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Der neue EnBW-Chef will Klarheit von der Politik
Stuttgart. Der Neue zeigt Humor: Georg Stamatelopuolos hat den Journalisten auf seiner ersten Pressekonferenz gleich einmal erklärt, was sein Name auf Griechisch bedeutet: „Der Sohn oder Nachfahre, der sofort helfen soll.“ Besser hätte man den Sprung ins Kalte Wasser des 54-jährigen studierten Maschinenbauers nicht beschreiben können.
Der überraschende Abgang seines Vorgängers Andreas Schell n ach nur 16 Monaten im Amt hat den gebürtigen Griechen quasi über Nacht auf den Chefsessel des drittgrößten deutschen Energiekonzerns mit 28 000 Mitarbeitern katapultiert.
Die Hintergründe zu dem Abgang von Andreas Schell hier.
„Es wäre gelogen zu behaupten, dass man lange Zeit hatte zu überlegen“, erzählt er über den Wechsel.“ Die sei ihm auch gewährt worden. Auch für ihn ein spannender Weg, wie er bekannt: „Als 18-Jähriger hätte ich mir nie vorstellen können, Karriere in Deutschland zu machen.“
Der Name des Vorgängers fällt nur auf Nachfragen der Presse
Zu seinem Vorgänger Andreas Schnell sagt er lediglich auf Nachfrage von Journalisten: „Ich habe ihm gedankt und er hat sich sehr mit dem Unternehmen identifiziert.“ Nun beginnt Stamatelopoulos mit 6,4 Milliarden Euro Gewinn aus dem Jahr 2023, was rund 60 Prozent mehr sind als 2022. Das ist auch ein Ergebnis günstiger Rahmenbedingungen: Der Engpass auf dem Gasmarkt durch den Ukraine-Krieg ist vorbei, neue Bezugsquellen sind erschlossen.
„Die Krisen haben uns nicht abgehalten, ein ehrgeiziges Ziel anzustreben“, sagt Stamatelopoulos, „wir wollen bis 2035 klimaneutral werden.“ Schon bis 2028 soll im Unternehmen kein Strom mehr mit Kohle erzeugt werden: Stuttgart soll die erste deutsche Großstadt ohne Kohlestrom werden. Und natürlich: die Stromnetze werden im großen Stil ausgebaut für die Energiewende, inklusive der großen Stromautobahn SüdLink. Das alles kostet sehr viel Geld – und erklärt auch, warum die EnBW aktuell die Strompreise erhöht: selten wurde mehr investiert.
Einen Kommentar zum Vorstandswechsel lesen Sie hier.
Insgesamt werden bis 2030 rund 40 Milliarden Euro in neue Projekte gesteckt. Schon jetzt liegt der Anteil von Sonne und Strom des einstigen Atomkonzerns bei 47 Prozent. Zwei große Solarparks im Land entstehen neu, dazu kommt ein riesiger Offshore-Windpark mit 900 Megawatt vor der holländischen Küste.
Drei neue Gaskraftwerke als Grundlast im Land sind geplant
Ein wichtiges Thema ist die Kraftwerk-Strategie – damit sind Gaskraftwerke gemeint, die schnell Grundlast liefern, wenn Solar- und Windkraft eine „Dunkelflaute“ haben. Dazu plant der Stromkonzern im Eigentum von Land und Landkreisen drei neue Gaskraftwerke in Stuttgart, Heilbronn und Deizisau, die später auf Wasserstoffbetrieb umgestellt werden können („Redispatch“). Und hier richtet Stamatelopoulos klare Forderungen an die Politik: „Vieles sind noch schemenhafte Umrisse, wir brauchen schnell Klarheit und noch Ausschreibungen in diesem Jahr.“
Die EnBW hat 46 000 private Solaranlagen angeschlossen
Der Ausbau der Netze ist dringend notwendig – allein im vergangenen Jahr wurden 46 000 neue private Solaranlagen und 11 000 Wallboxen in Privathäusern für Stromladung angeschlossen. Überhaupt – hier ist die EnBW mit 1100 Schnellladepunkten für Elektrofahrzeuge bundesweit laut Stamatelopoulos „mit großem Abstand Marktführer“. Das ist eher ein Verlustgeschäft, aber wichtig für dem Umstieg auf Elektromobilität.
Anders als bisher hat der Konzernchef auch wieder einen Stellvertreter, es ist Thomas Kusterer, der für die Finanzen zuständig ist. Beide wollen viele neue Mitarbeiter anlocken, rund 10 000 zusätzlich werden gebraucht. Es gibt also viel zu tun.