Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Bürgerinitiative will für dauerhafte Erdgasversorgung in Mannheim kämpfen

Mannheimer Bürger fordern den Erhalt des Erdgasnetzes., dass nach den Plänen des Betreibers, der MVV Energie, in zehn Jahren nicht mehr genutzt werden soll.
IMAGO/Rolf Poss)Mannheim. Mannheimer Bürger wollen die vom Energieversorger MVV bis 2035 angestrebte Stilllegung des Erdgasnetzes in der Stadt stoppen. Rund 220 Menschen haben nach Angaben von Initiator Andreas Kostarellos am Dienstagabend die Bürgerinitiative „Mannheim gibt Gas“ gegründet. „Wir wollen die Gasnetze beibehalten, wir wollen die Vielfalt im Land beibehalten“, sagte Kostarellos zur künftigen Wärmeversorgung. Angesichts politischer Spannungen international sei es sicherer, sich breiter aufzustellen.
Die MVV, nach der EnBW der zweitgrößte Energieversorger im Land, hatte im November vergangenen Jahres mitgeteilt , bis 2035 die Erdgasversorgung in Mannheim einzustellen. Der Konzern, der mehrheitlich in kommunaler Hand ist, hat sich vorgenommen, bis 2040 „klimapositiv“ sein zu wollen. Auch die Stadt Mannheim setzt in ihrem kommunalen Wärmeplan vor allem auf Wärmepumpen und Fernwärme als vorrangige Wärmelieferanten für Wohngebäude und Gewerbetreibende.
Protestaktion vor Aufsichtsratssitzung geplant
Rechtlich verweist die MVV auf die Gasbinnenmarktrichtlinie der EU, die bis Mitte nächsten Jahres in deutsches Recht umgesetzt werden muss. Diese verpflichte Gasnetzbetreiber, Stilllegungspläne zu erarbeiten und der Bundesnetzagentur vorzulegen.
Der regionale Energiekonzern führt aber auch wirtschaftliche Gründe für seine Entscheidung an. Der Gaspreis werde in den kommenden Jahren deutlich steigen, weil sich der CO 2 -Preis weiter erhöhen wird und sich bei sinkenden Kundenzahlen die Netzentgelte für den einzelnen Erdgasabnehmer stark erhöhen werden. Für Netzbetreiber lohne sich irgendwann der Betrieb der Netze nicht mehr, weil die Einnahmen stetig zurückgingen, so die MVV.
Die Bürgerinitiative will trotzdem gegen die Entscheidung vorgehen. Als erste Protestaktion plant sie eine Demonstration vor dem Gebäude der MVV während der Aufsichtsratssitzung am 13. März. Kostarellos geht von rund 100 Teilnehmern aus.
10.000 zusätzliche Fernwärmeanschlüsse geplant
Der 73-Jährige sagte zu der Ankündigung der MVV zur Einstellung der Erdgasversorgung: „Das ist erstmal ein Schock gewesen.“ Viele Menschen hätten sich seither an ihn gewandt, die verzweifelt seien, gerade auch ältere Personen. Nicht alle Haushalte hätten die Möglichkeit, auf Fernwärme umzusteigen. Stattdessen müssten sie eine teure Wärmepumpe einbauen lassen. Kostarellos ist auch führend in der Mannheimer Initiative „Energiewende mit Vernunft“, die sich gegen Windkraftausbau und für den Erhalt des Kohle-Großkraftwerks Mannheim einsetzt.
Die MVV hatte angekündigt bis 2030 10.000 weitere Gebäude an das Mannheimer Fernwärmenetz anzuschließen. Schon heute werden 60 Prozent der Gebäude im Stadtgebiet mit Fernwärme geheizt, was einen Spitzenplatz unter deutschen Großstädten bedeutet. (lsw/jüs)