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Youth7: Erst Heilbronner Ratstisch, dann G7-Gipfel in Japan

Global denken und lokal handeln - der Wahlspruch für Menschen, die sich in puncto Nachhaltigkeit ganz besonders einbringen. Die Heilbronner Gemeinderätin Isabell Steidel hat beim G7-Jugendgipfel in Japan getestet, ob das tatsächlich funktioniert. Ihre eindeutige Antwort lautet: Ja.

Wie bei den Staatschefs gab es auch bei Youth7 ein Familienfoto. Die Heilbronner Grünen-Stadträtin Isabell Steidel ist die Zweite von rechts in der zweiten Reihe.

Privat)

HEILBRONN. Wenn Isabell Steidel (Grüne) von ihrer Arbeit als Gemeinderätin in Heilbronn spricht, kann sie ihre Begeisterung kaum unterdrücken: „Ich liebe Kommunalpolitik“, sagt sie und das wirkt keineswegs aufgesetzt: „Ich liebe es, über konkrete Sachen zu verhandeln.“ Genau das beschreibt auch das Wesen von Kommunalpolitik: Meist geht es hier um greif- und sichtbare Anliegen von Bürgern oder Herausforderungen, die angegangen werden müssen. Vor Kurzem hat Isabell Steidel eine ganz andere Ebene kennengelernt: die globale. Sie war eine von vier deutschen Delegierten beim Jugendgipfel der G7-Staaten (siehe Infokasten).

Jugendkommuniqué als Grundlage für Regierungschefs

Um einen Platz bei dem Gipfel hat sich die Studentin der Unternehmensführung beim Deutschen Nationalkomitee für internationale Jugendarbeit beworben. Dem eigentlichen G7-Gipfel vorgeschaltet, reiste sie nach Hiroshima und Tokio, um mit anderen jungen Menschen aus den G7-Ländern wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit, Umwelt, Arbeit, digitale Transformation oder Frieden und Sicherheit zu verhandeln. Ziel war, ein Jugendkommuniqué zu verabschieden, das die Regierungschefs in ihre Beratungen einbeziehen. Nach ihrer Rückkehr und noch vor dem „großen“ Gipfel erläuterte Steidel bei einem Besuch im Kanzleramt die Ergebnisse der Jugendberatungen.

Jugendgipfel spiegelt G7-Treffen wider

Youth7 – so heißt der Jugendgipfel der G7-Staaten, der jeweils in dem Land stattfindet, das die Präsidentschaft innehat. Eingeladen sind auch junge Menschen aus Nationen, die als Gastländer am Gipfel teilnehmen. Im vergangenen Jahr fand er in Berlin statt. Neben den eigentlichen inhaltlichen Punkten wird für die Teilnehmer ein kulturelles Programm organisiert. In Hiroshima besuchte Isabell Steidel gemeinsam mit den anderen Gipfelteilnehmenden beispielsweise die Gedenkstätte für den Atombombenabwurf Anfang August 1945 und traf eine Überlebende. „Diese Erfahrung war unglaublich“, so Steidel.

Steidel verhandelte für Deutschland den Bereich der wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit, der gerade durch die Krisen zu einem wichtigen Thema geworden ist. „Es ist klar, dass wir nicht mehr auf Grundlage von kurzfristigem Profitstreben wirtschaften können“, benennt sie einen der Punkte, die für sie zentral sind. Es brauche eine Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit. Vor allem die Kreislaufwirtschaft sei dabei bedeutend. Diese Themen sind auch im Kommuniqué berücksichtigt. „Stolz und glücklich“ sei sie, dass viele Formulierungen, wenn auch nicht mit explizitem Jugendbezug, Eingang in das Abschlussdokument beim G7-Gipfel gefunden hätten. Gut fände es Steidel, wenn mehr Länder einen Beauftragten hätten, der die Wirkung von Gesetzesbeschlüssen für nachfolgende Generationen untersucht.

Vergleicht sie die globale und lokale Ebene, so seien diese zwar unterschiedlich und dennoch ergänzten sie sich. „In der Kommunalpolitik sieht man die direkten Auswirkungen eines Beschlusses“, weiß sie, etwa mit dem Bau von Gebäuden, die mindestens für fünf Jahrzehnte sichtbar seien. Das Globale sei eher die visionäre Ebene, etwa mit der Fragestellung, wie man eine gerechtere Welt schaffen und die Klimakrise stoppen wolle. Es sei total schön, beide Ebenen zu verbinden.

Unterschiedliche Bedeutungen für dieselben Begriffe

Ganz sicher ist aus Steidels Sicht, dass die Visionen vor Ort praktisch umgesetzt werden müssten. Und es gibt da noch eine Sache, die sie in den Jugendgipfel-Verhandlungen erlebt hat, die auch im kommunalen Bereich mitunter eine Rolle spielt. „In solchen Verhandlungsprozessen lernt man voneinander, viele Wörter sind in anderen Ländern anders konnotiert.“ Da müsse man sich dann erst einmal einigen, über was man eigentlich spreche. Viele Gemeinderäte kennen möglicherweise Ähnliches auch auf der Gemeinderatsebene.

Die Vielfalt, die sie in Hiroshima und Tokio erlebt hat, wünscht sie sich auch für das lokale Gremium in Heilbronn. Das gilt insbesondere mit Blick auf junge Menschen, die in solchen Gremien unterrepräsentiert seien. Dass nur bis zu zwei Prozent der Gemeinderäte unter 30 Jahre alt seien, widerspreche einfach der gesellschaftlichen Realität.

Sie hofft nun, dass sich die Situation in diesem Bereich mit dem Herabsetzen des passiven Wahlalters auf 16 Jahre verbessert. „Das ist auch eine Chance für junge Menschen“, sagt die ehemalige Heilbronner Jugendgemeinderätin. Umgekehrt war Steidels bisherige Zeit in der Kommunalpolitik auch eine gute Schule in Sachen Argumentation und Rhetorik, die sie nun beim Jugendgipfel einbringen konnte.

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Weitere Infos zum Jugendgipfel:

https://kurzelinks.de/Youth7

Quelle/Autor: Marcus Dischinger

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