Rathaus Fellbach: „Es ist ein ziemlich perfektes Stück Architektur“
FELLBACH. Das Rathaus Fellbach war stark umstritten, als es im Jahr 1986 eingeweiht wurde. Das vom Schweizer Architekten Ernst Gisel entworfene Bauwerk konnte erst später als geplant umgesetzt werden. Denn die Bürgerinitiative „Rettet die Lutherkirche vor Beton“ machte Stimmung gegen den Bauentwurf des Rathauses. Heute ist von dem Unmut nichts mehr zu spüren.
Das Fellbacher Rathaus wurde 1987 mit dem Deutschen Architekturpreis und dem Deutschen Natursteinpreis ausgezeichnet, 1988 folgte der Hugo-Häring-Preis, die höchste Auszeichnung des Landesverbands Baden-Württemberg des Bundes Deutscher Architekten (BDA). Im Sommer 2014 wurde der Gebäudekomplex samt seiner Freiräume – Marktplatz, Innenhof, Grünraum zum Alten Friedhof – zum damals jüngsten Kulturdenkmal Baden-Württembergs gekürt.
Auffälliger Rundbau
Im Wettbewerb um den Bau des neuen Rathauses setzte sich Gisel, der 2021 im Alter von 98 Jahren verstarb, mit seinem Büro im Jahr 1979 gegen 22 Konkurrenten durch.
Besonders auffallend ist der Rundbau, in dem sich die Sitzungssäle befinden. Der dreigeschossige Rathausbau zeichnet sich durch eine „sprechende Architektur“ aus. So bezeichnete es Martin Hahn, Hauptkonservator im Landesamt für Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Stuttgart, als das Rathaus im Jahr 2014 zum Kulturdenkmal erhoben wurde. Denn das Amtszimmer der Oberbürgermeisterin Gabriele Zull (parteilos) befindet sich direkt gegenüber des großen Sitzungssaals. Die Verwaltung ist in den Seitenflügeln untergebracht.
5500 Quadratmeter Nutzfläche
Auch die Inneneinrichtung und -Ausstattung wurde von Gisel bis ins kleinste Detail geplant. Fellbachs Rathaus sei ein herausragendes Beispiel, was Rathausbau leisten könne, so Hahn. „Es ist ein ziemlich perfektes Stück Architektur.“ Für Fellbachs Alt-OB und Ehrenbürger Friedrich-Wilhelm Kiel war die Aufnahme des Rathauses in die Denkmalliste eine nochmalige Bestätigung, am Projekt trotz vieler persönlicher Anfeindungen festgehalten zu haben, sagte er bei der Feierstunde zur Übergabe der Denkmalurkunde.
In dem Gebäudekomplex mit einer Nutzfläche von 5500 Quadratmetern, sind unter anderem die Touristeninfo, Gastronomiebetriebe und die Galerie untergebracht. Damit ist das Rathaus nicht nur Ort des Verwaltungshandelns, sondern auch bürgerschaftlicher Begegnungen.