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Waldemar Dombrowski wird zweitwichtigster Mann im Deutschen Beamtenbund
Ihn hatte ursprünglich keiner auf dem Zettel, doch dann ist er doch geworden, was er schon einmal hätte werden können vor sieben Jahren: Waldemar Dombrowski wird Fachvorstand Beamtenpolitik und damit der zweitwichtigste Mann im Deutschen Beamtenbund (DBB).
Der Job, den sich der 61-Jährige da zumutet, wird alles andere als leicht. Das deutete sich schon bei der Wahl am vergangenen Donnerstag in Berlin an. Zwar ließ er Thomas Falke von der Gewerkschaft der Sozialversicherung deutlich hinter sich. Doch der eigentliche Widersacher war unmittelbar vor der Wahl ausgestiegen: Der hessische Landesvorsitzende Heini Schmitt besaß unter anderem die Unterstützung des baden-württembergischen Landesverbands. 369 Stimmen für Dombrowski standen 124 ungültige Stimmen und 69 Enthaltungen gegenüber, die mutmaßlich aus dem Schmitt-Lager kamen. Am Ende setzten sich die großen Fachgewerkschaften durch.
Dombrowski sieht seine Aufgabe unter anderem darin, „die vielfältigen Interessen in der Organisation zu bündeln und so Synergien zu heben“. Das wird nicht einfach. Das Verhältnis zwischen Landes- und Bundesverband gilt als schwierig; der DBB-Vorsitzende Ulrich Silberbach hat sich seit Jahren in Stuttgart nicht mehr blicken lassen. Außerdem wird ihm vorgeworfen, beamtenpolitisch nichts zu reißen. Anders als die 16 Länder hat der Bund noch nicht die Urteile des Bundesverfassungsgerichts zur Richterbesoldung umgesetzt. Karlsruhe habe 2020 Elfmeter gepfiffen und jetzt müsse der Strafstoß nur noch verwandelt werden, merkte Schmitt in Berlin an.
Dombrowskis Wahl könnte für den zerstrittenen Verband eine Chance sein. Er gehört als Chef einer kleinen Fachgewerkschaft, die die Mitarbeiter der Arbeitsagenturen organisiert, keinem der großen Lager an. Er kann „Megafon und Diplomatie“, wie Kollegen bestätigen. Der Diplom-Verwaltungswirt stand 22 Jahre an der Spitze der VBBA, eine von 41 Fachgewerkschaften im Beamtenbund. Noch länger, nämlich seit 39 Jahren, arbeitet er beim Arbeitsamt respektive bei der Arbeitsagentur.
Geboren wurde Dombrowski im polnischen Masuren. Als er neun Jahre alt war, kam die Familie als Spätaussiedler nach Nordrhein-Westfalen. Dort – in Dortmund – begann auch seine berufliche Karriere, weshalb er bis heute BVB-Fan ist und „ein bisschen gelitten“ hat, als sein Team kürzlich gegen Real Madrid das Champions-League-Finale verlor.
Bis heute rollt er das R wie die Ostpreußen. Ansonsten klingt er eher nach Ruhrpott. Er ist eine Menge herumgekommen, bevor er in Fulda sesshaft wurde. Nun geht es nach Berlin – ab Juli, zunächst parallel zu seinen bisherigen Aufgaben. Das kennt er schon: Auch sein Studium hat er nebenher absolviert. „Der Waldemar Dombrowski ist trotz Doppelbelastung ein Gewerkschaftsprofi.“ Noch so ein Spruch, der einiges sagt.
Drei Fragen…
Warum haben Sie sich entschlossen, mit 61 Jahren noch einmal zu kandidieren?Ich war bereits einmal Kandidat – vor sieben Jahren. Damals musste ich meine Kandidatur aus sehr wichtigen familiären Gründen kurzfristig zurückziehen. Ich habe viel Unterstützung und Verständnis erfahren. Auch dies hat mich bewogen, meinen Hut nochmals in den Ring zu werfen. Ich hatte das Gefühl, mit meinen langjährigen gewerkschaftlichen und beruflichen Erfahrungen etwas zurückgeben zu können. Auch wenn ich nicht mehr im besten Torwartalter bin.
Warum setzen Sie sich für Beamte ein?Das Berufsbeamtentum war noch nie so wertvoll wie heute – in dieser Zeit multipler Krisen. Wir garantieren, dass der Staat dauerhaft, flächendeckend und korruptionsfrei funktioniert, und wir nehmen eine neutrale Position ein, unabhängig davon, wer gerade regiert.
Welche Eigenschaften zeichnen Sie aus?Zielorientierung, Kommunikationsfähigkeit und Empathie.