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Vielfalt ist für Hochschulen zunehmend ein Ziel
Stuttgart. Die Universität Konstanz hat beim Gleichstellungs- und Diversity-Ranking des FAZ-Instituts 100 von 100 Punkten erreicht. Das klingt nach einem Idealergebnis. Doch tatsächlich liegt die glatte Punktzahl an der Methodik der Untersuchung: Denn die Skala orientiert sich an der Einrichtung, die am besten abgeschnitten hat. Diese gilt dann als Benchmark für die anderen.
Fünf der ersten neun Hochschulen kommen aus Baden-Württemberg
Konstanz liegt ganz vorne – und auch sonst ist Baden-Württemberg in der Spitzengruppe äußerst stark vertreten: Fünf Hochschulen aus dem Land liegen unter den ersten neun des FAZ-Rankings, darunter die private Hochschule Allensbach, die nur rund 360 Studierende hat, auf Platz zwei, mit 97 Punkten die Hochschulen Heilbronn und Aalen und die Universität Hohenheim in Stuttgart. Untersucht wurden die Themenbereiche Gleichberechtigung, Fairness und „Gender Shift“. Damit soll laut Studie eine aktive „Unternehmenskultur“ ausgezeichnet werden, die die Vielfalt der Mitarbeitenden wertschätzt und fördert und sich für Frauen in Führungspositionen einsetzt.
„Die Bestplatzierung spiegelt hervorragend unser großes Engagement in Sachen Gleichstellung und Diversity wider, denn wir setzen uns kontinuierlich für ein wertschätzendes und diverses Umfeld an unserer Universität ein und können bereits auf ein breites Angebot blicken“, kommentierte Marion Woelki das Ergebnis. Sie leitet das Referat für Gleichstellung, Familienförderung und Diversity an der Universität Konstanz.
Im Übrigen entwickle man sich kontinuierlich weiter, sagt Woelki. „So haben wir zum Beispiel in den vergangenen beiden Jahren erstmals das Diversity-Klima unter den Studierenden quantitativ erfasst und mit den Roundtables for Diversity auch qualitative Austauschformate geschaffen.“ Ferner sei ein „Unconscious-Bias-Tool“ eingeführt worden – „eine strukturelle Maßnahme zur Weiterbildung“, so erläutert sie, „um die Sensibilisierung für unbewusste Vorurteile zu fördern“.
Obwohl Spitzenreiter, hegt man in Konstanz beim Referat für Gleichstellung gewisse Zweifel an der Aussagekraft des Rankings: „Die im Social Media Monitoring der Studie erhobenen Daten sind eher selektiv“, sagt Sebastian Tillmann, Referent für Diversity in der Wissenschaftskultur: „Das heißt, wer viel online postet und gleichzeitig an der Umfrage teilnimmt, eine gute Website hat und sich gut präsentiert, kann hier besser abschneiden. Wir können nicht genau abschätzen, wie die Berechnung der Punkte letztlich erfolgt ist.“
Gleichwohl kommt der Erfolg nicht von ungefähr. Die Universität Konstanz hat sich beispielsweise schon früh einem sogenannten Diversity-Audit unterzogen, das der Stifterverband anbietet. Seit mehr als zehn Jahren bemüht sich diese Einrichtung darum, die Vielfalt in wissenschaftlichen Einrichtungen systematisch zu fördern. Dazu hat der Verband ein umfangreiches Audit-Verfahren entwickelt (siehe Kasten). Fünf der acht Universitäten im Südwesten haben dieses bereits erfolgreich durchlaufen, Konstanz hat 2018 das Erst-Audit erhalten, die Hochschule Heilbronn bereits 2017.
Externe Anerkennung ist das eine, interner Wettbewerb das andere: So hat die Universität Stuttgart erstmals einen eigenen Preis für Führungspersönlichkeiten vergeben: „Fü(h)r divers!“ genannt.
„Klare Diversitätssensibilität“ wird an der Uni Stuttgart prämiert
Die drei Preisträger wurden von ihren eigenen Mitarbeitern dafür nominiert. „Führungsqualitäten und die Reflexion der eigenen Führungsrolle, aber auch eine klare Diversitätssensibilität, das Bemühen um die Einbindung und Berücksichtigung verschiedener Bedürfnisse im Arbeitsalltag gehören dazu“, heißt es in der Mitteilung der Universität der Landeshauptstadt zum Anforderungsprofil der Preisträger.
Am Architekturinformatikprofessor Thomas Wortmann vom Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Bauen wurde beispielsweise sein „Einsatz für diskriminierungsfreie Einstellungs- und Berufungsverfahren“ gelobt.
Verband bietet Audit an
Der Stifterverband ist ein Netzwerk aus rund 3500 Unternehmen, Stiftungen, Wissenschaftsorganisationen und Privatpersonen, „das systematisch Bildung und Wissenschaft mitgestaltet“, wie es auf der Website heißt. Sein Diversity Audit ist ein Instrument der Strategie- und Organisationsentwicklung. Es steht unter dem Motto „Vielfalt gestalten“ und soll unter anderem Gleichstellung, Diversität und Inklusion fördern. Diese Initiative des Verbands wird unter anderem vom Wissenschaftsministerium Nordrhein-Westfalen, der Baden-Württemberg Stiftung und der Gips-Schüle-Stiftung in Stuttgart gefördert.