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Energiewende

In Mannheim soll es ab 2035 kein Erdgas mehr geben

Die MVV Energie hat als erster Energieversorger in Deutschland angekündigt, wann sie die Erdgasversorgung in ihrem Stammversorgungsgebiet einstellen will. Bis 2035 will der Energiekonzern sein Gasnetz in Mannheim stilllegen.

Wenn der Betrieb und die Unterhaltung von Erdgasnetzen wirtschaftlich unzumutbar ist, dürfen Energieversorger diese ganz oder teilweise abschalten.

IMAGO/Funke Foto Services/Alexandra Roth)

Mannheim. Vor einem halben Jahr hatten die Stadtwerke Augsburg bundesweit für Aufsehen gesorgt, als Pläne bekannt wurden, dass der regionale Energieversorger in rund zehn Jahren aus der Erdgasversorgung aussteigen will. Kurz darauf war das kommunale Unternehmen zurückgerudert. Ganz anders nun die Mannheimer MVV Energie. Der Konzern, der mehrheitlich in kommunaler Hand ist, verkündete am Freitag vergangener Woche, definitiv bis 2035 die Erdgasversorgung in Mannheim einzustellen.

Der zweitgrößte Energieversorger im Südwesten hatte sich schon vor drei Jahren vorgenommen, bis 2040 nicht nur klimaneutral, sondern „klimapositiv“ sein zu wollen. Inzwischen wurde das Ziel noch einmal um fünf Jahre vorverlegt. Zu diesem Zeitpunkt will die MVV keine fossilen Energieträger mehr nutzen.

Versorger geht von stark steigenden Gaspreisen aus

Für den frühzeitigen Abschied aus dem Erdgaszeitalter sprechen aus Sicht des Mannheimer Konzerns aber auch wirtschaftliche und rechtliche Gründe. Der Gaspreis werde in den kommenden Jahren deutlich steigen. Zum einen wird sich der CO 2 -Preis weiter erhöhen. Zum Zweiten werden sich bei sinkenden Kundenzahlen die Netzentgelte für den einzelnen Erdgasabnehmer stark erhöhen, was Heizen mit Erdgas in wenigen Jahren im Vergleich zu anderen Quellen unrentabel mache. Und für Netzbetreiber lohne sich irgendwann der Betrieb der Netze nicht mehr, weil die Einnahmen stetig sinken.

Rechtlich verweist die MVV auf die Gasbinnenmarktrichtlinie der EU, die bis Mitte 2026 in deutsches Recht umgesetzt werden muss. Diese verpflichte Gasnetzbetreiber, Stilllegungspläne zu erarbeiten und der Bundesnetzagentur vorzulegen. Dem ist das Mannheimer Unternehmen zumindest teilweise schon zuvorgekommen, um Gaskunden frühzeitig zu informieren.

Energiewirtschaftsgesetz lässt Stilllegung grundsätzlich zu

Nach Ansicht des Verbandes kommunaler Unternehmen in Baden-Württemberg ist das Vorgehen der MVV vom Energiewirtschaftsgesetz gedeckt. Das erlaube Netzbetreibern „sowohl die Ablehnung von Neuanschlüssen als auch die Kündigung von bestehenden Netzanschlussverhältnissen bei wirtschaftlicher Unzumutbarkeit“, erklärt ein Sprecher.

Ob das Gasnetz in Mannheim zurückgebaut wird oder Teile für den Wasserstofftransport, etwa für Industriebetriebe, genutzt wird, ist derzeit noch offen. Mit den Unternehmenskunden sei man in individuellen Absprachen über die zukünftige Versorgung, erklärt Unternehmenssprecher Sebastian Ackermann.

10.000 zusätzliche Fernwärmeanschlüsse geplant

Für Wohngebäude favorisiert der Energiekonzern vor allem zwei Wege für die Wärmeversorgung: Fernwärme und Wärmepumpen. Bis 2030 sollen 10.000 weitere Gebäude an das Mannheimer Fernwärmenetz angeschlossen werden. Das soll zu diesem Zeitpunkt ausschließlich aus regenerativen Energiequellen gespeist werden. Auch in dem im März vom Mannheimer Gemeinderat beschlossenen kommunalen Wärmeplan werden Wärmepumpen und Fernwärme als vorrangige Wärmelieferanten für Wohngebäude und Gewerbetreibende festgeschrieben.

Auch wenn Mannheim bei der Stilllegung des Gasnetzes bundesweit Vorreiter ist, auch andernorts wird über konkrete Zeitpläne nachgedacht. So hatte ein Mitarbeiter der Stuttgarter Stadtverwaltung in einem TV-Interview ebenfalls das Jahr 2035 als Ausstiegsdatum genannt. Doch die Stadtwerke-Tochter Stuttgart Netze, die das Gasnetz in der Landeshauptstadt betreibt, hält sich dazu noch bedeckt.

Nummer Zwei der Energieversorger im Land

Die MVV Energie ist nach der EnBW der zweitgrößte Energieversorger in Baden-Württemberg. Der Konzern ist börsennotiert, mehrheitlich aber im Besitz der Stadt Mannheim und setzte 2023 rund 7,5 Milliarden Euro um. Über das Geschäftsgebiet in Mannheim hinaus ist die MVV auch an den Stadtwerken Offenbach, Kiel und Köthen (Sachsen-Anhalt) und einer Reihe weiterer kleinerer Stadtwerke im Südwesten beteiligt.

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