Reform der Landesbauordnung

Gut gemacht, aber für eine Trendwende leider zu wenig 

Der dramatische Einbruch im Wohnungsbau ist das Ergebnis eines perfekten Sturms: Die Kostenstruktur durch explodierende Material- und Arbeitskosten in Kombination mit bürokratischen Hürden und teuren Bauvorschriften macht Vorhaben für Bauwillige unerschwinglich. Da kommt die Reform der Landesbauordnung wie ein zartes Pflänzchen daher. Zumal sich bereits neue Hemmnisse vor den Augen der Investoren auftun.

Der Mix aus höheren Baukosten, gestiegenen Zinsen und strengeren Auflagen führt dazu, dass viele Bauvorhaben nicht mehr realisiert werden.

Wolfgang Leja)

Stuttgart . Die Reform der Landesbauordnung ist beschlossen. In wenigen Monaten werden Bauherrn schneller zu einer Baugenehmigung kommen und von abgespeckten baulichen Vorgaben profitieren. Die Resonanz darauf in der Bauwirtschaft, bei Wohnungsunternehmen und Projektentwicklern ist grundsätzlich positiv. Doch der Game-Changer für den darniederliegenden Wohnungsbau – da sind sich die Profis einig – wird das nicht sein.

Der Bedarf nach Wohnungen ist riesig. Und dennoch winken bauwillige Investoren – privat wie gewerblich – ab. Denn die tiefgreifenden Ursachen der Krise werden von der Politik weiterhin ignoriert. Dabei dürfte alles noch schlimmer kommen.

Die Bauzinsen steigen steil nach oben

Denn das geplante Finanzpaket von Union und SPD Kredite macht Kredite deutlich teurer. Bereits jetzt schon treibt die geplante Mega-Finanzspritze des künftigen schwarz-roten Regierungsbündnisses die Bauzinsen steil nach oben. Binnen kurzer Zeit sind 10-jährige Darlehen auf 3,2 bis 3,7 Prozent gesprungen. Das verringert die finanziellen Spielräume von Immobilien-Käufern weiter.

Diese sind jetzt schon durch die drastisch gestiegenen Baukosten zusammengeschmolzen. Verantwortlich dafür sind nicht nur die horrend gestiegenen Materialkosten. Auch Baustandards und Energieeffizienzvorgaben machen das Bauen teuer. Der kräftige Anstieg der Kreditzinsen in Kombination mit den gestiegenen Baukosten ist toxisch. Und das, wo schon seit Monaten viele Wohnungsunternehmen, Bauträger und Projektentwickler warnen, dass sich das Bauen unter den aktuellen Kostenbedingungen kaum noch lohnt.

Mehrkosten, die in keinem angemessenen Verhältnis zum ökologischen Nutzen stehen

Die strengen Bauvorschriften insbesondere zur Energieeffizienz haben Investoren obendrein verunsichert. Die ideologiegetriebene Politik der gescheiterten Ampel-Regierung wird als ein zentraler Faktor genannt, der die Krise im Wohnungsbau verschärft hat. Hier vor allem im Bestand, wo die Unklarheit über die Sanierungskosten die Käufer reihenweise verscheucht hat. Und während der grundsätzliche Bedarf an klimafreundlichem Bauen weitgehend anerkannt ist, führen die aktuellen Anforderungen zu erheblichen Mehrkosten, die kaum mehr in einem angemessenen Verhältnis zum ökologischen Nutzen stehen.

Der Mix aus höheren Baukosten, gestiegenen Zinsen und strengeren Auflagen nennen Bauträger und Projektentwickler als Hauptgrund für die gesunkene Profitabilität und dafür, dass zahlreiche Projekte nicht mehr realisiert werden können. Viele dieser Unternehmen stehen vor der schwierigen Entscheidung, entweder mit minimaler Marge oder sogar mit Verlust zu bauen oder Projekte ganz aufzugeben.

Die Folgen dieser Krise sind weitreichend: Deutschland steuert auf eine weitere Verschärfung des Wohnungsmangels zu, was steigende Mieten und soziale Spannungen nach sich ziehen wird. Für eine Trendwende wären umfassende Reformen notwendig. Die Ursachen liegen auf dem Tisch – nur die Politik muss endlich handeln.

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