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LBBW rechnet mit einem Minus der Wirtschaftsleistung um 0,7 Prozent
Stuttgart. Im September war in der heimischen Wirtschaft keineswegs alles in Ordnung, aber damals hatten die Analysten der LBBW Research für das Land noch ein Wachstum von glatt einem Prozent im nächsten Jahr vorhergesagt. Doch kurz vor Weihnachten ist von einem Plus keine Rede mehr. „Wir mussten unsere Prognosen nach unten revidieren“, heißt es lapidar im Quartalsbericht der Landesbank.
LBBW sagt Schrumpfung um 0,7 Prozent für das Land voraus
Nun gehen deren Volkswirte davon aus, dass die Wirtschaftsleistung hierzulande im kommenden Jahr um 0,7 Prozent sinkt. Damit wäre Baden-Württemberg unter allen Bundesländern klar das Schlusslicht und läge deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von -0,2 Prozent. Der Südwesten wird damit endgültig zum „kranken Mann Deutschlands“. Das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung und die Uni Hohenheim hatten ihre Prognose im September bereits mit „Baden-Württemberg in der Kältezone“ überschrieben. Und damals waren die Konjunkturforscher noch von einem minimalen Wachstum für die ersten Monate des kommenden Jahres ausgegangen.
Erst für 2026 rechnet man bei der LBBW wieder mit einem leichten Wachstum von 0,5 Prozent, womit das Land wieder den deutschen Mittelwert erreichen würde. Doch diese Vorhersage sei mit großen Risiken verbunden − wegen der Strukturprobleme in den wichtigsten Industriebranchen und den nationalen Abschottungstendenzen in der Weltwirtschaft, wie sie etwa von Donald Trump befeuert werden. Denn das schadet der exportabhängigen Südwestindustrie in besonderem Maße.
„Das kommende Jahr wird herausfordernd. Die Unsicherheit war selten so groß“, fasst LBBW-Chefvolkswirt Moritz Kraemer den Ausblick auf das nächste Jahr zusammen.
Bauwirtschaft erwartet weiteres schwieriges Jahr
Ähnlich skeptisch sind die Einschätzungen in der Bauwirtschaft. „Die baukonjunkturelle Lage wird auch im Jahr 2025 schwierig bleiben“, meint Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Die Lage der Baubetriebe sei paradox. Sie litten trotz eines hohen Baubedarfs, etwa im Wohnungsbau und in der Infrastruktur unter Auftragsmangel.
Neben einer Ankurbelung des Wohnungsbaus durch eine Erhöhung der Fördermittel und/oder der Absenkung von Komfortstandards sieht Möller vor allem bei den Infrastrukturprojekten eine Chance, die Baukonjunktur anzukurbeln. „Wichtig wäre vor allem eine deutliche Beschleunigung der Planung und Vergabe von Baumaßnahmen durch die öffentlichen Auftraggeber.“ Zudem müssten ausreichend finanzielle Mittel für die notwendigen Bauvorhaben bereitgestellt werden“, fordert der Verbandschef.
Bundestagsneuwahl weckt Hoffnungen auf Besserung
2025 könnte die Wirtschaftsschwäche erstmals seit Jahren auch deutliche Spuren am Arbeitsmarkt hinterlassen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit hatte im Oktober vorhergesagt, dass die Zahl der Arbeitslosen im Land um 2,6 Prozent steigen könnte. Auch damit läge Baden-Württemberg schlechter als der deutsche Durchschnitt.
Doch es gibt auch leichte Hoffnungsschimmer. „Die vorgezogenen Neuwahlen in Deutschland mit der damit einhergehenden Erwartung auf eine investitionsfreundliche Wirtschaftspolitik sowie die Aussicht auf weitere Zinssenkungen sorgen für einen verbesserten wirtschaftlichen Ausblick“, fasst der Präsident des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, Achim Wambach, die jüngsten Prognosen seines Instituts zusammen.