Strobl wird nicht erneut für den CDU-Landesvorsitz kandidieren
Stuttgart. CDU-Landtagsfraktionschef Manuel Hagel und der Noch-Landesvorsitzende Thomas Strobl haben die wochenlange Hängepartie um die personelle Neuausrichtung an der Spitze der Partei beendet: Der 63-jährige Innenminister wird nicht mehr zur Wiederwahl antreten. Nach internen Beratungen in Präsidium und Landesvorstand machte Strobl am Montag in einem Pressestatement öffentlich, dass seine Ära mit dem Landesparteitag am 18. November in Reutlingen vorüber sein wird. In den Startlöchern steht Hagel, der sich Mittwoch bei einer Kreisvorsitzendenkonferenz offiziell präsentieren will.
Kritik am nicht abgesprochenen vorgehen
Es gab eher angespannte Mienen, als Strobl, Hagel und Generalsekretärin Isabell Huber die Neuigkeiten verkündeten, die keine mehr waren. Schon Sonntagabend hatten sich die seit vor der Sommerpause wabernden Gerüchte konkretisiert, der Fraktionschef habe oder werde Strobl, Parteichef seit 2011, vom Rückzug überzeugen. Ein letztes Mal hatte Strobl ganz offensichtlich das Heft des Handels allerdings so sehr in der Hand, dass im Hagel-Lager erst einmal heftig Kritik geübt wurde am nicht abgesprochenen Vorgehen. Groß war deshalb der anfängliche Ärger, bevor Präsidium und Landesvorstand nacheinander zusammentraten. Selbst einen gemeinsamen Auftritt vor der Landespresse sollte es ursprünglich nicht geben. Und um Peinlichkeiten möglichst zu vermeiden, wurden Journalistenfragen erst gar nicht zugelassen.
Nach fast fünf Stunden gab es dann doch noch einen Schulterschluss zwischen dem amtierenden und dem künftigen Landesvorsitzenden, übrigens erst des siebenten nach der späten Vereinigung der vier Bezirksverbände anno 1972. „Wir haben, da das eine sehr wichtige Entscheidung für die CDU Baden-Württemberg gewesen ist, in den vergangenen Tagen und Wochen liebevolle und intensive Gespräche miteinander geführt, der Manuel und ich, aber auch andere“, verkündete der Innenminister, der dieses Amt bis zum Ende der Legislaturperiode weiter bekleiden und auch weiter Stellvertreter von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bleiben wird. Denn: „Ich trete beiseite, arbeite in der Mannschaft weiter.“ Ein Umstand, der der nicht zuletzt für Kretschmann selber von Bedeutung sein wird, denn der hätte gerne noch in der bisherigen Konstellation weitergemacht.
Noch nie war ein Landesvorsitzender zeitgleich Fraktionschef
Nicht nur für den Ministerpräsidenten und die Landesregierung, sondern vor allem für die Südwest-CDU ist die Stabübergabe verbunden mit einer neuen Machtkonzentration. Noch nie war ein Landesvorsitzender zeitgleich Fraktionschef, weil Hans Filbinger, Lothar Späth, Erwin Teufel, Günther Oettinger und Stefan Mappus die Partei als Ministerpräsidenten führten, Strobl wiederum wurde um blieb Innenminister. Die neue Doppelrolle wird Hagel viel abverlangen, nicht zuletzt als Brückenbauer, weil keineswegs alle ihm verziehen haben, dass er zwar den Wahlkampf der CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann vor drei Jahren managte, am Ende aber keine Mitverantwortung für die Niederlage tragen mochte. Stattdessen rotierte der Bankbetriebswirt an Spitze der Fraktion nach nur einer Legislaturperiode Landtagserfahrung und gilt seither als kommender Mann. Seit Juli 2023 ist er sogar Chef der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzendenkonferenz. Strobl erinnerte in seinem kurzen Statement noch einmal daran, wie er den Grundstein für den Aufstieg gelegt und den damals erst 28-Jährigen 2016 zum Generalsekretär gemacht hat. Er sei zu jung, habe es damals geheißen. „Wenn das der einzige Nachteil ist“, zitierte sich der Noch-Landesvorsitzende selber, „dann verbessert der sich jeden Tag.“