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Gebäudemanagement

Die Software von Plan 4 hilft gegen den Sanierungsstau

Nicht wenige Kommunen kennen den exakten Sanierungsbedarf ihrer Liegenschaften nicht. Das ist ungünstig, gerade jetzt, wo neue EU- und Klimavorgaben auf sie zukommen. Das Freiburger Start-up Plan 4 hat eine Software entwickelt, mit der sich der Zustand der Gebäude erfassen lässt. So lassen sich Maßnahmen nicht nur besser planen, sondern auch deren Kosten abschätzen.

Hendrik Seibel und Thorsten Harig (v.l) haben mit ihrer Software die Sanierungskosten in rund 4000 Gebäuden ermittelt.

Plan 4)

Freiburg . Auf die Kommunen kommt einiges zu, weiß Hendrik Seibel. „Einmal sind es neue EU-Vorgaben. Sie werden dazu führen, dass Gebäude der Energieeffizienzklasse D oder schlechter entsprechend saniert werden müssen“, sagt der Geschäftsführer von Plan 4. „Zudem haben wir uns in Deutschland dazu verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu sein. Und der größte Hebel dafür ist der Gebäudebestand.“ Aber damit nicht genug. Denn auch die Wärmeplanung steht an. „Kommunen können diese jedoch nur ordentlich vornehmen, wenn sie eine gute Datengrundlage über sämtliche städtische Gebäude wie Schulen, Sporthallen und Wohngebäude vorliegen haben. Und das ist im Moment der Punkt, der allen Bauchschmerzen bereitet“, sagt er.

Spezialisiert auf die Digitalisierung der Immobilienbewertung

Seibel, der in Düsseldorf das gleichnamige Architekturbüro führt, ist einer der beiden Gründer des Freiburger Start-ups Plan 4, das den Kommunen hier Lösungen anbietet. Zusammen mit seinem Partner Thorsten Harig hat er im Jahr 2018 das Unternehmen aufgebaut, das sich mit einer Software-Lösung auf die Digitalisierung der Immobilienbewertung spezialisiert hat. Die beiden ergänzen sich gut. Harig kümmert sich um das Kaufmännische und den organisatorischen Part. Seibel deckt die technologische Seite ab.

Die Arbeitsteilung scheint sich auszuzahlen. Bis heute hat ihre Software über zwei Milliarden Euro an Sanierungskosten in rund 4000 Gebäuden ermittelt. Mehr als 230 Städte und Kommunen bundesweit setzen auf die Software-Lösung aus Freiburg. Darunter auch Karlsdorf-Neuthard im Landkreis Karlsruhe. Die 11 000- Einwohner-Gemeinde sah sich einem steigenden Sanierungsbedarf gegenüber, der auf begrenzte finanzielle und personelle Ressourcen trifft. Dabei fehlte der Überblick über den Sanierungsbedarf und die damit verbundenen möglichen Kosten. Plan 4 hat für die Gemeinde mit der Softwarelösung Gebäude-Check 40 Gebäude bewertet und so die Lücken mit realen Daten gefüllt. Die badische Gemeinde kann nun Maßnahmen effektiver planen und priorisieren.

„Wir starten in einer Kommunen meist mit einem Pilotprojekt“ erklärt Seibel. „Wir suchen uns beispielhaft ein Gebäude raus, eine Sporthalle oder eine Schule, von der wir erst einmal 3-D-Laserscans erstellen“, sagt er. Damit lässt sich das Gebäude virtuell ins System übertragen. Darin wird dann KI-gestützt ein Raumbuch und Bestandspläne des Gebäudes abgeleitet. „Das Ergebnis speisen wir dann in unseren Gebäude-Check ein, so dass wir alle Daten etwa zu Fenstern, Flächen, Dachflächen im System haben“, so Seibel. „Aufgrund des Baujahrs können wir dann erste Aussagen zur energetischen Qualität des Gebäudes treffen.“

Mitarbeiter können selbst das Tablet in die Hand nehmen

Danach werden die Daten auf einem Tablet synchronisiert und ein Vor-Ort-Besuch mit Mitarbeitern der Kommune vereinbart. „Die können dann selbst das Tablet in die Hand nehmen und direkt am Objekt erleben, wie das System funktioniert“, sagt Seibel. Anhand eines definierten Kriterienkatalogs werden sie Schritt für Schritt durch das Gebäude geführt. Man fängt mit den Außenanlagen an, schaut sich die Fassade an, die Fenster bis hin zu den Boden- und Wandbelägen in den Räumen.

Jedes Mal, wenn man einen Zustand bewertet, schlägt das System Maßnahmen vor, die mit tagesaktuellen Preisen hinterlegt sind. „In der Regel hat man schon vor Ort eine erste Kostenschätzung“, sagt Seibel. Im Büro lasse sich das noch feiner justieren. Man spare so 50 bis 60 Prozent der Zeit, die solch eine Bewertung üblicherweise braucht, sagt er.

Plan 4 ist auf 25 Mitarbeiter angewachsen. „Die 30 werden wir auf jeden Fall in diesem Jahr erreichen“, sagt Harig. Dabei verzeichnet das junge Unternehmen stetig mehr Kundenanfragen. „Wir haben bundesweit Planungsbüros als Partner aufgebaut, die wir in der Software schulen und die die Gebäudebewertung übernehmen können“, sagt er. „Wir sind nicht das klassische Start-up, das sehr schnell wächst. Wir wollen lieber organisch wachsen.“

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