Themen des Artikels

Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen

Glosse

Tiere sind auch nur Menschen

Das Mitgefühl des Landwirtschafstministers ist groß: Eine Luchskatze im Nordschwarzwald ist sieben Monate nach ihrer Auswilderung gestorben. Von Trauer und Tragik ist in Stellungnahmen die Rede. Wird von den Opfern der Willdkatze ähnliches Aufhebens gemacht? Und ist das deutsche Ausscheiden bei bei der EM nicht mindestens ebenso tragisch?

Luchse fangen meist an der Keule an zu fressen.

Xaver Klaussner – stock.adobe.com)

Mitgefühl ist eine schöne Tugend. So rührt es ans Herz, wenn man die ersten Worte einer Meldung aus dem Landwirtschaftsministerium von Peter Hauk liest. „Wir sind sehr traurig über den Tod unserer … Es ist doch hoffentlich keine Parteifreundin verstorben, von näheren Angehörigen zu schweigen? Nein, eine Luchskatze im Nordschwarzwald hat das Zeitliche gesegnet. „Da keine Behandlung anschlug und zur Vermeidung weiteren Leidens musste das Tier leider eingeschläfert werden“, heißt es weiter. Der WWF würdigt die Luchsin gar als „Pionierin“ eines Auswilderungsprojekts und sprach von einem „tragischen Verlust“.

Nanu? Ist das nicht eine Nummer zu groß auf der Gefühlsskala? Mit solch zarter Anteilnahme am Schicksal eines einzelnen Raub-, pardon Wildtiers hat sich der Christdemokrat fraglos für sämtliche Franz-von-Assisi-Medaillen qualifiziert. Aber hat Hauk, als Oberförster des Landes, nicht 2023 den Abschuss eines Wolfes gefordert, immerhin des engsten Verwandten des besten Freunds des Menschen, dem Hund? Und greift er nicht sogar als passionierter Jäger selbst gelegentlich zur Flinte? Kondoliert er auch den Rehen und deren Ehepartnern und Kindern, die bei einen Luchsangriff, in Stücke gerissen, auf brutale Weise ihr Leben verlieren? Kurzum: Sind hier nicht die Dimensionen verrutscht? Sehr traurig, ja, tragisch ist es, dass die Spanier nach ihrem Sieg gegen uns am Sonntag nach dem vierten EM-Titel greifen und so, vor Deutschland, alleiniger Rekordhalter der Fußballeuropameisterschaft werden könnten. Uups. Auch das ist vielleicht eher einfach nur:  schade.

Nutzen Sie die Vorteile unseres

Premium-Abos. Lesen Sie alle Artikel aus Print und Online für

0 € 4 Wochen / danach 189 € jährlich Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren

Lesen Sie auch