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5 Jahre Corona-Pandemie

Internationale Studie: Wer trug im Freien Corona-Masken?

Forscher haben Bereitschaft und Motive der Menschen erforscht, während der weltweiten Covid-Pandemie im Freien eine Maske zu tragen. Die internationale Studie hat ein Biologieprofessor der Universität Tübingen geleitet. Ein Ergebnis: Die Bereitschaft dazu war in kollektivistischen Gesellschaften wie Japan deutlich größer als in den USA. 

Von Februar 2020 für einige Jahre lang ein vertrautes Bild: Menschen während der Corona-Pandemie beim Einkaufen im Lockdown.

IMAGO/Funke Foto Services)

Tübingen. Maskentragen war während der Corona-Pandemie weltweit Pflicht – zeitweise oft auch im Freien. Wie aber stand es um das tatsächliche Verhalten der Menschen und gab es dabei Unterschiede, für die nicht politische Vorgaben, sondern gesellschaftliche oder kulturelle Prägungen, historische Erfahrungen und Ähnliches mehr ursächlich sind? Solchen Fragen ist die kürzlich veröffentlichte Studie eines internationalen Forscherteams mit einer Online-Umfrage in 53 Ländern nachgegangen. Die Leitung hatte Christoph Randler, Professor für Didaktik der Biologie an der Universität Tübingen .

Die Befragung wurde online unter Vogelbeobachtern durchgeführt

Während der Covid-19-Pandemie zeigten demnach Menschen in kollektivistischen Gesellschaften wie Japan eine höhere Bereitschaft, draußen Schutzmasken zu tragen, als solche aus individualistisch geprägten Ländern wie den USA. Eine gesteigerte Bereitschaft zum Maskentragen gab es ferner in Regionen, die seit Jahrtausenden besonders stark von Krankheitserregern betroffen sind.

Masken, die Nase und Mund bedecken, sollten während der Pandemie vor der Ansteckung mit dem Coronavirus schützen. Wie effektiv sie diesen Zweck erfüllten, war nicht in jeder Phase der Pandemie klar. Unabhängig davon interessierte Randler und sein Team, wie groß die Bereitschaft von Menschen unterschiedlicher Nationen und Kulturen war, durch eine Maske sich zu schützen und vor allem auch das Ansteckungsrisiko für Mitmenschen zu mindern.

Das Forschungsteam bat vom Dezember 2020 bis April 2021 Vogelbeobachter aus 53 Ländern um Auskunft zum Tragen von Masken im Freien. „Wir haben den Fokus auf Freizeitaktivitäten draußen gelegt, da hier die staatlichen Vorgaben oder zumindest die staatliche Kontrolle geringer war als etwa in Innenräumen wie Schulen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. So entsprach das Verhalten stärker dem eigenen Ermessen“, erläutert Randler. Mehr als 4000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer füllten den Online-Fragebogen aus.

Repräsentativ für die jeweilige Gesamtbevölkerung sei die Umfrage allerdings nicht, sagt der Forscher. Denn Frauen seien unter denjenigen, die in ihrer Freizeit Vögel beobachten, unterrepräsentiert und der Altersdurchschnitt höher als der der Bevölkerung insgesamt. Die Auskünfte wurden durch Daten zur Bevölkerungsdichte, der Wirtschaftslage, die staatlichen Vorgaben zum Maskentragen sowie die historische Belastung des jeweiligen Landes durch Krankheitserreger ergänzt.

Die kulturelle Prägung war wichtiger als staatliche Vorgaben

Das Resultat: Die jeweiligen staatlichen Vorgaben beeinflussten die Entscheidung zum Tragen einer Maske. „Besonders entscheidend waren jedoch die beiden Faktoren der kulturellen Prägung kollektivistische versus individualistische Gesellschaft und die historische Krankheitsbelastung der Region“, sagt Randler. „Interessanterweise ließ sich auch die Strenge der staatlichen Corona-Maßnahmen durch die Historie der Verbreitung von Krankheitserregern in dem jeweiligen Land vorhersagen.“

Regierungen erließen strengere Regeln, wenn die Länder stärkere Belastungen durch Krankheitserreger und frühere Epidemien hatten. Laut Randler beeinflusst die evolutionsgeschichtliche Vergangenheit noch heute unser Verhalten erstaunlich stark – bis hin zu politischen Entscheidungen.

Auch bereits bekannte Tendenzen seien durch die Studie bestätigt worden, führt Randler aus: So trugen ältere Menschen und Frauen eher Masken als jüngere und Männer. Mit Ihrer Arbeit will das Forschungsteam zu einer wissenschaftlichen Aufarbeitung der Ereignisse in der Covid-19-Pandemie beitragen.

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