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Reinhard Löffler

Reinhard Löffler (links) zusammen mit Michael Ballweg und Rechtsanwaltskollege Hans Böhme beim Prozess gegen den Kopf der „Querdenken“-Bewegung.
dpa/Marijan Murat)„Ich muss mich jetzt um meine Mandanten kümmern.“ Kaum ist das Interview vorbei, muss er schon wieder fort. Obwohl doch die griechische Köchin in der CDU-Fraktionskantine eine Lasagne gezaubert hat. Die dürfen jetzt andere essen.
Reinhard Löffler ist ein Wanderer zwischen den Welten. Am Montag stand er noch im Landgericht, 200 Meter Luftlinie vom Haus der Abgeordneten entfernt. Dort kommentierte er vor laufenden Kameras den Stand des Ballweg-Prozesses, denn Löffler ist nicht nur CDU-Landtagsabgeordneter, sondern auch Pflichtverteidiger im Verfahren gegen den Kopf der „Querdenken“-Bewegung, der wegen versuchten Betrugs und Steuerhinterziehung angeklagt ist.
Einen Tag später erläutert der 70-Jährige bei einem Espresso an der Tür zum Fraktionssaal der CDU, warum die Staatsanwaltschaft einer Einstellung des Verfahrens nicht zugestimmt habe, obwohl doch aus Sicht des Gerichts alles für einen Freispruch spräche – aus Mangel an Beweisen. Schuld seien nicht die beiden jungen Staatsanwälte. Und auch nicht Justizministerin Marion Gentges (CDU), obwohl sie doch gegenüber der Staatsanwaltschaft ein externes Weisungsrecht hat. Die Drahtzieher vermutet er in Berlin. Die Demonstranten, die 2020 mit Ballweg gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße gingen, seien wohl „dem einen oder anderen auf den Keks gegangen“. Etwa Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD).
Faeser ist nicht die Einzige, die Löffler gegen den Strich geht. Den Landtag wird er nach drei Legislaturperioden in einem Jahr verlassen. Der Stuttgarter CDU-Parteichef Maximilian Mörseburg (32) „und seine Krabbelgruppe“ hätten eine Mehrheit gegen ihn organisiert. Löffler verlor die Abstimmung vor zwei Wochen mit 89 zu 10 Stimmen: „Eine Hinrichtung“, kommentiert er. Nun wird Mörseburgs bisheriger Büroleiter Shajeevan Thavakkumar im Wahlkreis „Stuttgart III“ antreten.
Der sieht den Sachverhalt ein wenig anders: „Die Nominierungsversammlung lief demokratisch und fair ab. Das eindeutige Ergebnis verschafft mir Rückenwind für den Wahlkampf“, sagt Thavakkumar. Und Mörseburg betont, dass er keine Anrufe getätigt habe, um eine Mehrheit zu organisieren. Möglicherweise sei es den Mitgliedern auch um einen Generationswechsel gegangen.
„Die Leute mögen mich“, ist Löffler überzeugt. Bei der Partei ist er da nicht so sicher. Das mag damit zu tun haben, dass er auch Menschen verteidigt, die andere nicht mit der Kneifzange anfassen würden. Etwa den Ex-AfD-Landtagsabgeordneten Heinrich Fiechtner, der seit Dienstag ebenfalls vor Gericht steht. Allerdings ohne Löfflers Beistand, weil man sich kurz vor der Verhandlung entzweit hat. Fiechtner wird unter anderem die Verwendung des Hitlergrußes zum Vorwurf gemacht. Als Abgeordneter wurde er zwei Mal von der Polizei aus dem Plenarsaal getragen.
Löffler, der in Südbaden geboren wurde, war ein Berufsleben lang für den IT-Konzern IBM tätig. Er machte Lobbyarbeit in Washington. „Mit 60 bin ich ausgestiegen und habe das gemacht, was ich immer wollte: Feld-, Wald- und Wiesen-Anwalt“. Bis heute. Und gerne noch ein bisschen länger. „Ich bleibe Anwalt, bis der Sargdeckel zuschlägt.“
Drei Fragen…
Was stehen Sie zur Brandmauer?
Das sind nette Worte. Ich möchte nicht mit Menschen zusammenarbeiten, die außerhalb des Grundrechts stehen. Aber ich weiß auch, dass sich Menschen ändern können.
Heißt das, dass Sie auch mit jemandem von der AfD einen Espresso trinken?
Auf jeden Fall. Wenn man nicht miteinander redet, kommt man nicht weiter. Ich verstehe mich als Brücken-, nicht als Grabenbauer.
Und wie sieht es mit der Linken aus?
Da habe ich überhaupt kein Problem. Ich denke, man muss in der Sache streiten. Aber der Person muss man mit Respekt gegenübertreten.