Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Was wirklich zählt
Nein, Stuttgart ist nicht schöner als Berlin, und ob Berlin schöner gewesen wäre als Stuttgart, werden wir nie wissen. Im Grunde genommen war ja schon in der 106. Minute alles entschieden oder spätestens in der 118., und das ist nun auch schon zwei Wochen her. Es ist aus und vorbei und wir sind raus und überhaupt: Es war eben nur ein Sommermärchen.
Ohnehin ist doch jetzt die schönste Zeit, wenn die ganzen Miesepeter aus aller Herren Länder, die überall etwas auszusetzen hatten, ob an der Bahn oder an Gelsenkirchen oder am Rasen auf der Waldau, wieder abgereist sind. So ist das eben mit der Gastfreundschaft – man freut sich, wenn man Besuch bekommt, aber wenn er wieder geht, freut man sich auch.
Trotzdem: Der Stachel sitzt tief. Ein Lügner oder Fußballkostverächter, der anderes behauptet. Eigentlich hätten wir den Titel oder zumindest das Finale wirklich verdient gehabt. Der Nicht-Pfiff kam einem doch irgendwie spanisch vor. Gut nur, dass die Engländer am Ende die Quittung dafür bekamen, dass einer von ihnen uns um den verdienten Lohn brachte.
Vielleicht tröstet es, dass Lukas Podolski, Weltmeister von 2014, die Sache gelassener sieht. Er hat offenbar Besseres zu tun, als im Urlaub Fußball zu schauen. Wenn man drei Kinder habe, sagt er, verschiebe sich der Blick auf das Wesentliche. Vom deutschen Team habe er nur einen Auftritt verfolgt: den gegen Spanien. „Egal, wie die Spiele vorher gelaufen sind, man ist ausgeschieden“, konstatiert er. Ein bisschen ratlos lässt das einen freilich zurück. Sollte ausgerechnet Poldi nicht wissen, was wirklich zählt im Leben?