Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Schwarmstädte setzen auf Innenentwicklung
STUTTGART. In vielen kommunalen Entscheidungen schwingt die Frage mit, wie Städte und Gemeinden mit ihren Flächen umgehen. Soll es ein neues Wohngebiet geben? Kann die Gemeinde die örtliche Turnhalle entsprechend des Bedarfs vergrößern? Wie geht die Stadt mit Baulücken um? In unserer Serie stellen wir Ihnen verschiedene Indikatoren vor, mit denen die Flächennutzung der Kommunen in Baden-Württemberg erfasst und verglichen werden können.
Die vorherigen Teile der Serie thematisierten, wie Kommunen ihre Flächen einsetzen und wie effizient und qualitativ sie das tun. Nun soll das Flächenmanagement im Mittelpunkt stehen. Grundlage sind die „Indikatoren zur Siedlungsentwicklung“ des Statistischen Landesamts Baden-Württemberg. Die Behörde hat die Kommunen im Land in 16 Vergleichsgruppen aufgeteilt, die sich anhand von Raumkategorien (Verdichtungsraum versus ländlicher Raum) und Größenklassen (Einwohnerzahl) unterscheiden.
Sie suchen nach einer Darstellung aller Indikatoren bezogen auf einzelne Kommunen? Das Statistische Landesamt bietet Netzdiagramme für alle Kommunen. Dort können Sie außerdem Ihre Stadt oder Gemeinde mit dem Durchschnitt ähnlicher Kommunen (in Bezug auf Verdichtung und Größe) vergleichen.
Neu geschaffene Wohn- und Nutzflächen in neuen Baugebieten
Wie eine Gemeinde ihr Flächenmanagement aufstellt, misst das Statistische Landesamt anhand eines Vergleichs, der die Zeit zwischen 2010 und 2020 umfasst: Wie haben sich in dieser Dekade die Wohn- und Nutzflächen im Vergleich zum bereitgestellten Bauland entwickelt? Wo hohe Werte gemessen wurden, konnte die Kommune etwa Flächenpotenziale durch die Innenentwicklung nutzen. Besonders gut ist das den Großstädten gelungen; den Eindruck, dass dort in vielen Ecken gebaut wird, bestätigen die Zahlen der Statistiker. Aber auch kleinere Gemeinden, etwa die Outlet-Stadt Metzingen oder Grenzach-Wyhlen haben ihr Flächenmanagement auf eine hohe Ausnutzungsrate ausgerichtet. Niedrige Werte deuten auf freie Bauplätze hin, etwa in Gewerbe- oder Wohngebieten. Hier lassen sich also noch Möglichkeiten finden, einen Neubau zu errichten. Besonders ländliche Gebiete der Hohenlohe, im Schwarzwald oder in Oberschwaben haben niedrigere Werte.
Das lässt sich auch an den Werten ablesen, die auf die Einwohnerzahlen bezogen sind. Kommunen in Verdichtungsräumen, und da besonders die großen, haben relativ viel Nutz- und Wohnfläche je Quadratmeter neuem Baugrund bereitgestellt. Je ländlicher die Lage, desto geringer fallen die Werte aus. Unterschiede zwischen großen und kleinen Kommunen verringern sich in diesen Raumkategorien.
Neue geschaffene Wohnflächen in neuen Wohngebieten
Schärft man den Blick auf die reine Wohnfläche, also ohne Gewerbe- oder Industrienutzung, wird schnell klar, dass die Nutzflächen die Treiber der Werte sind. Trotzdem haben die Schwarmstädte bei der Wohnflächenzahl (übrigens ohne Konstruktions-, Funktions- und Verkehrsflächen) besonders hohe Werte, also viel gebaut in den betrachteten zehn Jahren. Doch auch wirtschaftlich attraktive Kommunen, etwa Metzingen, können mit immerhin mittleren Werten aufwarten.
Betrachtet man die Kommunen nach den Einwohnerzahlen und Raumkategorien, zeigt sich bei den kleineren Kommunen in den eher ländlichen Gebieten, dass die Wohnbauaktivität vergleichsweite hoch ist – wenn auch auf niedrigem Niveau. Höher ist der Anteil der Nutzfläche in den Verdichtungsräumen, also dort, wo das Flächenmanagement das Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre nachzeichnet.
So verbessern Kommunen ihr Flächenmanagement
Was können Kommunen unternehmen, um ihr Flächenmanagement zu verbessern, erklärt das Statistische Landesamt:
- Kommunen können Innenentwicklungspotenziale zunächst erfassen und dann aktivieren. Zum Beispiel indem sie Flächen recyclen, nachverdichten und Baulücken schließen.
- Entwicklungsvorhaben im Bestand können von Kommune unterstützt werden. Beispielsweise durch Standortentscheidungen für kommunale Vorhaben, durch die Aufwertung öffentlicher Räume und durch Sanierungsprogramme.
- Ein Ziel ist das Erreichen angemessener Siedlungsdichten. Dabei ist auf das Verhältnis von Mehrfamilienhäusern zu Einfamilienhäusern zu achten. Städte und Gemeinden können gemischt genutzte und urbane Quartiere fördern.
- Neue Baugebiete sollten zügig und vollständig umgesetzt werden durch Bauplatzvergaben mit Bauverpflichtung.
- Kommunen sollten Flächenleerstand nach Möglichkeit vermeiden, etwa durch Beteiligung an einem regionalen Gewerbeflächenpools.