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Bad Saulgau plant Nahwärmeversorgung mit erneuerbaren Energien
BAD SAULGAU. Während Kommunen ab 20.000 Einwohner in Baden-Württemberg gesetzlich verpflichtet sind, bis Ende des kommenden Jahres eine Wärmeplanung vorzulegen, ist eine solche für kleinere Kommunen freiwillig. Eine dieser Kommunen, die sich bereits auf den Weg gemacht hat, ist Bad Saulgau. Die Kur- und Bäderstadt im Landkreis Sigmaringen in Oberschwaben hat knapp 11.700 Einwohner in der Kernstadt. Hinzu kommen noch 13 Teilorte. Für die Kernstadt wird gerade ein Wärmekonzept erstellt.
Die Stadtwerke haben bereits seit 1989 erste Wärmenetze aufgebaut, wie Richard Striegel, Beigeordneter der Stadt Bad Saulgau und Betriebsleiter der Stadtwerke erzählt. Gespeist werden diese drei Netze in Bad Saulgau über gasbetriebene Blockheizkraftwerke. Doch die Anforderungen haben sich gewandelt: bei einem Quartier ist die Anlage erneuerungsbedürftig, ein weiteres stößt bei Kundenanfragen inzwischen an seine Grenzen und auch im Bereich der Kliniken geht es darum eine weitere Klinik anzuschließen.
Weitere Wärmekunden kommen hinzu
Hinzu kommen weitere mögliche Wärmekunden in der Stadt: ein Neubauquartier, größere Wohnkomplexe, ein neuer Kindergarten, eine neue Vier-Feld-Sporthalle und das Exzellenzgymnasium inklusive Internat, das zum Schuljahr 2025/26 den Betrieb in Bad Saulgau aufnehmen soll. Denn der Auf- und Ausbau von Wärmenetzen funktioniert nur, wenn auch große Abnehmer und Ankerkunden vorhanden sind.
Alles in allem haben die Stadtwerke, unterstützt vom Institut für Angewandtes Stoffstrommanagement der Hochschule Trier, über die Wärmeplanung einen Endenergiebedarf von rund 5.263.000 Kilowattstunden Wärme pro Jahr errechnet. Geplant ist nun ein stufenweiser Auf- und Ausbau des Nahwärmenetzes in der Kernstadt mit einem zentralen Heizwerk. Dabei sollen die drei bestehenden Nahwärmenetze mit eingebunden und miteinander verbunden werden.
Bad Saulgau spart CO2 ein
Für Stadt und Stadtwerke ergeben sich daraus eine Reihe von Vorteilen. Bei dem Ausbau des Nahwärmenetzes wird vor allem auf erneuerbare Energien gesetzt. Gespeist werden soll es aus Biomasse, industrieller Abwärme, Solarthermie und dem abgebadeten Thermalwasser des Bades. Eventuell könnte sogar noch eine vorhandene, nicht genutzte Tiefenbohrung für das Thermalbad für die Wärmeversorgung in Betrieb genommen werden.
Durch den Ansatz kann die Kommune nach den Berechnungen ihren Einsatz an fossilen Energieträgern auf ein Minimum reduzieren, CO2 einsparen und wird weitgehend unabhängig von Energieimporten. Zugleich wird die regionale Wertschöpfung gestärkt. Dadurch, dass die Kunden nicht mehr einzeln sondern zentral über die Heizzentrale versorgt werden, reduziert sich auch der Anlieferverkehr, etwa für Öl-Lieferungen, in der Stadt.
Wenn eine Kommune kein eigenes Stadtwerk hat, wird es extrem schwierig.
Alexander Reis von der Hochschule Trier
Richard Striegel macht deutlich, dass Bad Saulgau Glück hat, eigene Stadtwerke zu haben. „Sonst wäre das nicht möglich“, sagt er. Und auch Alexander Reis von der Hochschule Trier bestätigt: „Wenn eine Kommune kein eigenes Stadtwerk hat, wird es extrem schwierig.“
Doch auch in der Stadt in Oberschwaben weiß man, dass es nicht einfach wird. Denn die Vorlaufzeiten für eine Umstellung auf Nahwärme liegen bei zwei bis fünf Jahren. Hinzu kommt, dass die Kommunen bei der Umstellung der Wärmeversorgung auch auf Fördermittel angewiesen sind. So hofft man in Bad Saulgau auch darauf, dass nun endlich die lange angekündigte Bundesförderung für effiziente Wärmenetze kommt.
Mit Rutesheim im Kreis Böblingen hat sich eine weitere kleine Kommune auf den Weg gemacht. Auch hier wird eine Wärmeplanung erstellt und bereits ein Wärmenetz geplant. Noch hat die Stadt keine eigenen Stadtwerke. Doch diese sollen noch im Herbst gegründet werden.
Ein Interview mit der Bürgermeisterin von Rutesheim, Susanne Widmaier, lesen Sie unter https://www.staatsanzeiger.de/nahwaerme-rutesheim.