichtung auf bestimmte Branchen oder Funktionen. Die Anbieter mit den größten Marktanteilen international sind SAP, Oracle, Microsoft, Infor und Sage – die allerdings zusammen nicht einmal die Hälfte des Marktumsatzes auf sich vereinigen.
Der Jahresumsatz für ERP-Software in Deutschland liegt bei etwa 2,2 Milliarden Euro.