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Warum Kretschmann gerne zur LPK kommt und Oettinger Bidens Rückzug erhofft
Stuttgart. Es war ein wunderbar warmer Sommerabend im Haus der Architekten an der Stuttgarter Danneckerstraße, mit Halbhöhenblick auf den Stuttgarter Talkessel. Das halbe Landeskabinett, die Fraktionschefs im Landtag von Manuel Hagel (CDU) bis Andreas Stoch (SPD) sind gekommen, Behördenchefs, Chefredakteure, Sprecher, der Städtetagspräsident Frank Mentrup (SPD) – es ist ein Stelldichein, das Who is Who der Landespolitik ist da.
Eine besondere Begegnung ist es und ein besonderer Anlass: 70 Jahre Landespressekonferenz (LPK) , das muss gefeiert werden. Denn 1954 kam der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer in den Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt, und Journalisten durften keine Fragen stellen. Das nahmen sich die Berichterstatter zum Anlass, künftig selbst die Regeln zu bestimmen und gründeten die Landespressekonferenz.
LPK als Zeichen „lebendiger Demokratie“
Eine besonderes Tradition ist, dass sich jeden Dienstag der Ministerpräsident in einer offenen Fragerunde befragen lässt. „Ein Zeichen besonders lebendiger Demokratie und Transparenz“, sagte Staatsanzeiger-Chefredakteur Rafael Binkowski, der seit 2023 Vorsitzender der LPK ist.
Und auch der Amtsinhaber Winfried Kretschmann bekannte: „Gehe ich lieber zum Zahnarzt oder zur Landespressekonferenz? Klar, lieber zur LPK.“ Tut ja auch weniger weh, zumindest nicht körperlich. Doch der 76-jährige Regierungschef räumte ein, dass das Hund-und-Stöckchen-Spiel ihm insgeheim durchaus Freude bereite: „Es macht mir meistens Spaß.“ Und er hofft auch, dass mögliche Nachfolger daran auch ihre Freude hätten.
Nicht der Nachfolger, sondern der Vorgänger trat dann ans Mikrofon: Günther Oettinger, von 2005 bis 2010 Ministerpräsident und danach EU-Kommissar, hielt die Festrede. „Es gibt zwei wichtige Termine: Die Feier zu 75 Jahren Nato, und 70 Jahre Landespressekonferenz.“ Er blickte über Baden-Württemberg hinaus, und gab sich überzeugt, dass im November „ein anderer Präsident gewählt wird als Donald Trump.“
Wird Joe Biden im November nicht antreten?
Denn Oettinger geht davon aus, dass Amtsinhaber Joe Biden noch bis August von einem anderen Kandidaten ersetzt wird. Eine spannende These, die an dem langen Sommerabend an den Stehtischen noch intensiv diskutiert wurde. Der französische Generalkonsul, Gael de Maisonneuve, schaute auch vorbei, die Halbfinal-Niederlage Frankreichs gegen Spanien, die im Saal gezeigt wurde, war aber deutlich später.
So erweist sich das LPK-Sommerfest einmal mehr als perfektes Netzwerktreffen, bis um 23 Uhr schließlich die letzten Gäste gehen.