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Wie eine Großbaustelle in Stockholm im Zeit- und Kostenlimit umgesetzt wird
Stockholm. Slussen ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt mitten in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, nicht weit vom Königspalast und der Altstadt entfernt. Hier fließt der rund 200 Kilometer lange für die Trinkwasserversorgung wichtige Mälaren-See in die Ostsee. Der See liegt rund 70 Zentimeter höher als das Meer. Schiffe überwinden diesen Höhenunterschied per Schleuse. An diesem Verkehrsknotenpunkt kommen auch die Busse aus Vororten an.
Von ihnen steigen täglich rund 100000 Passagiere in Slussen auf Stadtbusse, U- und S-Bahn um. Auch der Radverkehr hat stark zugenommen. Rund 30000 Fahrradquerungen zählt die Kommune auf der zentralen Brückenverbindung, die den nördlichen und den südlichen Teil der Hauptstadt miteinander verbindet. Und der Radverkehr wird weiter steigen. Es wird damit gerechnet, dass er sich bis in zehn Jahren verdoppeln wird.
Was bislang ein reiner Verkehrsknotenpunkt war, soll künftig auch ein Treffpunkt für Menschen werden mit mehr Aufenthaltsqualität durch Grünanlagen, Cafés und Restaurants. Der unterirdische Busbahnhof soll im kommenden Jahr eröffnet werden. Wie auch bei Stuttgart 21 gehen die Pläne für den Umbau in die 1990er-Jahre zurück. 1991 gab es bereits einen Architektenwettbewerb. Dann lag der Umbau erstmal auf Eis. Als die Planungen dann 2004 wieder aufgenommen wurden, stütze man sich allerdings nicht mehr auf den alten Architektenwettbewerb, sondern plante neu – von Anfang an im Dialog mit den Bürgern. Als der Bau dann 2016 tatsächlich begann, waren trotzdem viele Menschen erstmal entsetzt. Es gab Proteste. Die Stadt reagierte mit Kommunikation, wie ein Mitarbeiter im neben der Baustelle liegenden Informationszentrum erzählt. Dieses Zentrum wurde extra eingerichtet, um die Bürger zu informieren. Newsletter, Informationen im Internet, zahlreiche Schilder und viel Kommunikation vor Ort trugen ihren Teil dazu bei.
„Die allgemeine Meinung hat sich geändert“, erzählt der Mitarbeiter des Informationszentrums den Abgeordneten aus Baden-Württemberg, als er ihnen den Umbau des Verkehrsknotenpunkts anhand eines großen Holzmodells erklärt. 2027 soll der komplette Umbau abgeschlossen sein. Man liege im Plan, einzig das Busterminal werde zwei Jahre später fertig als geplant. Zugleich kann bei Überschwemmungen künftig auch mehr Wasser als bisher in kürzerer Zeit aus dem See in die Ostsee abgelassen werden, um das Trinkwasser von rund 200000 Menschen zu schützen. Die Kosten für den großen und schwierigen Umbau über und unter Wasser liegen bei zwei Milliarden Euro.