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Das Handwerk hofft im neuen Jahr auf eine leichte Erholung
Stuttgart. Das Handwerk in Baden-Württemberg sieht sich zum Jahreswechsel in einer zunehmend angespannten Wirtschaftslage, wie eine Blitzumfrage der Dachorganisation Handwerk BW kurz vor Weihnachten zeigt. „Die Rahmenbedingungen durch politische Verunsicherung und konjunkturelle Schwäche sowie der Fachkräftebedarf machen es unseren Betrieben schwer, ihre wichtige Rolle als Stabilitätsanker auszufüllen“, fasst Handwerk-BW-Präsident Rainer Reichhold die aktuelle Lage zusammen.
Doch es gibt auch eine Hoffnung auf Besserung im Lauf des Jahres. Das Handwerk erwartet eine leichte konjunkturelle Erholung. Ein sinkendes Zinsniveau könnte Investitionen wieder attraktiver machen und zumindest für eine Stabilisierung der Wirtschaftslage sorgen, heißt es bei Handwerk BW .
Zwanzig Prozent der Firmen sind nicht ausgelastet
Das vergangene Jahr war für das Handwerk im Südwesten vor allem durch die Wohnungsbaukrise und die Schwäche der heimischen Industrie geprägt. Besonders die Handwerke für den gewerblichen Bedarf hätten unter Auftragsmangel und sinkenden Umsätzen gelitten. Jeder vierte Betrieb in dieser Sparte habe seine Lage im Herbst als schlecht bezeichnet, erklärt der Spitzenverband. Betriebe im Nahrungsmittel- und Gesundheitssektor konnten zwar eine stabilere Geschäftslage verzeichnen, dennoch rechnet das Handwerk insgesamt mit einem realen Umsatzminus von 1,5 Prozent für das abgelaufene Jahr. Jeder fünfte Betrieb sei nur noch zu 60 Prozent oder weniger ausgelastet. Das sei der tiefste Wert seit vier Jahren.
Aktuell drücken die Handwerksunternehmen die gleichen Probleme, wie viele andere Bereiche der Wirtschaft. In der Blitzumfrage, an der 1600 Firmen aus dem Land teilnahmen, nannten über 1100 die bürokratischen Belastungen als ihr größtes Problem. Dahinter folgt die Belastung durch hohe Steuern und Sozialabgaben (885 Meldungen) und der Fachkräftemangel (775 Meldungen).
14.000 offene Stellen über alle Gewerke im Land
Obwohl die Rezession inzwischen auch auf den Arbeitsmarkt durchschlägt, bleibt der Fachkräftemangel für das Handwerk ein Kernproblem. Im Herbst 2024 waren in Handwerksberufen landesweit rund 14.000 Stellen unbesetzt. In Einzelfällen dauerte es bis zu neun Monate, bis Firmen einen neuen Mitarbeiter einstellen konnten. „Ohne ausreichend Fachkräfte kann das Handwerk seine Aufgaben in der Energiewende, im Wohnungsbau und bei der Versorgung der Bevölkerung nicht erfüllen“, warnt der Handwerkspräsident. Und ohne genügend Fachkräfte werde es auch immer schwieriger Nachfolger für Firmenchefs zu finden. Derzeit beschäftigten sich 23 000 Handwerksunternehmer mit der Übergabe ihres Betriebs, so Reichhold.