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Industrie- und Handelskammertag: Energiewende geht zu langsam voran
Stuttgart . Baden-Württemberg wird als Wirtschaftsstandort immer unattraktiver. Davor warnt der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK). Ein Faktor, der Industrie und Handel besonders umtreibt, sind die hohen Energiekosten. Es sei wichtig für die Wirtschaft, dass die Industriebetriebe hierbleiben – und dafür müsse der Strom nicht nur verfügbar, sondern auch bezahlbar sein, sagt BWIHK-Präsident Christian Erbe.
„Die Politik muss jetzt handeln.“ Mit diesen Worten appellierte er an die Landesregierung, die Energiewende schneller voranzutreiben und legte eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) Freiburg vor. Danach wird sich der Strombedarf bis 2040 verdoppeln. Aktuell beträgt der im Bundesland 63 Terawattstunden, bis 2040 soll er auf 109 bis 161 Terawattstunden ansteigen.
In Baden-Württemberg droht eine Stromlücke
Wenn das Land die nötigen Ressourcen und Infrastrukturen nicht bereitstellen kann, droht eine Stromlücke. „Das Land hat sich das besonders ehrgeizige Klimaziel gesetzt, fünf Jahre früher als der Bund klimaneutral zu werden“, erklärte Vizepräsident Jan Stefan Roell. Dennoch hinke es hinterher, die Erneuerbaren Energien auszubauen. Selbst wenn das Land hier alle Möglichkeiten ausschöpfen würde, müsste es künftig einen nicht unerheblichen Teil des Stroms importieren.
Selbst beim Import müsse das Land sich sputen, um die nötige Infrastruktur bereitzustellen. Haupttreiber des erhöhten Strombedarfs ist die Industrie. Sie muss vermehrt auf Strom setzen, um fossile Prozesse zu ersetzen. Roell zufolge sitzen die Produktionszentren für Erneuerbaren Strom im Norden. Das schwäche den Südwesten als Industriestandort. Es drohten Unternehmen abzuwandern.
IHK-Vizepräsident Roell: Anreize für private Investoren schaffen
Roell verwies auf den fehlenden Ausbau der Stromnetze sowie den Bau neuer Gaskraftwerke, die die Stromlücke decken sollen. Das Land könne den Netzausbau aber nicht allein stemmen. Es brauche insbesondere private Investoren für den Ausbau der Gaskraftwerke. Das hatte auch EnBW-Chef Andreas Schell diese Woche gefordert: „Das Thema hat Top-Priorität. Ohne diese Kraftwerke kann die Energiewende nicht gelingen und der Kohleausstieg nicht vollzogen werden“, sagte er im Handelsblatt. Um bis 2040 gemeinsam Lösungen zu finden, forderte Roell einen Strompreisgipfel unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).