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Wohnungsmarkt

Der Neubaubedarf ist höher als gedacht

Der Bedarf auf dem Wohnungsmarkt ist höher als bisher angenommen. Getrieben vom Zuzug von Flüchtlingen müssten eigentlich mehr Wohnungen gebaut werden als von der Politik angepeilt. Forscher des IW Köln haben neue Zahlen vorgelegt. Danach werden allein in Stuttgart lediglich 43 Prozent der nötigen Wohnungen gebaut.

Schere zwischen dem Bedarf an Wohnungen und den Fertigstellungen öffnet sich weiter.

Wolfgang Leja)

Köln/Stuttgart . Auf Basis einer neuen Analyse schätzt das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) den jährlichen Neubaubedarf bundesweit auf 372 600 Wohnungen. Im Jahr 2021 sind die Forscher noch von 64 800 Wohnungen weniger ausgegangen, die pro Jahr gebaut werden müssen, um den Bedarf zu decken.

Grund für diesen deutlichen Anstieg sei eine deutlich höhere Zuwanderung als erwartet, so die Forscher, insbesondere infolge des Kriegs in der Ukraine. Allein von dort seien 1,3 Millionen Flüchtlinge gekommen.

Schere zwischen Baubedarf und Fertigstellungen öffnet sich weiter

Für Baden-Württemberg beziffern die Kölner Forscher den Bedarf auf 53 100 neue Wohnungen pro Jahr. Tatsächlich fertiggestellt wurden im Südwesten 2023 aber nur gut 38 400 Wohnungen, wie der Verband der Bauwirtschaft Baden-Württemberg berichtet. Für die Jahre 2021 bis 2023 seien laut IW nur 78 Prozent der benötigten Wohnungen realisiert worden.

Thomas Möller, der Hauptgeschäftsführer des Verbands, sieht darin „einen gefährlichen Trend“: „Die Schere zwischen Baubedarf und Fertigstellungen wird sich noch weiter öffnen. Denn die Wohnbaugenehmigungen sind in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr um mehr als 30 Prozent eingebrochen – keine guten Aussichten für das Baujahr 2024“, warnt er.

Bauverband: „Bisherige wohnungsbaupolitische Maßnahmen sind völlig unzureichend“

Besonders problematisch ist die Situation in den Großstädten. Hier liegt das Verhältnis von fertiggestellten zu benötigten Wohnungen im Durchschnitt lediglich bei rund 60 Prozent. In Stuttgart beträgt die Bedarfsdeckung sogar nur 43 Prozent. „Diese Daten sind ein weiteres deutliches Warnsignal für die Politik“, so Möller. „Sie zeigen, dass die bisherigen wohnungsbaupolitischen Maßnahmen völlig unzureichend sind und nicht greifen. Bund und Land müssen daher dringend nachlegen und massiv gegensteuern. Sonst drohen schon bald gravierende soziale Verwerfungen auf dem Wohnungsmarkt.“

Um gegenzusteuern, fordert Möller von der Landesregierung, etwa die Grunderwerbsteuer zu senken und die Landesmittel für den sozialen Wohnungsbau deutlich aufzustocken. „Andere Bundesländer wie Bayern und Hessen haben es bereits vorgemacht. Darüber hinaus müssen sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene die ausufernde Bürokratie und die zahlreichen Vorschriften, die das Bauen behindern und verteuern, umfassend abgebaut werden. Nur wenn die Politik dem Wohnungsbau klare Priorität einräumt, können die schlimmsten Auswirkungen der Wohnungsbaukrise noch verhindert werden. Es ist höchste Zeit zu handeln“, fordert Möller.

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