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Forst BW setzt auf Windkraft und Photovoltaik gegen Holzpreis-Schwankungen
Stuttgart. Im kommenden Jahr soll die Forst BW Green Energy ihre Arbeit aufnehmen. Eine Geschäftsführung ist bereits gefunden. Das Ziel: Das Unternehmen will sich breiter aufstellen, um weniger stark von den Schwankungen des Holzpreises abhängig zu sein. Das Ziel der neuen GmbH ist es, Anlagen zur Erzeugung von Energie aus Erneuerbaren zu errichten, zu projektieren und vor allem zu betreiben. Der Schwerpunkt liegt auf Windkraft und Freiflächenphotovoltaik, so ein Ministeriumssprecher.
Forst BW als öffentlich-rechtliches Unternehmen wurde erst 2020 in dieser Form gegründet. Doch es zeigt sich bereits: Die große Abhängigkeit vom Holzverkauf sorgt für jährlich schwankende Einnahmen, wobei das Geschäftsjahr jeweils zum 1. Juli beginnt. Dementsprechend liegen die Einnahmen für 2020 mit nur sechs Monaten auch nur bei 39,8 Millionen Euro. Für 2021 sind es 108,3 Millionen, 2022 rund 158,6 Millionen und 2023 rund 194,2 Millionen Euro. Gewinne oder Verluste des Unternehmens hängen derzeit in erster Linie am Holzpreis.
Einnahmen aus der Vermarktung der Windkraftstandorte im Wald
Um sich breiter aufzustellen, will Forst BW künftig nicht allein Einnahmen aus der Vermarktung von Flächen für Windenergieanlagen im Staatsforst erzielen. Die liegen derzeit im Schnitt um die vier Millionen Euro. Ausnahme waren Sondereffekte im Jahr 2023, die rund zehn Millionen Euro einbrachten. Mit der Errichtung, Projektierung und dem Betrieb von Erneuerbare-Energien-Anlagen − dem Aufgabengebiet der neuen Gesellschaft mit einem Stammkapital von 200 000 Euro − sollen die Einnahmen von Forst BW auf längere Sicht gesteigert und stabilisiert werden. Dass das nicht sofort der Fall sein wird, hat Forstminister Peter Hauk (CDU) immer wieder betont.
Vor allem die FDP sieht das Vorhaben kritisch. Sie hat dazu bereits mehrere Landtagsanträge gestellt. Ein Kritikpunkt von Daniel Karrais, dem Sprecher für Klimaschutz der FDP-Landtagsfraktion, ist der fehlende Businessplan. Denn beim Forstministerium heißt es: „Die konkreten Ziele und Aktivitäten der Green Energy ergeben sich aus der Geschäftsplanung, die von der dauerhaften Geschäftsführung zu definieren ist.“ Die Geschäftsführung soll ihre Arbeit im März 2025 aufnehmen.
Aus diesem Grund kann das Ministerium derzeit auch noch keine detaillierten Angaben über die konkreten Ziele machen. Das Fehlen von diesen Zielen sowie fehlende Angaben zu den zu erwartenden Gewinnen kritisiert Karrais. Ebenso wie die seit der Gründung in diesem Geschäftsjahr bereits angefallenen Kosten für die GmbH von rund 80 000 Euro. Er wirft Hauk vor, „keinen blassen Schimmer“ davon zu haben, wie die Green Energy funktionieren soll.
Kritik von der FDP, Lob von den Regierungsfraktionen
In Ausschusssitzungen hatte die FDP die Sorge geäußert, dass mit der Forst BW Green Energy ein Unternehmen aufgebaut werden könnte, das in Konkurrenz zu privatwirtschaftlich agierenden Unternehmen trete. Auch fürchtete die FDP durch die Aktivitäten der neuen GmbH eine Wettbewerbsverzerrung.
Das sieht Hauk nicht so. Die Vermarktungsoffensive für Windkraftstandorte im Staatswald werde weitergehen. Der Betrieb eigener Anlagen werde aller Voraussicht nach einen geringen Umfang haben.
Positiv bewertet wird die Einrichtung der neuen GmbH hingegen von den beiden Regierungsfraktionen. So gab es Ende Oktober im Ausschuss für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Lob für die Diversifizierung bei Forst BW. Das Unternehmen dürfe sich künftig nicht mehr auf das reine Kerngeschäft Holz konzentrieren, sondern vielmehr müsse der Wald multifunktional gedacht werden und neue Wirtschaftsfelder erschlossen werden.
Auch sei es wichtig, schwankende Einnahmen aus dem Holzverkauf abzufedern. Es war die Rede davon, dass Forst BW einen vorausschauenden Blick in die Zukunft beweise. Denn nicht zuletzt durch den Klimawandel sei das Geschäftsfeld Holz sehr anfällig geworden.
Freiflächenphotovoltaik auf Flächen von Forst BW
Auf den ersten Blick klingt es wie ein Widerspruch: Freiflächenphotovoltaik bei Forst BW. Doch der Landesbetrieb hat in seinem Zuständigkeitsbereich auch Konversionsflächen, die einst militärisch genutzt wurden, oder ehemalige Rohstoffabbaugebiete. Diese können für Photovoltaik genutzt werden. Zudem verfügt Forst BW auch über landwirtschaftliche Flächen in benachteiligten Gebieten, die ebenfalls für Freiflächensolaranlagen geeignet sind.