Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Die mittlere Heiligsprechung für den Sparkassenchef
„Dass wir, lieber Peter Freunde sind, ist kein Geheimnis.“ Mit diesen Worten wandte sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) Sparkassenpräsident Peter Schneider zu, als der am Dienstag vor 500 geladenen Gästen in der Sparkassen-Akademie in Stuttgart verabschiedet wurde. Kretschmann erinnerte an Zeiten als Schneider noch für die CDU im Landtag saß, „als man gemeinsam die Fahne des Oberschwäbischen hochhielt: konservativ und liberal, gläubig und weltoffen, schaffig und dem Leben zugewandt“.
Vier Ministerpräsidenten verabschieden den Sparkassenchef
Nach 120 Minuten Grußworten scherzte Schneider: „Das war eine mittlere Heiligsprechung! Lieber Gott sehe es mir nach, dass ich diese Übertreibungen nicht ganz ungern gehört habe.“ Die Bedeutung der Person Schneider für Sparkassen und Land zeigte sich an der Prominenz aus der Banken- und Politszene. Und – das muss man erst einmal fertigbringen – an vier anwesenden Ministerpräsidenten: Neben Kretschmann kamen Erwin Teufel, Günther Oettinger und Stefan Mappus .
Selbst da zeigte Schneider, dass ihm Dünkel fremd ist. Er lobte seinen Fahrer, überreichte seinen Sekretärinnen Blumen und bedankte sich bei seiner Frau Rosemarie, die so manche schlaflose Nacht in der Krise um die Landesbank mit ihm teilte.
Magische Kräfte für den Nachfolger
Seinem Nachfolger Matthias Neth übergab Schneider einen Dirigentenstab. Den hatte er vor 18 Jahren von seinem Vorgänger Heinrich Haasis erhalten. Der entpuppte sich dann zwar als ein Zauberstab. Doch wer weiß: Neth , den Schneider monatelang eingearbeitet hatte, könnte in diesen unsicheren Zeiten magische Kräfte gut gebrauchen. Auf ihn wartet zudem eine Fülle an Aufgaben an der Spitze der bundesweit gewichtigen Sparkassen-Finanzgruppe.
Wolfgang Dietz, der Chef der Verbandsversammlung, räumte ein, dass man sich durchaus habe fragen können, wann so einer wie Schneider zum Schlafen komme. So ähnlich habe einst jedenfalls die Bankenaufsicht Bafin Schneider durchleuchtet, die von einem „Leitbild geregelter Wochenarbeitszeit“ ausgehe. An Neth gewandt, sagte Dietz: Diese Frage wird Dir wahrscheinlich jetzt noch viel öfter gestellt werden, weil sich ja die Wochenarbeitszeit zurzeit reduziert. Damit ist die Messlatte noch niedriger, für das, was du einbringen kannst. Und du musst Dir wirklich gut überlegen, wie du diese Fragestellungen beantwortest. Vor allen Dingen, weil die neue deutsche Wirtschaftslogik, die sich jetzt verbreitet, heißt: Mehr Wohlstand durch weniger Arbeit.“