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EnBW stellt Finanzergebnis vor

EnBW-Finanzvorstand Kusterer: Hohe Kosten könnten Akzeptanz für Energiewende schwächen

Der Energiekonzern EnBW hat in den ersten sechs Monaten deutlich weniger Geld verdient als im vergleichbaren Zeitraum im Vorjahr. Finanzvorstand Thomas Kusterer sieht den Konzern dennoch im Plan. Er hat allerdings eine Warnung parat. Denn der Umbau des Energiesystems wird viel Geld kosten.

EnBW-Finanzvorstand Kusterer warnt: Mit immer weiter steigenden Kosten laufen wir Gefahr, dass die Akzeptanz der Energiewende auf dem Spiel steht.

EnBW / Catrin Moritz)

Karlsruhe . Der Energiekonzern EnBW macht deutlich weniger Gewinn. In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahrs erzielte die EnBW auf Konzernebene ein operatives Ergebnis (Adjusted EBITDA) von 2,6 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2023 lag der Gewinn vor Zinsen und Steuern noch bei 3,5 Milliarden Euro. Finanzvorstand Thomas Kusterer erklärte den Rückgang am Freitag vor Journalisten mit dem „herausragenden Vorjahr“. Das bessere Vorjahresergebnis sei auf das ungewöhnliche Preisniveau an den Märkten zurückzuführen. Es habe im Vorjahr außergewöhnlich hohe Margen bei der Vermarktung der eigenen Erzeugungsmengen gegeben. Aufgrund der mittlerweile wieder gefallenen Preise habe sich das Konzernergebnis Kusterer zufolge „normalisiert“. Für das laufende Geschäftsjahr geht der stellvertretende Vorstandsvorsitzende unverändert von einem Ergebnis in einer Bandbreite von 4,6 bis 5,2 Milliarden Euro aus. „Das unterstreicht einmal mehr die Robustheit unseres integrierten Geschäftsmodells.“

Aktionäre verdienen weniger

Damit dürfen auch die Aktionäre der EnBW AG mit weniger Dividenden rechnen. Der auf sie entfallende Adjusted Konzernüberschuss lag im ersten Halbjahr bei 927 Millionen Euro (Vorjahr 1,65 Mrd. Euro). Die beiden Hauptaktionäre, der Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) und das Land Baden-Württemberg, halten jeweils 46,75 Prozent der Anteile an der EnBW.

Die EnBW nimmt viel Geld in die Hand, um die Energiewende zu beschleunigen. Die Bruttoinvestitionen lagen im ersten Halbjahr 2024 mit 2,5 Milliarden Euro um rund 60 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Investitionen flossen neben dem Ausbau der Offshore-Windkraft vor allem in den Bau CO2-armer, wasserstofffähiger und flexibel einsetzbarer Gaskraftwerke sowie in den Ausbau der Stromtransport- und -verteilnetze. Im Frühjahr hatte die EnBW das Ziel bekannt gegeben, 40 Milliarden Euro bis 2030 in die Energiewende zu investieren. Dies entspricht im Durchschnitt pro Jahr fast dem Doppelten der bisher vorgenommenen Investitionen.

Konzern begibt Anleihen in Höhe von insgesamt 1,2 Milliarden Euro

Thomas Kusterer: „Für unsere deutlich höheren Investitionen benötigen wir neben stabilen operativen Erträgen auch jederzeit Zugang zum Kapitalmarkt.“ Der Konzern will einen Teil seines hohen Finanzierungsbedarfs über private Investoren decken. Dafür hat die EnBW im Frühjahr zwei Anleihen in Höhe von insgesamt 1,2 Milliarden Euro begeben.

Die Finanzierung der Energiewende ist nicht nur für die EnBW eine große Herausforderung. „Das Thema Bezahlbarkeit rückt zunehmend in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion“, erklärte der Finanzchef. Kusterer verwies dabei auf eine Analyse des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der Beratungsfirma Ernst & Young (EY), wonach die deutsche Energiewirtschaft dafür bis 2030 rund 721 Milliarden Euro investieren müsse. Bis 2035 kämen danach weitere 493 Milliarden Euro hinzu.

„Für den Erfolg der Energiewende brauchen wir angesichts dieser Zahlen dringend einen ein stärkeres Kostenbewusstsein für den Umbau des Energiesystems“, forderte Kusterer. „Entsprechend müssen wir zügig vom Reden ins Handeln kommen. Denn mit den immer weiter steigenden Kosten laufen wir Gefahr, dass die Akzeptanz der Energiewende auf dem Spiel steht. Und das darf nicht passieren.“

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