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Konjunktur

Bauwirtschaft rechnet 2025 mit weiterem Umsatzminus

Die Bauwirtschaft Baden-Württemberg geht davon aus, dass sich die Rezession in diesem Jahr fortsetzt. Der Branchenverband rechnet mit einem Umsatzrückgang von 1,5 Prozent, nach einem Minus von 1,6 Prozent im vergangenen Jahr.

Die Bauwirtschaft sieht in diesem Jahr kaum Chancen, die konjunkturelle Talsohle zu überwinden.

IMAGO/Zoonar.com/scusi)

Stuttgart. Positive Nachrichten hatte der Präsident der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, Markus Böll, bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2024 nicht zu verkünden. Die konjunkturelle Lage der Branche habe sich auf breiter Front weiter eingetrübt. Neben dem Wohnungsbau, der schon seit zwei Jahren in der Krise sei, leide inzwischen auch der Wirtschaftsbau unter der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung . Die Folge: Im vergangenen Jahr hat die Zahl der Insolvenzen im Baugewerbe um mehr als ein Fünftel zugenommen. Hoch- und Tiefbauaufträge für gewerbliche Auftraggeber zusammengenommen brachten zwar von Januar bis November 2024 ein leichtes Umsatzplus von 1,1 Prozent. Doch im Wirtschaftshochbau ging es dagegen um mehr als elf Prozent nach unten. Für das laufende Jahr zeigte sich Böll pessimistisch: „Der Wirtschaftsbau wird negative Zahlen schreiben.“ Das lasse sich daraus ableiten, dass der Auftragseingang um 5,5 Prozent geschrumpft ist.

Verbandspräsident will die Baukosten um ein Viertel senken

Auch im Wohnungsbau erwartet der Branchenverband noch keine Trendwende. Für die Umsätze in diesem Bereich erwarte man noch einmal ein Minus von 5,5 Prozent, sagte Hauptgeschäftsführer Thomas Möller. Um den Wohnungsbau anzukurbeln, will Böll vor allem bei den Baupreisen ansetzen. Weil diese permanent anstiegen, würden die leichten Zinssenkungen der vergangenen Monate „regelrecht aufgefressen“, meinte der Bauverbandspräsident. Aus seiner Sicht müssten die Baupreise deutlich gesenkt werden. „Wir sollten mit einer Reduzierung von 25 Prozent rechnen, um für Investoren wieder attraktiv zu werden“, sagte Markus Böll. Erreichen will er dies durch einfacheres Bauen und die Flexibilisierung von Baustandards, etwa beim Schallschutz oder der Energieeffizienz.

Öffentlicher Bau noch gewachsen

Vergleichsweise gut entwickelte sich 2024 noch der öffentliche Bau mit einem Zuwachs von 3,1 Prozent gegenüber den ersten elf Monaten 2023. Und mit einem Plus von 12,3 Prozent beim Auftragseingang könnte man erwarten, dass es in diesem Bereich auch 2025 noch einigermaßen zufriedenstellend läuft. Allerdings wird der Zuwachs vor allem vom „sonstigen Tiefbau“ getrieben, der ein Drittel mehr Aufträge verzeichnet. Darunter fielen vor allem Aufträge für die Energieinfrastruktur, erläuterte Vizepräsidentin Sabine Schmucker . Wegen der Sparzwänge von Bund, Ländern und insbesondere der Kommunen rechnet der Branchenverband im öffentlichen Bausektor mit einem Abschwung. Dabei müsste eigentlich wegen des enormen Investitionsstaus in der Verkehrsinfrastruktur mehr statt weniger ausgegeben werden, so Schmucker. „Das marode Verkehrswegenetz wird zunehmend zu einem Risikofaktor für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.“

Forderung: Zehn mal so viele Brücken wie bisher sanieren

Wie viel Geld zusätzlich notwendig wäre, um den Sanierungsstau aufzulösen, rechnete die Bauunternehmerin aus Rastatt am Beispiel Straßenbrücken vor. Derzeit würden im Land weniger als zehn Brücken an Landes- oder Bundesstraßen erneuert. Notwendig wäre aber die Sanierung oder Erneuerung von 100 Brücken, um Sperrungen in großem Ausmaß zu vermeiden. Zur Finanzierung der Sanierung von Brücken und Straßen schlägt Schmucker die Einrichtung von zweckgebundenen Fonds außerhalb der öffentlichen Haushalte vor. Man müsse auch prüfen, ob diese für private Kapitalgeber wie etwa Versicherungen oder Pensionsfonds geöffnet werden sollten. Hauptgeschäftsführer Möller sprach sich zudem für einen „pragmatischen Umgang“ mit der Schuldenbremse zur Finanzierung von Investitionen aus. Und auch die Einführung einer Pkw-Maut sieht man bei der Bauwirtschaft als Weg, um zusätzliche Mittel für Straßen und Brücken einzunehmen. Möller rät der Politik, sich dabei an Nachbarländern zu orientieren, die damit Erfahrungen haben.

Krise am Bau erreicht die Beschäftigten

Das zweite Krisenjahr in Folge wirkt sich in der Bauwirtschaft in Baden-Württemberg nun auch auf deren Mitarbeiter aus. Die Zahl der Beschäftigten, die Saison-Kurzarbeitergeld beziehen, ist nach Verbandsangaben um 50 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Das liege zwar einerseits am kalten Wetter der letzten Wochen, aber vor allem am Auftragsmangel, sagte Hauptgeschäftsführer Thomas Möller. Und im Bauhauptgewerbe wurde in den vergangenen Monaten leicht Personal abgebaut. Die Zahl der Beschäftigten sank in den ersten neun Monaten 2024 um 0,4 Prozent.

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