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Bei Geschäftsessen können Details entscheidend für den Erfolg sein
FREIBURG. „Während eines Geschäftsessens können sehr entscheidende Urteile über das Verhalten am Tisch gezogen werden“, sagt Betül Hanisch, Business-Knigge-Trainerin aus Freiburg. Wenn Unternehmer oder Vertriebler sicher und souverän aufzutreten wüssten, indem Sie die Tischsitten beherrschen, dann falle es ihnen viel leichter, sich beim Essen auf das Wesentliche konzentrieren, also auf den Austausch mit den Gesprächspartnern und ihr Verhandlungsziel, erläutert die Benimmexpertin weiter. Geschäftlicher Erfolg quasi als Nebeneffekt guter Manieren − um das zu vermitteln wird Hanisch immer wieder auch von Unternehmen als Coach angefragt.
Generell gilt: Gelungene Geschäftsessen sind ein sehr hilfreiches Instrument im Repertoire eines jeden Unternehmers oder Vertriebsmanagers, um mit Kunden oder Lieferanten vorteilhafte Deals abzuschließen oder die eigene Verhandlungsposition zu verbessern. Dabei spiele das Unterbewusstsein ein große Rolle, sagt Imageberaterin und Knigge-Trainerin Janine Pötsch aus dem unterfränkischen Wildflecken.
Stilsicheres Auftreten erzeugt bei Kunden Vertrauen
Ein gut geplantes Geschäftsessen und gepflegtes Auftreten demonstrierten den Gesprächspartnern die eigene Kompetenz. „Sobald jemand seriös gekleidet ist und stilsicher auftritt, wird er von seiner Umgebung als kompetenter und intelligenter eingestuft“, sagt Pötsch. Kunden vertrauten Menschen mit einem entsprechendem Auftreten schneller. Die Vorbereitung eines Geschäftsessens gilt als Schlüssel zum Erfolg. Eine gründliche Planung beginnt mit der Wahl des richtigen Restaurants. Dabei sollte der Fokus auf einem Ort liegen, der nicht nur eine angenehme Atmosphäre bietet, sondern auch einen verlässlich guten Service und ebenso verlässlich gute Küche. Negative Überraschungen sind das, was Gastgeber wenigsten brauchen.
Ein Ort, an dem man ungestört sprechen kann, ist von größter Bedeutung. Es ist ratsam, im Vorfeld eine Reservierung vorzunehmen und sicherzustellen, dass besondere Bedürfnisse der Gäste berücksichtigt werden, sei es in Bezug auf die Speisekarte oder auf besondere Diätanforderungen. Zudem sollte man sich über die Vorlieben und Abneigungen der Gäste informieren.
Kritische Themen wie Politik sollten gemieden werden
Beim Geschäftsessen selbst gilt es, eine Balance zwischen professionellem Auftreten und angenehmer Geselligkeit zu finden. Pünktlichkeit sei unabdingbare Grundvoraussetzung, sagt Pötsch. Der Gastgeber sollte vor dem abgemachten Termin erscheinen und die Gäste herzlich begrüßen. Small Talk zu Beginn hilft, das Eis zu brechen und eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Dennoch sollte das Gespräch nicht nur oberflächlich bleiben. Der Gastgeber sollte gut vorbereitet sein, das Gespräch in die gewünschte Richtung lenken und wichtige Punkte ansprechen, ohne dabei aufdringlich zu wirken.
„Nicht erwünscht sind das Überschreiten der Distanzzone“, erläutert dazu Pötsch. Dazu zählen auch zu persönliche Komplimente und Besserwisserei. Kritische Themen wie Politik, Geld, Krankheit, Tod, Sex und Gerüchte gehören ebenso wenig zum Small Talk wie Kritik am Essen oder Details aus dem Privatleben. Tischmanieren, wie das richtige Benutzen des Bestecks und eine angemessene Lautstärke beim Sprechen, sollten selbstverständlich sein.
Zudem ist es wichtig, auf die Körpersprache zu achten. Eine offene und zugewandte Haltung signalisiert Interesse und Wertschätzung.
Smartphones sollten beim Essen ausgeschaltet bleiben
Der Konsum von Alkohol sollte maßvoll erfolgen, um Professionalität zu wahren. Kommt das Gespräch schließlich aufs Geschäftliche, ist es ratsam, konkrete und gut durchdachte Argumente vorzutragen. Auch hier ist Vorbereitung unverzichtbar, raten die Expertinnen.
Nach dem Geschäftsessen endet die Arbeit jedoch nicht − die Nachbereitung ist sozusagen das Sahnehäubchen. Es ist eine gute Praxis, sich bei den Gästen zeitnah für deren Teilnahme zu bedanken und eventuell besprochene Punkte schriftlich festzuhalten und nachzufassen. Ein Dankesschreiben oder eine E-Mail zeigt Wertschätzung und Professionalität und hilft, die besprochenen Themen weiter voranzutreiben. Eventuelle Missverständnisse und offene Fragen können so ebenfalls geklärt werden.
Was gar nicht geht, sind Handys beim Essen. „Technische Geräte bleiben nach geltender Etikette beim Essen ausgeschaltet und gehören nicht auf den Tisch“, betont Pötsch.
Geschäftsessen ist in den meisten Fällen als Betriebsausgabe absetzbar
In Deutschland sind Geschäftsessen grundsätzlich als Betriebsausgaben absetzbar, sofern sie beruflich veranlasst und angemessen sind. Angemessen bedeutet, dass die Kosten nicht übermäßig hoch sein dürfen und der geschäftliche Zweck klar erkennbar ist. Belege sollten sorgfältig aufbewahrt werden, um die Ausgaben nachweisen zu können. Die abzugsfähigen Kosten können in der Regel zu 70 Prozent als Betriebsausgaben geltend gemacht werden.