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Von E-Gitarre bis Kontrabass: Politiker mit (versteckten) Musiktalenten
Stuttgart. Raue Gitarrenriffs, lange lockige Mähne und tiefer, melancholischer Gesang: Wer Erwin Köhler, Landtagsabgeordneter der Grünen, singen und E-Gitarre spielen hört , staunt nicht schlecht. „Musik spielt in meinem Leben eine zentrale Rolle“, erzählt er. Als kulturpolitischer Sprecher kann er „oft das Schöne mit dem Schönen verbinden“.
Seit er zwölf Jahre alt ist, spielt er Gitarre. Aktuell musiziert er in der Band Valva Radio Gang, mit der er 2017 eine EP auf Schallplatte veröffentlicht hat. Manch anderer kennt Köhler vielleicht aus dem Fernsehen: 2011 war er mit seiner Duettpartnerin Lela bei der Gesangsshow „The Voice auf Germany“ zu sehen und hat es bis in die Battle Runden geschafft. Neben Gitarre spielt er noch Hammondorgel, Klavier, Ukulele, Schlagzeug, Cajon, etwas Mundharmonika und hat auch schon als Backgroundsänger gesungen.
„Im Kontext der politischen Arbeit habe ich auch schon Reden mit einer Gitarre in der Hand gehalten, unterstütze den Landtagschor an Gitarre, Schlagzeug und Gesang. Und wenn die Landtagsfraktion auf Klausur fährt, darf meine Gitarre nicht fehlen. Das ist mittlerweile ein fest eingeplanter Bestandteil des Abendprogramms“, verrät Köhler dem Staatsanzeiger.
Die Musik ist inspiriert von Pink Floyd
So viel geballte Leidenschaft für Musik – und die teilen auch andere Politiker im Land. Nicolas Fink ist nicht nur der oberste Haushälter der SPD-Landtagsfraktion und deren Vize, sondern der Esslinger Abgeordnete spielt auch E-Bass in seiner Band „Us and Them“ , die nach einem Song von Pink Floyd benannt ist. Eben erst haben sie in Stuttgart ihr neuestes Album vorgestellt.
Die Geschichte von „Us and Them“ begann am 13. August 1994. An diesem Tag fand auf dem Hockenheimring das Konzert von Pink Floyd statt und einige junge Männer, die das Konzert besuchten, entschlossen sich, gemeinsam Musik zu machen.
Die ersten Proben fanden in einem privaten Keller in Deizisau (Kreis Esslingen) statt. Zwischenzeitlich wurde auch die Kirche in Lichtenwald als Proberaum genutzt. In den Anfangszeiten experimentierten „Us and Them“ mit verschieden Klängen und Effekten. Die musikalische Ausrichtung war stark von den psychodelischen Rockbands der 70er Jahre geprägt.
Nach kurzer Zeit wurde der Lyriker und Lehrer Johann Sziklai auf die Band aufmerksam. Es entstand eine außergewöhnliche Zusammenarbeit, in deren Verlauf „Us and Them“ zu einem Teil der Plochinger Kulturinitiative Mahlwerk wurden.
Auch in Landkreistagspräsident Achim Brötel steckt ein alter Musiker. Von Kindesbeinen an lernte er Akkordeon und Klavier und hat lange im Akkordeon-Orchester 1937 Buchen gespielt, dessen 1. Vorsitzender er 12 Jahre lang war. Mit seiner eigenen Band, der BCH-Combo, war er 1984 bis 1997 unterwegs – 40 Auftritte pro Jahr! Dort mit Electravox, also elektrisches Akkordeon, sowie Keyboard und Synthesizer für die Sounds. Später ist dann die Blasmusik dazugekommen, zunächst mit der Trompete, seit 40 Jahren mit dem Horn.
Nach wie vor spielt Brötel, wenn auch nun eher sporadisch, in der Stadtkapelle Buchen, wo er auch Vorsitzender des Fördervereins ist. In den vergangenen Jahren tritt er verstärkt mit musikalischen Nummern bei der Fastnacht auf – 10 bis 15 Termine pro Saison, manchmal bis zu drei am Abend.
Wegen der vorgezogenen Bundestagswahl wird das wahrscheinlich im kommenden Jahr nichts werden, heißt es vonseiten des Landkreistags.
Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Patrick Rapp, engagiert sich ehrenamtlich als Präsident des Bundes Deutscher Blasmusikverbände in Staufen. Damit sieht er sich an einer bedeutenden Schnittstelle zwischen den einzelnen Vereinen, Vereinsgremien und der Politik.
Vier-Mann-Band mit elektrischem Piano
Als er 12 Jahre als war, hat er begonnen, Klavier zu spielen. Zu Zeiten seines Zivildienstes war Rapp Mitglied einer Vier-Mann-Band und spielte dort E-Klavier. Seit einigen Jahren sitzt er aus zeitlichen und räumlichen Gründen aber nur noch sporadisch am Klavier.
„Musik ist ein wunderbarer Ausgleich, gerade wenn man sonst oft auch unter Druck steht“, sagt Alexander Becker, CDU-Landtagsabgeordneter. Donnerstagabends, wenn er von den Sitzungstagen in Stuttgart zurückkommt, probt das Mandolinen-und Gitarrenorchester Ötigheim , das er seit 2017 dirigiert. „Die Proben geben immer Kraft, egal wie abgespannt man zuvor ankommt.“
Neben der Politik gehört seine Leidenschaft also vor allem der Musik – als Wissenschaftler und Leiter des Max-Reger-Instituts in Karlsruhe, als Dirigent und als Kontrabassist vor Ort in meinem Wahlkreis oder in den Gremien der (Laien-)Musik.
Musikalisch geprägt wurde er von seiner Familie, in der immer musiziert wurde. „Meine Eltern haben sich im Orchester kennengelernt. Sowohl meine drei Schwestern, als auch ich haben als Kinder ganz selbstverständlich Instrumente zur Hand genommen, später an Ferienkursen teilgenommen und in Orchestern gespielt“, erzählt Becker.
Sein erstes Instrument war die Mandoline, die er bis heute noch mit großem Vergnügen spielt. Mit dem Kontrabass habe er als Zwölfjähriger begonnen. Anfangs musste er noch auf eine Kiste steigen, um das Griffbrett zu erreichen. Der Kontrabass wurde aber sein Hauptinstrument.
Im Podcast von SPD-Landtagsfraktionschef Andreas Stoch geht es neben Politik auch um Musik. Hat er auch Instrumente gespielt? „Ich spiele (fast) gar kein Instrument, was mich eigentlich selbst erstaunt“, sagt Stoch. „In meiner Heimatstadt ist die Musikschule immer sehr wichtig gewesen, an der extrem fortschrittlichen musikalischen Früherziehung kam man quasi gar nicht vorbei. Das Problem: Nach dem allerersten Einstieg sollte man Blockflöte spielen, und dieses Instrument fand ich schon als kleines Kind so beknackt, dass ich mich mit Händen und Füßen dagegen wehrte.“
Wie fast in jedem deutschen Haushalt in den 70ern, schaffte sich seine Familie eine Heimorgel an, „an der ich die Verwandtschaft gequält habe.“ Er ergänzt: „Dann wollte ich unbedingt eine Konzertgitarre haben, musste aber feststellen, dass meine Hände noch so klein waren, dass ich mit den Fingern kaum um den Hals greifen konnte. All das war am Ende so frustrierend, dass ich mich lieber auf den Sport konzentriert habe“.
Heute lebt er in einer hochmusikalischen Familie, seine Frau spielt Harfe, alle Kinder haben Instrumente gelernt und spielen sie auch gerne. „Und mir hat man eine Bodhrán geschenkt, eine irische Trommel. Wenn die Stochs also mal zusammen aufspielen, kann ich wenigstens ein bisschen mitmachen – und trotzdem den Takt angeben.“
Musik in Verbänden
Im Land existieren verschiedenste Musikverbände. Justizministerin Marion Gentges (CDU) ist Präsidentin des Landesverbands der Musikschulen Baden-Württemberg. Sie unterstreicht die Bedeutung der musikalischen Ausbildung für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit.
Gentges hat als Kind etwas Gitarre gespielt. Auch heutzutage spielt Musik eine wichtige Rolle in Ihrer Freizeit. So besucht Gentges in ihrer gerne und regelmäßig Konzerte, von Klassik bis Pop.