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Stromlieferverträge

Die Industrie kauft immer mehr Strom direkt vom Erzeuger

Mehrjährige Stromlieferverträge zwischen Solar- und Windparkbetreibern und Industrieunternehmen liegen im Trend. Die Unternehmen versprechen sich davon Investitionssicherheit, Preisgarantien und Risikostreuung. Jüngstes Beispiel ist ein Power Purchase Agreement (PPA) der Ulmer Wieland-Gruppe mit Vattenfall für Solarstrom.

Immer mehr Industriebetriebe sichern sich mit langfristigen Lieferverträgen mit Betreibern von Solarparks oder Windkraftanlagen gegen Strompreissteigerungen ab. So kann vielfach auch die Klimaschutzbilanz des Unternehmens verbessert werden.

IMAGO/Arnulf Hettrich)

Ulm. Langfristige Stromlieferverträge werden durch die stark gesunkenen Kosten von erneuerbarem Strom zu einem immer beliebteren Geschäftsmodell. Sie werden zwischen Betreibern regenerativer Erzeugungsanlagen wie Solar- und Windparks und Stromabnehmern aus Industrie, Gewerbe und Stadtwerken abgeschlossen. Sie ermöglichen es Anlagenbetreibern, Projekte zu realisieren und den erneuerbaren Strom zu vermarkten, ohne an den EEG-Ausschreibungen für Fördertarife teilnehmen zu müssen.

Durch die langen Laufzeiten der PPAs erhalten die Betreiber der Anlagen Planungssicherheit für ihre Refinanzierung. Und die Unternehmen können sich damit gegen steigende Strompreise absichern und den Klimaschutz vorantreiben. Sie haben die Möglichkeit, Grünstrom mit Herkunftsnachweis zu beziehen, was ihre CO 2 -Bilanz verbessert und ihre Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsbemühungen unterstützt.

Zehn Prozent des Strombedarfs wird aus Solarpark gedeckt

Via PPA vereinbaren Anlagenbetreiber und Stromabnehmer vertraglich die Lieferung einer Strommenge zu einem festgelegten Preis über einen längeren Zeitraum. In der Regel werden Verträge mit einer Laufzeit von bis zu zehn Jahren abgeschlossen. In einem PPA werden auch die weiteren Bedingungen, wie etwa Vertragsstrafen bei Nichteinhaltung, geregelt.

Bei Onsite-PPAs, auch Direkt-PPAs genannt, wird der erneuerbare Strom vom Anlagenbetreiber in unmittelbarer Nähe des Abnehmers erzeugt und ohne Durchleitung durch das öffentliche Netz geliefert. In der Regel wird aber für die Stromlieferung das öffentliche Netz genutzt (Off-Site PPA) und die vereinbarte Strommenge bilanziell abgerechnet.

Ein entsprechendes PPA hat die Ulmer Wieland-Gruppe unlängst mit dem Energiekonzern Vattenfall abgeschlossen. Ein neuer Photovoltaikpark im brandenburgischen Nauen mit einer Leistung von 46 Megawatt soll den Kupferverarbeiter zehn Jahre lang mit Solarstrom versorgen.

Die Anlage rund 40 Kilometer westlich von Berlin befindet sich derzeit noch in der Entwicklung und soll 2025 ans Netz gehen. Pro Jahr wird Vattenfall rund 46 Gigawattstunden Strom liefern, über zehn Jahre also 460 Gigawattstunden. Das entspricht etwa zehn Prozent des Strombedarfs der Wieland Werke in Deutschland. „Auf Basis unserer Nachhaltigkeitsstrategie treiben wir die Reduktion von Emissionen entschlossen voran. Neben der eigenen Stromproduktion durch Photovoltaik-Installationen ist es Wielands ambitioniertes Ziel, künftig für die elektrifizierten Produktionsanlagen 100 Prozent erneuerbarer Energien zu nutzen“, erklärt Erwin Mayr, Vorstandsvorsitzender der Wieland-Gruppe. „Deshalb ist diese Strompartnerschaft mit Vattenfall ein weiterer relevanter Meilenstein für den Klimaschutz und die Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele“, erklärt Mayr.

Weiterer Solarpark in der Nähe des Firmensitzes geplant

Unabhängig von Vattenfall will Wieland auch Strom aus einem Solarpark in Erbach in der Nähe des Ulmer Firmensitzes beziehen. Dort entsteht auf einer Fläche von 24 Hektar einer der größten Solarparks in Süddeutschland.

Nach der politischen Entscheidung gegen einen subventionierten Industriestrompreis in Deutschland rechnen Beobachter in den kommenden Jahren mit einer steigenden Nachfrage nach langfristigen Stromlieferverträgen zwischen Erzeugern und Industrieunternehmen. „Die Nachfrage nach fossilfreien Strompartnerschaften für unsere Solar- und Windkraftanlagen zieht aktuell spürbar an“, betont Christine zu Putlitz, die bei Vattenfall das Marketing für erneuerbare Energien leitet.

EU vereinfachte Kreditbürgschaften für Stromlieferverträge

Laut einer Studie der Deutschen Energie-Agentur (Dena) könnte das PPA-Volumen hierzulande bis 2030 auf 192 Terawattstunden steigen und damit ein Viertel des gesamten deutschen Strombedarfs decken. Dazu könnte auch die politische Einigung zur EU-Strommarktreform beitragen. Die Regelungen sehen vor, dass die Mitgliedsstaaten vereinfachte staatliche Kreditbürgschaften für private Stromlieferverträge einrichten. Sollte dieses Instrument auch in Deutschland eingeführt werden, dürfte dies dem PPA-Markt weiteren Auftrieb geben.

Standard-Vertrag soll kleinen Firmen Abschluss erleichtern

Einen ersten Standardvertrag für den deutschen PPA-Markt hat die Marktoffensive Erneuerbare Energien der Dena veröffentlicht. Er soll insbesondere kleinere Unternehmen und Stadtwerke unterstützen. Das Vertragsmuster bietet ihnen die Möglichkeit, auch ohne vertiefte Kenntnisse über PPA-Vertragsarten und Strommarkteffekte einen Liefervertrag abschließen zu können. Zudem gibt die Dena Hinweise zu wesentlichen Aspekten und Ausgestaltungsoptionen.

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