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Kostensenkung: Wie kleine Schritte große Wirkung entfalten können
Ettlingen. „Um ein Unternehmen profitabler zu machen, gibt es im Grunde zwei Möglichkeiten“, erklärt Andreas Crucius, Vorstand der Unternehmensberatung Pebco in Ettlingen bei Karlsruhe „zum einen durch Steigerung des Umsatzes, zum anderen durch Senkung der Kosten.“ Generell gelte die Kostensenkung dabei als der Ansatzpunkt, bei dem schneller, und effizienter Erfolge zu erzielen seien. Angesichts der gegenwärtigen Konjunkturlage scheint der Fall noch klarer zu liegen, ist doch das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,1 Prozent geschrumpft. Die Wirtschaft ist aktuell also eher im Rückwärtsgang. Umso wichtiger ist es für Betriebe, die Kosten im Griff zu behalten.
Erfahrungsgemäß bietet zunächst der Einkauf ein rasch realisierbares, substanzielles Einsparpotenzial. Hier können bereits durch einfache Maßnahmen wie die Optimierung der Lieferantenauswahl und die Verhandlung besserer Konditionen beträchtliche Kosten gesenkt werden, so Crucius. Auch die bewusste Nutzung von Skontomöglichkeiten durch Sofortzahlung sei zu prüfen. Dies könne erhebliche Einsparungen bringen, wenn das Liquiditätsmanagement dies hergebe.
Einkauf und Energieverbrauch bieten hohe Einsparpotenziale
Der Einkauf in größeren Mengen oder die Bündelung von Bestellungen mit anderen Betrieben kann die Verhandlungsposition weiter stärken und zu noch günstigeren Preisen führen. Hier komme man dann in den Bereich der langfristigen Kostensenkung durch eine strategische Neuausrichtung des Einkaufs, sagt der Unternehmensberater.
Ein weiterer Bereich mit großem Sparpotenzial ist der Energieverbrauch. Darauf weist Michael Paulus, Unternehmensberater aus Zweibrücken im Saarland hin. Auch Handwerksbetriebe, die auf energieintensive Maschinen angewiesen sind, können hier sparen. Der Austausch veralteter Maschinen gegen energieeffizientere Modelle oder die Einführung eines Energiemanagementsystems kann den Stromverbrauch erheblich senken. Auch das Abschalten nicht benötigter Geräte und die Nutzung von Zeitschaltuhren senkt die Energiekosten.
Bei Personalabbau kann Wissen verloren gehen
Der Personalsektor bietet ebenfalls Raum für Kosteneinsparungen. Eine effizientere Planung der Arbeitszeiten und die Vermeidung von Überstunden tragen zur Senkung der Personalkosten bei. Die Investition in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter kann auf lange Sicht ebenfalls Kosten sparen, da gut geschultes Personal effizienter arbeitet und weniger Fehler macht, die zu teuren Nachbesserungen führen können. Zudem können durch flexible Arbeitszeitmodelle und die Möglichkeit zum Homeoffice die Produktivität gesteigert und Kosten für Büroflächen und Infrastruktur reduziert werden.
Gerade bei Kostensenkungen im Personalbereich ist allerdings viel Fingerspitzengefühl geboten, warnt Consultant Peter Wolf aus Wuppertal. Wer hier unbedacht handelt, sorgt am Ende für mehr Schaden als Nutzen. „Man sollte sich auch gezielt gegen den tödlichen Mechanismus Wissensabbau durch Personalabbau absichern“, warnt Wolf. Es sei wichtig, Know-how im Betrieb durch Wissensmanagement zu sichern. Ein vorzeitiger Ruhestand könne zwar die Finanzen entlasten, aber zugleich wichtige Wissensträger kosten.
Verträge und Abonnements regelmäßig überprüfen
Zeitgemäße IT-Infrastruktur sei ebenfalls ein noch oft unterschätzter Faktor für Kostensenkungen, sagt Paulus. Mit überschaubaren Investitionen in digitale Tools könnten die Prozesse in kleinen und mittelständischen Unternehmen erheblich optimiert und automatisiert werden − etwa bei der Buchhaltung und bei der Personalverwaltung, aber auch im Umgang mit den Kunden. Dies führe nicht nur zu Zeitersparnis, sondern reduziere auch die Fehleranfälligkeit und erhöhe die Effizienz.
Lohnenswert sei ferner die sorgfältige Analyse und Überprüfung von Verträgen und Abonnements, etwa für Telefonie, den Internetanschluss, Versicherungen oder auch im Zusammenhang mit Mietverhältnissen. Nicht länger erforderliche Abonnements, die gleichsam als teure Karteileichen dahindümpeln, sollten spätestens jetzt gekündigt werden. Wer Vertragslaufzeiten im Blick hat, kann auslaufende Verträge dazu nutzen, bessere Konditionen auszuhandeln oder wenn dies nicht möglich ist, den Anbieter zu wechseln.
„Gerade kurzfristige Kostenreduktion erfordert keinen radikalen Umbau des Unternehmens“, erklärt Pebco-Chef Crucius. Vielmehr seien es die vielen kleinen, durchdachten Maßnahmen, die in ihrer Summe erhebliche Einsparungen ermöglichen. Durch die Fokussierung auf die „Low hanging fruits“ können Unternehmen ihre Effizienz steigern, ihre Kosten senken und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig sichern.