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Schullandschaft

Viel Tadel, aber auch etwas Lob für die Bildungsreform

Handwerksverbände, Unternehmer, Berufsschullehrer und Opposition sind unzufrieden mit der geplanten Bildungsreform von Grün-Schwarz. Teilweise Lob dafür gibt es aber von zwei Bildungsgewerkschaften.

Thomas Speck, Vorstandsvorsitzender des Berufsschullehrerverbands Baden-Württemberg, spricht sich bei einer Protestaktion des Verbandes für die Bezahlung von Mehrarbeit bei Berufsschullehrern aus. Teilnehmer halten hinter ihm ein Plakat mit der Aufschrift "Schluss mit unbezahlter Mehrarbeit".

dpa/Bernd Weißbrod)

Stuttgart. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) will der Landesregierung oder sich selbst keine Benotung geben für das neue Bildungspaket. Andere sind da weniger zurückhaltend. Für das Handwerk stellt Hauptgeschäftsführer Peter Haas sogar ein Zeugnis aus: ein glattes „Ungenügend“. Der Ausbau der Gymnasien zu G9 und der neuen Oberstufen an Gemeinschaftsschulen, befürchtet Hass, werde in den nächsten Jahren viele Ressourcen binden: „Diese Prioritätensetzung ist für uns nicht nachvollziehbar.“ Konkret wird Schopper vorgeworfen, keine Pläne für die Aufwertung der übrigen Schularten in der Sekundarstufe eins, also Gemeinschafts-, Real-, Haupt- und Werkrealschulen, vorgelegt zu haben. Das Handwerk brauche aber „dringend gut ausgebildete Fachkräfte aus allen allgemeinbildenden Schularten, nicht nur aus dem Gymnasium und nicht nur mit Abitur“. Trotzdem lege die Ministerin „wieder einmal die Priorität darauf, dass möglichst viele Schülerinnen und Schüler das Abitur machen“.

Kultusministerium sieht das berufsbezogene Profil der Realschulen gestärkt

Das Kultusministeriums kontert. Auf gut zehn Seiten zusammengefasst sind die bisher zwischen Grünen und CDU abgestimmten Einzelheiten zur Schulreform. Es geht um die Neuerungen für Grundschulen, um die Fächer im G9, vor allem aber um Verbesserungen für die Realschulen, die „vor allem in der Vorbereitung auf eine qualifizierte berufliche Ausbildung stark sind und stark bleiben sollen“. Weiter gestärkt werde das berufsbezogene Profil und „ganz konkret die für die heutige Berufswelt relevanten Bereiche Informatik, Künstliche Intelligenz und Medienbildung in einem regulären Fach gebündelt und durchgehend in den Klasse fünf bis zehn eingeführt“.

Unzufrieden mit der „zunehmenden Verlagerung von Ressourcen hin zu den allgemeinbildenden Schulen“ ist auch der Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Beruflichen Schulen in Baden-Württemberg (BVL). Auf diese Weise werde sich „die brenzlige Situation“ zwangsläufig verschärfen, so der BLV-Vorsitzende Thomas Speck. Ein Indiz: Noch nie habe es mehr Stellenausschreibungen gegeben, um ausreichend Lehrkräfte zu finden. Deshalb sei „höchste Zeit, die beruflichen Schulen gleichberechtigt zu unterstützen, nicht zuletzt um dem gewaltigen Fachkräftemangel erfolgreich zu begegnen“. Der Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg könne nur Bestand haben, wenn die berufliche Bildung nicht allein in Sonntagsreden gelobt, sondern ernsthaft gefördert werde.

Unternehmer Baden-Württemberg sind gegen ,ausschließliche Fokussierung auf Abitur und Studium“

Für die Unternehmer Baden-Württemberg (UBW) erinnert auch Stefan Küpper, Mitglied der Hauptgeschäftsführung, daran, dass den Grundstein für die Sicherung des Fachkräftebedarfs nun mal die Schule legt. Es dürfe bezweifelt werden, dass die bildungspolitische Ziele mit den jetzt erarbeiteten Reformplänen zu erreichen seien. Notwendig seien unter anderem Berufsorientierung an allen Schularten und „keine ausschließliche Fokussierung auf Abitur und Studium“. Lob für die künftige Sprachförderung gibt es aber immerhin von der GEW, deren Landesvorsitzende Monika Stein begrüßt, dass die Landesregierung mehr Geld und Personal in die frühe Sprachbildung an den Kitas und in den Grundschulen investieren will. Das sei überfällig.

Verband Bildung und Erziehung sieht positive Punkte, die Opposition kaum

Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sieht zumindest „Potential“ und äußert sich zufrieden damit, dass der Grundschulempfehlung wieder mehr Gewicht zukomme und Schulen vor Ort durch die verschiedenen Kooperations- und Verbundoptionen neue Möglichkeiten erhielten. Und der Philologenverband will sich erst noch in die Details vertiefen. „Wir freuen uns, dass das flächendeckende G9 kommt“, heißt es in einer ersten Stellungnahme, und dass „die Ausgestaltung viele unserer zentralen Forderungen zu berücksichtigen scheint“.

Naturgemäß deutlich zurückhaltender ist die Opposition. „Auf den großen Wurf des Landes müssen unsere Schulen weiter warten“, sagt Stefan Fulst-Blei für die SPD-Landtagsfraktion. Bildungsreformen als „Trippelschrittchen statt Siebenmeilenschritt“ kritisiert FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke. Und der bildungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion Rainer Balzer ortet die Übernahme eigener Ideen. Jedoch gelte wie immer bei der Landesregierung dies: „Alles kommt zu spät, und das, was kommt, ist zu wenig.“

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