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In der Baubranche steigt die Zahl der Insolvenzen

Bundesweit haben von Januar bis August 16 Prozent mehr Bauunternehmen Insolvenz angemeldet als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs, wie der Kreditversicherer Allianz Trade in einer Studie ermittelt hat. In Baden-Württemberg stieg die Zahl der Insolvenzen im Bausektor nach Zahlen des Statistischen Landesamtes dagegen nur um 6,8 Prozent.

Die baden-württembergischen Tiefbauunternehmen beurteilen ihre wirtschaftliche Lage noch insgesamt positiv. Foto: dpa/SvenSimon/Frank Hoermann

Frank Hoermann/SVEN SIMON)

Stuttgart. Die hohen Zinsen und massiv gestiegenen Materialkosten führen nicht nur zu Baustopps und Auftragsstornierungen. Inzwischen haben sie in der Bau- und Immobilienbranche zu mehr Insolvenzen geführt. „Gerade die vielen mittelständischen Unternehmen sind als Subunternehmer oft in einer Art Sandwichposition mit geringer Preissetzungsmacht gegenüber großen Auftraggebern. Das macht sie besonders anfällig bei einer Verschlechterung der Auftragslage und der Konjunktur,“ erklärt der Chef des Kreditversicherers für den deutschsprachigen Raum, Milo Bogaerts.

In Baden-Württemberg ist der negative Trend im Bausektor dagegen noch recht verhalten. Das Statistische Landesamt habe in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres 111 Insolvenzen von Bauunternehmen registriert, teilt die Bauwirtschaft Baden-Württemberg auf Anfrage mit. Im Jahr davor waren es von Januar bis August 107 gewesen. Während im Bauhauptgewerbe nur 3,7 Prozent mehr Insolvenzen verzeichnet wurden, waren es einschließlich des Ausbaugewerbes 6,8 Prozent.

Die deutliche Diskrepanz zwischen der Bundes- und Landesebene erklärt der Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, Thomas Möller vor allem mit einem statistischen Effekt. Im Vergleichszeitraum Januar bis August 2022 hätten die Insolvenzen in Baden-Württemberg deutlich stärker zugenommen als im gesamten Bundesgebiet. Die Basis für die Veränderungswerte lag im Südwesten als höher als in anderen Regionen. Nun sei eine Gegenbewegung zu beobachten.

Branchenverband sieht keinen auffälligen Anstieg der Insolvenzen

Derzeit bewegten sich die Insolvenzzahlen in der Baubranche noch auf einem sehr niedrigen Niveau, so Möller. Und man beobachte bei den Mitgliedsunternehmen „keinen auffälligen Anstieg der Insolvenzen.“

Das bedeutet jedoch nicht, dass die wirtschaftliche Lage der Bauunternehmen im Südwesten entspannt wäre. Nach der Herbstumfrage des Verbands stufen 49 Prozent der insgesamt 240 befragten Firmen ihre aktuelle Lage als schlecht ein. Mehr als jeder zweite Betrieb erwartet in den kommenden Monaten eine rückläufige Entwicklung und rechnet mit deutlich sinkenden Umsätzen.

Straßen- und Tiefbauer bleiben mehrheitlich optimistisch

Besonders stark vom Abwärtstrend betroffen ist der Wohnungsbau. 61 Prozent der Firmen, die in diesem Bereich tätig sind, beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht. Auch im Wirtschaftsbau haben sich die Erwartungen eingetrübt. Hier rechnen 62 Prozent der Betriebe mit einer schlechteren Geschäftsentwicklung. Ähnlich sehe es im kommunalen Hochbau aus, weil die Investitionsspielräume der Städte, Gemeinden und Landkreise abnähmen.

Besser wird dagegen die Lage im Straßen- und Tiefbau eingeschätzt. Im Straßenbau nannten zwei Drittel der Unternehmen ihre Geschäftslage gut oder befriedigend. Im sonstigen Tiefbau waren sogar 74 Prozent der Firmen zufrieden. Für die nahe Zukunft erwarten 58 Prozent der Straßenbauer eine gleichbleibende oder bessere Entwicklung, im übrigen Tiefbau sind es 61 Prozent.

Immobilienbranche von Pleiten besonders betroffen

Die Immobilienbranche haben die steigenden Zinsen und die Inflation bundesweit noch sehr viel stärker  getroffen als die Bauwirtschaft. Laut der Untersuchung des Kreidversicherers Allianz Trade stieg die Zahl der Firmenpleiten bei Immobilienunternehmen und – entwicklern bundesweit in den ersten acht Monaten um 42 Prozent gegenüber 2022. Damit ist  die Steigerungsrate mehr als zweieinhalb mal höher als die in der Baubranche.

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