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Strategien für den Erhalt des Waldes
Stuttgart. Ende Juli erst hat Forstminister Peter Hauk (CDU) den Ehrenpreis der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald erhalten. Kein Wunder, denn der Wald liegt dem studierten Förster auch besonders am Herzen. Hauk ist überzeugt: Die zukünftigen Herausforderungen werden wir „nur mit einer aktiven Waldpflege und nachhaltigen Waldwirtschaft bewältigen können“.
Denn die vergangenen Jahre haben die Folgen des rasanten Klimawandels für die Wälder deutlich gemacht. „Sturm, Trockenheit und Borkenkäfer setzen dem Wald zu gefährden seine Stabilität und damit den Lebensraum von Tieren und Pflanzen, die Holzversorgung und seine Eigenschaft als beliebter Erholungsraum“, sagt Hauk. Die Geschwindigkeit des Klimawandels überfordere das natürliche Anpassungsvermögen der Wälder. „Nur mit aktiver, pfleglicher und naturnaher Waldwirtschaft haben wir eine Chance, die Wälder bei diesem Anpassungswettlauf zu unterstützten“, so Hauk.
So spielte bei seiner diesjährigen Sommerreise auch das Thema Wald wieder eine wichtige Rolle, etwa im Landkreis Freudenstadt, wo Forst BW ein kleines Moor aus der Eiszeit wieder renaturiert. Oder im Hochschwarzwald, wo er sich die Waldbewirtschaftung zugunsten des Auerhuhns angeschaut hat. Oder im Schwäbisch-Fränkischen Wald, wo er sich über die Potenziale des Walds als Wasserspeicher informierte.
Gemeinsam mit Verbänden und Wissenschaft hat das Land Waldentwicklungstypen (WET) erarbeitet, eine Arbeitshilfe für alle, die Wälder im Klimawandel bewirtschaften. Diese hat Minister Hauk nun im Rahmen seiner Sommertour im Stadtwald Eppingen vorgestellt.
Bisherige Gewissheiten in der Waldwirtschaft hinterfragen
„Der Klimawandel führt dazu, dass wir bisherige Gewissheiten in der Waldwirtschaft hinterfragen und auch lernen müssen, mit Ungewissheiten zu leben“, sagt Hauk.
So galt etwa die Buche vor 15 Jahren noch als Baum, der gut mit veränderten Temperaturen zurecht kommt. Damals war schon klar, dass die Fichtenbestände, der wichtigste Baum für die Holzwirtschaft, massiv bedroht waren. Die WET-Risikokarten zeigen durch den immer schneller voranschreitenden Klimawandel nun auch im Rheintal eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Buchenmischwälder durch Dürren, Schadorganismen und Extremwetter bedroht sind. Im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb wird das Risiko für diese Waldtypen eher gering bewertet. In tieferen Lagen, wie dem Rhein-Neckar-Raum hingegen steigt es auf ein mittleres bis hohes Risiko.
Tannen-Mischwälder stehen sogar in weiten Teilen Baden-Württembergs auf Rot. Deutlich besser sieht es hingegen für Kiefern-Mischwälder aus. Sie haben in weiten Teilen des Landes noch gute Zukunftsaussichten. Die große Ausnahme ist das Rheintal.
Die Karten gibt es nicht allein als landesweiten Überblick, sondern auch heruntergebrochen auf jeden Stadt- und Landkreis.
Für Baden-Württemberg wurden insgesamt 14 Waldentwicklungstypen ausgewiesen. „Sie umfassen Waldbestände mit einem vergleichbaren waldbaulichen Ausgangszustand und mit vergleichbarer Zielsetzung“, sagt Hauk. Zudem wird jeweils beschrieben, wie die Wälder für den Klimawandel fit gemacht werden können.
Lob vom Landeswaldverband für Waldentwicklungstypen
Der Landeswaldverband Baden-Württemberg lobt die WET als vielseitiges Instrument für die Gestaltung zukunftsfähiger Wälder. Damit könnten die Waldbewirtschafter den Wäldern, die massiv unter Stress stünden, „nun besser helfen“, sagt Geschäftsführer Ulrich Potell. Er bezeichnet die WET-Richtlinie als einen „mächtigen Werkzeugkasten, der den Klimawandel mitdenkt“.
Im Vordergrund stünden sowohl der Walderhalt als auch die Erhaltung der Vielfalt und die nachhaltige Nutzung von Wäldern. Denn der Umbau der Wälder mit Blick auf den Klimawandel ist ein Mehrgenerationenprojekt. Die WET werden permanent weiterentwickelt. Sie sind ein Teil der Waldstrategie 2050 des Landes.