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Raumfahrt

Astronauten in Prada-Anzügen auf dem Weg zum Mond

Die USA sind das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Auch im Weltraum. In den Staaten entsteht eine neue Space-Industrie mit Milliarden-Umsätzen. Für Unternehmen aus Baden-Württemberg könnten sich neue Geschäftschancen eröffnen.

Das Gebäude von Axiom Space.

Wolfgang Leja)

Houston/Texas. Sportlich-stylish gekleidet auf einem Weltraumspaziergang? Das ist kein Witz. Der italienische Modekonzern Prada hat eine Partnerschaft mit dem US-amerikanischen Raumfahrt-Unternehmen Axiom Space angekündigt. Die Partner wollen gemeinsam Mondanzüge für die Artemis III-Mission der NASA entwickeln. Das Vorhaben ist für das Jahr 2025 geplant und wird die erste bemannte Mondlandung seit der Apollo 17-Mission im Dezember 1972 sein. Pradas Raumanzüge sollen aber noch einen weiteren Effekt haben: Sie sollen künftig Weltraumtouristen bei kommerziellen Flügen in den Weltraum das passende Outfit liefern. Denn damit lässt sich gut Geld verdienen.

„Ein Flug kostet rund 65 Millionen Dollar“, sagte John Moltzan. Er ist bei Axiom Space verantwortlich für die Entwicklung von Geschäftsbeziehungen und Partnerschaften und erläutert einer 30-köpfigen Delegation aus Baden-Württemberg unter Führung von Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) die neuesten Trends in der amerikanischen Raumfahrtbranche. Axiom Space mit knapp 800 Mitarbeitern ist dafür geradezu prädestiniert. Denn das privat finanzierte Raumfahrtunternehmen aus Houston Texas entwickelt Raumstationen. „Infrastrukturen für die bemannte Raumfahrt“, wie Moltzan sagt.

Axiom Space ergattert Auftrag von der NASA

Dabei hat Axiom Space einen nicht alltäglichen Auftrag von der NASA ergattert. Die US-amerikanische Bundesbehörde für zivile Raumfahrt will im Jahr 2030 die Internationale Raumstation (ISS) ersetzen. Dazu hat die NASA den Nachfolger einer hochmodernen Raumstation öffentlich ausgeschrieben den Zuschlag erhielt Axiom Space.

Die ISS startete am 20. November 1998 mit dem ersten Modul namens „Zarja“ ins All. Seitdem wurde die Raumstation kontinuierlich erweitert. Seit dem 2. November 2000 ist sie dauerhaft von Astronauten bewohnt. Bald allerdings ist Schluss, sie ist einfach in die Jahre gekommen. Unter dem Schlagwort New Space entdecken in den USA immer mehr kommerzielle Unternehmen die Raumfahrt und wollen den Weltraum erforschen. Das ist für die NASA geradezu willkommen. Bekanntestes Beispiel ist SpaceX. Das Unternehmen von Elon Musk entwirft, fertigt und startet Raketen und Raumfahrzeuge und hat sich zu einem bedeutenden Versorger der Internationalen Raumstation ISS entwickelt. Kürzlich hat Musk auch noch den offiziellen Sitz seines Unternehmens von Delaware nach Texas verlegt.

„Unser Besuch bei Unternehmen wie Axiom Space gibt uns wichtige Einblicke in die bemerkenswerte Raumfahrtindustrie in Texas“, sagt Hoffmeister-Kraut. „Die Zusammenarbeit zwischen privaten Unternehmen und dem öffentlichen Sektor kann die Erforschung des Weltraums auf ein neues Level bringen“, so die Ministerin.

Was hat Raumfahrt aber mit Baden-Württemberg zu tun?

Hoffmeister-Kraut betont bei der Gelegenheit, dass auch Baden-Württemberg einiges an technischen Lösungen zur Erschließung des Weltraums zu bieten hat. So ist die Luft- und Raumfahrtbranche im Südwesten durch eine hoch spezialisierte Ausrüsterindustrie und ein enges Netzwerk von leistungsfähigen Herstellern und Zulieferern gekennzeichnet. Die Player haben sich in der noch jungen Initiative „THE Aerospace LÄND“ zusammengeschlossen. „Die Initiative zielt darauf ab, Baden-Württemberg als einen der erfolgreichsten Standorte der Luft- und Raumfahrtindustrie in Deutschland und Europa zu etablieren“, sagt Hoffmeister-Kraut. Dabei sind Investition von mehr als 40 Millionen Euro in den Ausbau von Testumgebungen, in die Infrastruktur, in Kooperationen und die Ausbildung von Fachkräften geplant.

Ein Klacks gegenüber dem, was die Amerikaner investieren. Das macht Sam Gunderson, der Chef der Abteilung für Geschäftsentwicklung bei der NASA in Houston, allzu deutlich. Rund 28 Milliarden Dollar hat die NASA allein pro Jahr als Budget zur Verfügung, erklärte er den Besuchern der Delegation aus Baden-Württemberg im NASA-Hauptquartier in Houston. Gunderson befeuert die New Space-Entwicklung und die Kommerzialisierung der Raumfahrt. Er betreibt gezielt Outsourcing und kauft bei Unternehmen wie Axiom Space ein. „Dadurch spart die NASA viel Geld“, sagt er. Das bietet Chancen für die Tüftler und Erfinder aus dem Südwesten. Wir können alles außer Hochdeutsch, hieß es einstmals. Vielleicht müsste man einfach nur die Devise anpassen: Was der Luxuskonzern Prada kann – können wir in THE LÄND schon lange.

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