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Die ungedeckten Hoffnungen auf den Wasserstoff
Die Landesregierung baut auf Wasserstoff. „Wir haben heute so gut wie keinen grünen Wasserstoff, das ist noch Zukunftsmusik. Aber dass der kommen wird, ist völlig unbestritten“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) kürzlich.
Bekenntnisse zu Wasserstoff sind ungedeckt
Der Optimismus, den Kretschmann an den Tag legt, ist für viele Beobachter eher Wunschdenken. Die Lücke zwischen den politischen Ambitionen und dem, was an Projekten tatsächlich umgesetzt wird, wird immer größer. Der Wasserstoffhochlauf in Deutschland stockt, sagt der Nationale Wasserstoffrat, ein Gremium aus 26 Experten, das die Bundesregierung berät. Offiziell plant der Bund mit einer Wasserstofferzeugungsleistung im Jahr 2030 von zehn Gigawatt. Betrachtet man jedoch die Investitionsentscheidungen für konkrete Projekte, liege diese Leistung lediglich bei 0,3 Gigawatt, so die Fachleute.
Zu hohe Produktionskosten für grünen Wasserstoff
Auch Jens Burchhardt von der Boston Consulting Group in Berlin sorgte jüngst für Ernüchterung. Viele Elektrolyseur-Vorhaben scheitern, weil die Produktionskosten für grünen Wasserstoff deutlich höher sind als erhofft. Die Mehrheit der Studien habe die Kosten auf drei Euro pro Kilo geschätzt. Realistisch seien acht Euro – ein Vielfaches des Erdgaspreises. Und damit zu teuer für Industriebetriebe.
Bleibt zu hoffen, dass sich Politik und Wirtschaft nicht blindlings in ein Wasserstoff-Abenteuer stürzen. Denn eine Fehleinschätzung könnte gerade für jene Unternehmen aus Chemie-, Industrie- und Stahlbranche teuer werden, die darauf hoffen, ihre Vorgaben zur Dekarbonisierung über Wasserstoff zu erfüllen. Geht das schief, könnte das die sich abzeichnende Deindustrialisierung in Deutschland weiter beschleunigen.