Industrie baut binnen eines Jahres 21.200 Jobs ab

Das produzierende Gewerbe in Baden-Württemberg baut kräftig Stellen ab.
dpa/Rupert Oberhäuser)Stuttgart . Rund 6,46 Millionen Menschen waren im vierten Quartal 2024 in Baden-Württemberg erwerbstätig. Das teilt das Statistische Landesamt mit. Damit bleibt die Erwerbstätigkeit im Land zum Vorjahresquartal nahezu unverändert.
Doch hinter diesen Zahlen zeichnet sich ein gravierender Wandel ab: Hin zu mehr Staat und weg von der Industrie. Denn der massive Einbruch bei gut bezahlten Industrie-Jobs wird nur durch eine Zunahme an Stellen im öffentlichen Dienstleistungsbereich kaschiert.
Automobilindustrie und Handwerksbetriebe verlieren Jobs
So hat das Produzierende Gewerbe (1.912.500 Erwerbstätige), zudem auch der umsatzstärkste Industriezweig, die Automobilindustrie gehört, binnen eines Jahres 21 200 Stellen verloren. Insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe (wo Industrie- und Handwerksbetriebe Rohstoffe und Zwischenprodukte weiterverarbeiten) wurde Personal abgebaut. Dort haben knapp 22 900 Erwerbstätige laut den Statistikern ihren Job verloren. Und auch das Baugewerbe muss Federn lassen und zählte im vierten Quartal 2024 rund 1300 Stellen weniger im Vergleich zum Vorjahresquartal (−0,4 %).
Zahlenmäßig aufgefangen wird diese Entwicklung durch den Dienstleistungsbereich. Der ist gegenüber dem Vorjahresquartal um gut 20 400 Personen (+0,5 %) auf rund 4,48 Millionen Personen angewachsen. Einzig der Bereich „Finanz-, Versicherungs- und Unternehmensdienstleister; Grundstücks- und Wohnungswesen“ bauet Jobs ab. Hier verzeichnen die Statistiker im vierten Quartal 2024 einen deutlichen Rückgang von knapp 10 000 Erwerbstätigen (−1,0 %). Der Bereich „Öffentliche und sonstige Dienstleister, Erziehung und Gesundheit“ sorgte dagegen mit knapp 32 800 zusätzlichen Stellen (+1,7 %) verglichen mit dem Vorjahresquartal für einen kräftigen Beschäftigungszuwachs. Hier sind also Stellen für Beamte und Angestellte in Behörden des Bundes, Landes und der Kommunen, mehr Lehrer, mehr Ärzte und Pflegepersonal hinzugekommen.
Die Industrie baut Jobs ab – der Staat schafft neue Stellen
Unter dem Strich zeugt diese Entwicklung von einem deutlichen Strukturwandel: Die Industrie baut Jobs ab, während der Staat neue Stellen schafft. Wenn man annimmt, dass Industriejobs in der Regel besser bezahlt sind als Stellen im öffentlichen Dienst oder im Dienstleistungssektor, führt das zu sinkender Kaufkraft. Langfrist beeinträchtigt dies das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand. Der Verlust von Industriearbeitsplätzen führt auch zu einem Rückgang der Forschungs- und Entwicklungsausgaben, was den „Innovationsmotor der Volkswirtschaft“ schwächt. Und schließlich reduziert ein Abbau von gut bezahlten Industriejobs die Steuereinnahmen der Kommunen, was sich negativ auf die Finanzierung öffentlicher Einrichtungen und Dienstleistungen auswirkt.