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Studie zeigt Stereotype in Medienberichterstattung
Mannheim. Stigmatisierungen und Stereotypisierungen ethnischer Gruppen, direkt (explizit) oder durch negative Assoziationen (implizit), sind in allen Medien zu finden. Das zeigt eine Studie des Mannheimer Kommunikationswissenschaftlers Philipp Müller. Der Forscher und sein Teams haben Inhaltsanalysen von rund zwei Millionen deutschsprachigen Nachrichtenartikeln aus dem Jahr 2022 durchgeführt. Schwerpunkt lag auf Texten über Menschen aus Russland, der Ukraine, Polen, Frankreich, Großbritannien und den USA. Denn Menschen aus diesen Staaten kamen im vergangenen Jahr in der Berichterstattung am häufigsten vor.
Unterschiede zwischen den verschiedenen Medien sind groß
Das Team um Philipp Müller hat explizite und implizite Stigmatisierung in vier Medientypen untersucht: Qualitätsmedien, Boulevardmedien, rechten sowie linken Alternativmedien. Das wichtigste Ergebnis: Boulevardmedien berichten tendenziell am positivsten über die untersuchten Gruppen, sowohl explizit als auch implizit. Vor allem Franzosen, Briten und Amerikaner werden positiv dargestellt. „Dieser Befund überrascht nicht unbedingt, wenn man sich vor Augen führt, dass die deutsche Boulevardpresse von ihrer politischen Ausrichtung her starke prowestliche Tendenzen aufweist“, sagt Müller. In den Qualitätsmedien werden Russen, aber auch Ukrainer und Polen implizit wie explizit negativer dargestellt als die übrigen Gruppen; die explizite Darstellung von Franzosen und Amerikanern ist in den Qualitätsmedien ebenfalls leicht negativ. Rechte und linke Alternativmedien bieten im Durchschnitt das höchste Maß negativer Stigmatisierungen, sowohl explizit als auch implizit. Nur über Briten und Amerikaner wird auch in den Alternativmedien positiver berichtet, allerdings nur implizit. Wie sind diese Unterschiede zu erklären? Teilweise dadurch, so heißt es in der Studie, dass Qualitäts- und Boulevardmedien stärker auch über positiv besetzte Themen wie Sport und Prominente berichten; Alternativmedien dagegen konzentrieren sich meist auf wirtschaftliche und politische Themen. Insgesamt belegt die Studie eine große Diskrepanz in der Berichterstattung über ethnische Gruppen, die Ländern zugeordnet werden. Ein pro-westlich verzerrendes Deutungsmuster ist in allen untersuchten Medientypen zu finden.
Gegen Stigmatisierung helfen Sensibilisierung und Themenvielfalt
Wie ist Abhilfe möglich? Den Mannheimer Forschern zufolge könnte „Sensibilisierung von Journalist*innen für das Vorhandensein dieser impliziten und expliziten Muster dazu beitragen, die Reproduktion von Stereotypen zu reduzieren“. Hilfreich wäre zudem mehr Themenvielfalt in der Berichterstattung, sodass ethnische Gruppen nicht nur im Zusammenhang mit negativen Themen wie Krieg und Kriminalität erscheinen.