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Ausbildungsstellenmarkt

Auf 100 Ausbildungsplätze kommen in Baden-Württemberg nur 66 Bewerber

Die Zahl der Bewerber um Ausbildungsplätze in Baden-Württemberg hat im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht zugenommen, doch noch immer sind 35 300 Stellen unbesetzt. Diese Zahlen gab die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA) zum Spitzengespräch zur Ausbildungssituation bekannt.

In Baden-Württemberg sind derzeit noch mehr als 35 000 Ausbildungsplätze nicht besetzt. Gesucht werden Azubis noch in allen Branchen.

IMAGO/Jochen Eckel)

Stuttgart. Für die Unternehmen in Baden-Württemberg, egal ob Handwerksbetrieb oder Konzern, ist Ausbildung auch in den aktuell wirtschaftlich flauen Zeiten wichtig. Denn der Fachkräftemangel gilt in vielen Branchen als eines der drängendsten Probleme, dass sich mit in den nächsten Jahren durch das Ausscheiden der Babyboomer aus der Arbeitswelt noch verschärfen wird. „Die Betriebe bekennen sich trotz schwieriger Lage zur Ausbildung“, betont Thorsten Pilgrim, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart, die alle Südwest-Kammern im Ausbildungsbündnis vertritt.

Das Engagement lässt sich auch an Zahlen festmachen. Zwar haben die Unternehmen in diesem Jahr mit 71962 Ausbildungsplätzen rund zwei Prozent weniger als im vergangenen Jahr angeboten, doch die Zahl der bislang abgeschlossenen Ausbildungsverträge sei gestiegen, so Pilgrim.

Mehr Ausbildungsverträge als 2023 abgeschlossen

Für die Mitgliedsbetriebe der IHK bezifferte er den Zuwachs auf 2,4 Prozent. Für das Handwerk gebe es keine aktuellen Zahlen, doch auch dort seien bislang mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen worden, als im vergangenen Jahr bis zum Juni.

Um die Lücke zwischen dem großen Angebot an Stellen und der Zahl der Bewerber zu schließen, appelliert die Chefin der BA-Regionaldirektion, Martina Musati, an die Unternehmen im Land „auch Jugendlichen mit nicht so guten Noten eine Chance zu geben.“ Es sei zwar verständlich, dass die Betriebe zunächst nach den Kandidaten suchten, die am besten auf die Stelle passten, doch durch die Fördermöglichkeiten der Arbeitsagenturen könnten auch Jugendliche mit schlechteren Abschlüssen zu einer erfolgreichen Berufsausbildung kommen.

Assistierte Ausbildung für schwächere Azubis

Mit der assistierten Ausbildung sei eine flexibel gestaltbare, auf die persönlichen und betrieblichen Rahmenbedingungen zugeschnittene Unterstützung während der Ausbildung möglich, erläuterte Musati. Dazu gehöre beispielsweise auch die kontinuierliche sozialpädagogische Begleitung, damit Jugendliche, die Defizite bei ihren sozialen Kompetenzen haben, bis zur Abschlussprüfung durchhalten.

Eine abgeschlossene Ausbildung verringere auch die Gefahr arbeitslos zu werden erheblich. Bei ungelernten Arbeitskräften sei das Risiko sechs mal höher als bei Menschen mit Berufsausbildung.

Den aktuellen Ausbildungsmarkt bezeichnet Musati als stabil. Er sei aber nach wie vor ein Bewerbermarkt. Auf 100 gemeldete Ausbildungsstellen kämen derzeit 66 Bewerber. Im vergangenen Jahr war die Relation mit 64 Bewerbern auf 100 Stellen allerdings noch etwas ungünstiger. Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) äußerte die Hoffnung, „dass die Zahlen der Bewerberinnen und Bewerber bis zum Herbst dieses Jahres noch weiter steigen.“

DGB will Landesförderung für Azubi-Wohnheime

Einen Baustein, um mehr junge Menschen für eine betriebliche Ausbildung zu gewinnen sieht der Landesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Kai Burmeister, in bezahlbarem Wohnraum. Während geförderte Studentenwohnheime Normalität seien, gebe es dies für Azubis kaum. Da sei das Land in der Pflicht, sagte der DGB-Chef

Das Ausbildungsbündnis, in dem Wirtschaftsverbände, das Wirtschafts- und das Kultusministerium, die BA-Regionaldirektion und der DGB vertreten sind, will sich aber nicht nur verstärkt den schwächeren Jugendlichen widmen, sondern auch um besonders gut qualifizierte junge Menschen werben. Damit soll schon mit der Ausbildung potenzieller Führungsnachwuchs für die Betriebe herangezogen werden.

Zusatz-Lehrgänge solle besonders qualifizierte Jugendliche locken

Ein wichtiges Instrument dafür seien Zusatzqualifikationen, die neben der Ausbildung erworben werden können. Als Beispiele nannte IHK-Vize Pilgrim den Management-Assistenten im Handwerk , der ein Abitur oder Fachabitur voraussetzt oder die Zusatzausbildung KI und maschinelles Lernen , die im kaufmännischen und gewerblichen Bereich angeboten wird. Im vergangenen Jahr seien diese Lehrgänge von 31 Azubis absolviert worden, im ersten Halbjahr 2024 waren es schon 180, betonte Pilgrim.

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