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Wenn Politiker über Politik politische Bücher schreiben
Stuttgart. Der grüne Ministerpräsident hat schon so manches Buch verfasst. Das kürzlich in Tübingen vorgestellte könnte aber schon fast so etwas wie ein Vermächtnis sein. „Aus Zuversicht Wirklichkeit machen“ nennt sich der Sammelband, in dem so illustre Autoren wie Joachim Gauck oder Robert Habeck zu Wort kommen. Es geht um die „ökologische Transformation“, als das Lebensthema Kretschmanns. Es sei „Leitmotiv seines politischen Handelns“, schreibt der 76-Jährige in seinen Einleitung zu den Aufsätzen.
Diese umfassen gut 300 Seiten. Mehr als doppelt so viele hat sich Ulrich Müller (CDU) gegönnt, früherer Umweltminister und später Staatsminister unter Erwin Teufel. Der 80-jährige Ravensburger liegt gleich einen „Kompass politischer Kultur“ vor, und schürft dabei richtig tief, nach den Hauptkapiteln gibt es noch 22 Exkurse. Es geht um die verwirrenden Zeiten vom Ukraine-Krieg bis zur Grundsatzfrage, wie denn gutes Regieren und politisches Handeln ermöglicht werden.
Warum es dann doch 600 Seiten wurden
„Ich habe damit angefangen, und es wurde dann doch etwas mehr“, schmunzelt der CDU-Politiker auf Nachfrage, der von 1992 bis 2016 im Landtag saß. Nach der Lektüre dieses Werkes bleiben jedenfalls keine wesentlichen Fragen offen. In eine ganz andere Richtung tendiert hingegen Uli Burchardt, der grüne Oberbürgermeister von Konstanz. Sein Buchtitel „Menschenschutzgebiet“ verspricht, dass die Stadt der Zukunft wieder „Teil der Natur“ wird. Eine ähnliche Richtung wie das Opus seines Parteifreundes in der Villa Reitzenstein, allerdings mehr aus der kommunalen Perspektive.
Und doch geht es um Grundsätzliches: Ernährung, Landwirtschaft und Klimaschutz. Burchardt ist schließlich gelernter Förster weiß, wovon er schreibt. Ausgehend von „seinem Dorf“ und „seiner Stadt“, erzählt er auch Anekdoten, wie er etwa als Jugendlicher den CDU-Generalsekretär Heiner Geißler ausgepfiffen hat, aber dann doch von seiner Geistesschärfe beeindruckt war.
Ein OB schreibt über seine Stadt
Auch der langjährige Mannheimer OB und Städtetagspräsident Peter Kurz (SPD) hat ein Werk verfasst, dass er kurzerhand „Gute Politik“ nennt. Auch er hat natürlich die kommunale Perspektive im Augen So schreibt er: „Denn es sind die Städte und Kommunen, wo die Gesetze aus Berlin auf die Realität prallen und auf die Schwierigkeiten bei ihrer Umsetzung stoßen.“
Es sind also drei ganz unterschiedliche Sichtweisen, in die jeweils die Erfahrungen langjähriger politischer Karrieren mit einfließen, lohnenswerte Einblicke.
Eher politische Belletristik ist hingegen das Werk von Gabriele Renz, einer ehemaligen Journalistin, die später Sprecherin des Landtages war und nun dasselbe für die Architektenkammer im Land macht. „Der Beamte Wieler“ ist eine Parodie auf das Personalgebaren der Grünen, ohne dies klar zu benennen. Renz lehnt sich dabei an Vorgänge an, die sie aus nächster Anschauung selbst erlebt hat, doch die Romanfiguren entwickeln ein Eigenleben. So bleibt alles codiert und verschlüsselt, Kenner der landespolitischen Szene wissen aber schon, wer jeweils gemeint ist.